- Noch'n Versuch, wg. der Freigeld-Freunde (Danke, JüKü für die Lösung vorab): - dottore, 24.04.2001, 01:16
Noch'n Versuch, wg. der Freigeld-Freunde (Danke, JüKü für die Lösung vorab):
Verehrte Freunde,
ein erster kleiner Fundbericht von einer längeren Reise durch das"Brakteaten-Gebiet". Was wieder ein Mal sehr schön beweist, was für
einen Kokolores uns die"Freiwirte" auf zu binden versuchen; es ist just, was R.Deutsch schlicht"Stuss" nennt.
Die kleinen Anmerkungen von mir mit *:
"Brakteaten
Bis ins 12. Jahrhundert hinein waren die Pfennige durchweg recht kleine, zweiseitig geprägte Münzen.
Anfang jenes Jahrhunderts kann man jedoch im Osten Sachsens..."
* Aha, aber die Brakteaten sollen ein europa-umfassendes Geldsystem gewesen sein, das die"Hochblüte" des MAs
erklärt, die hunderte von romanischen Domen, von gotischen Kathedralen. Die Buchkunst, die Elfenbeinschnitzereien, die
Schatztruhen voller Evengeliare und die Reliquienschreine. hihi...
"...beobachten, daß die Münzen stets
größer und dünner wurden, bis die Stempel schließlich auf die jeweilige Rückseite durchschlugen. Um 1130
wurden dann in der Mark Meißen die ersten"Brakteaten" (lat. bractea = dünnes Blech) hergestellt,"
* Aha, aber es gab ja schon welche im frühen MA in GB, zum"Brakteaten-König" Offra komme ich schon noch, vgl. die
Stack Collection (Sotheby's, April 1999), nur gemach...
"...d. h.
Pfennige, die nur noch einseitig geprägt, sehr dünn und relativ groß waren. Der Begriff"Brakteat" wurde
aber erst nach der Mitte des 17. Jahrhunderts dafür verwandt. Die Brakteaten lösten bald nördlich des
Mains und östlich der Weser"
* Aha, also doch"europaweit", wie die Freiwirte faseln...
"die zweiseitig geprägten Denare (heute auch"Dickpfennige" genannt) ab,
nicht aber in den wirtschaftlich weiter entwickelten"
* Aha, also war die"Hochblüte" in den wirtschaftlich weniger"weit" entwickelten Gebieten zu bestaunen, hihi...
"Gebieten des Rheinlands, Westfalens und Bayerns, wo
man schon länger an die Geldwirtschaft gewöhnt war und wohl auch der Fernhandel eine größere Rolle
spielte. Da die Brakteaten aus sehr dünnen Blechen hergestellt wurden, waren (und sind) sie sehr fragil.
Die mittelalterlichen Händler trugen sie daher nicht wie die Dickpfennige in Geldbeuteln bei sich, sondern
übereinandergeschichtet in speziellen Behältern aus Holz, Leder oder Blech."Eine solche Lederkapsel",
berichtete die Naumburger Heimat 1934,"wurde in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts im
zugefüllten Stadtgraben am früheren Wenzelstore gefunden. Diese Kapsel war noch leidlich gut erhalten.
Sie enthielt solche alten Geldmünzen und mag vielleicht mit dem Brandschutt früherer Jahrhunderte
dorthin geraten sein." Leider ist uns dieser Fund nicht erhalten geblieben.
Kleingeld:
Der tatsächliche Wert des Pfennigs berechnete in der Praxis nach seinem Gewicht und seinem Silbergehalt.
Große Beträge wurden einfach nach Gewicht"
* Aha! Dolle Umlaufsicherung, wenn es wieder mit dem Wiegen los geht, heua, heua...
"(Mark, Pfund) abgerechnet, wodurch man sich die Mühe des
Zählens sparen konnte. Da aber auch der einzelne Pfennig einen relativ hohen Wert darstellte, war im
Alltag der Mangel an einem kleineren Nominal das größere Problem."
* Aha, was war denn bloß mit der Tauschfunktion der Brakteaten, alias einer Frühform des freiwirtschaftlichen Bargeldes
los? Hihi...
"Deshalb wurden leichte Pfennige
geprägt, die nur die Hälfte oder ein Viertel des normalen Pfennigs wogen...."
* Und so weiter, und jetzt kommen wir zu dem Wertverlust des frühen freiwirtschaftlichen Geldes. Nämlich der verlief so:
[img][/img]
* Zur Kenntnis:
Udo I. 1125-1148,
Engelhard 1207-1242
Ludolf 1280-1285.
Und dann war halt Feierabend mit dem wunderschönen frühen"Freigeld".
"Uneingeschränkt positiv waren die mittelalterlichen Verhältnisse für die jeweiligen Münzherren.
* Aha. Sie konnten sich bequem entschulden. So, so...
"„Regionaler Pfennig“ bedeutete nämlich, daß eine Münze nur dort galt, wo sie geschlagen wurde, d. h. im
Machtbereich des zuständigen Münzherren. Dies bedeutete u.a., daß jeder ortsfremde Händler erst
einmal gegen Gebühr sein fremdes Geld umtauschen mußte, bevor er es ausgeben konnte und zwar bei
dem durch den Münzherrn eingesetzten Münzer, der allein dazu berechtigt war. Noch weit mehr ließ sich
aber an der eigentlichen Geldherstellung verdienen."
* Aha! Die Freiwirte wollen sich in den Besitz des Münz- alias Geldmonopols bringen, um uns alle dann so richtig abzuzocken.
Nee, nee...
"Die Differenz zwischen dem Nennwert der Münzen
und ihrem Materialwert zuzüglich der Prägekosten behielten die Münzherren als Schlagschatz ein. Von
Köln wissen wir, daß der Schlagschatz Ende des 12. Jahrhunderts 12 Pfennige von der Mark betrug und
daß der Erzbischof diese Münzstätte und die Einnahmen aus dem Wechselgeschäft für die stolze Summe
von 1000 Mark jährlich verpachtete."
* Ach, so! Wer wird denn wohl vom"modernen" Freigeldsystem profitieren? Oldy und sein Mister XXX? Oho...
"Kleinere Münzstätten brachten entsprechend weniger Pacht, auch
der Ertrag der Naumburger Münzstätten ist bestimmt nicht gering zu veranschlagen.
Gerade weil diese Einkünfte so wichtig waren, suchten und fanden die Münzherren nach Wegen, diese
noch zu steigern: die Münzen wurden in unterschiedlichen Abständen „verrufen“, d. h. für ungültig
erklärt. In Köln geschah dies regelmäßig bei zwei Gelegenheiten, beim Amtsantritt eines neuen
Erzbischofs und auf die Reichsheerfahrt zur Kaiserkrönung nach Italien. Erzbischof Wichmann von
Magdeburg verrief seine Münzen sogar zweimal pro Jahr!"
* Wichmann war der absolute Hochleistungskriminelle, siehe mein Posting im neuen Buch von Tobias und JüKü!
"Ob er dies zuvor in seinen Jahren als
Naumburger Bischof (1149-1154) ebenso gehalten hatte, wissen wir leider nicht, wahrscheinlich hielt er
sich zu jener Zeit aber noch an die üblichere Verfahrensweise, die Münzverrufung jährlich oder in
größeren Abständen durchzuführen. Die Verrufung einer Münze machte diese mit sofortiger Wirkung
ungültig, und sie bedeutete gleichzeitig den Zwang, das ungültige gegen neues Geld zu tauschen, wobei
gewöhnlich 12 alte Pfennige gegen 9 der frischen Prägung getauscht wurden, d. h. die Münzherren
belegten das umlaufende Geldvermögen mit einer massiven Steuerlast."
* Auf diese Steuern können wir gern verzichten. Oder soll sie uns als Ã-ko-Bargeld-Steuer verkauft werden? Nöö, nöö....
"Noch heute sichtbarer Nachweis der mittelalterlichen Geldpolitik sind die Münzbilder der Brakteatenzeit;
denn die häufig neu geprägten Münzen mußten sich deutlich genug von den verrufenen unterscheiden,
um auf Anhieb erkennbar zu sein. Die Größe der Brakteaten kam diesem Bedürfnis sehr entgegen und die
Münzmeister des 12. und 13. Jahrhunderts nutzten die Vorgaben, um Bilder von hoher künstlerischer
Qualität zu schneiden, die in ihrer Art einen Höhepunkt romanischer Kunst bedeuten.
* Daaas also war die"Hochblüte" des MA? Damals wäre ich als Stempelschneider auch ein Hochblütiger gewesen...
"Wie es für die
Romanik charakteristisch ist, erscheinen die verwendeten Bildelemente in stark typisierter Form.
Topische architektonische Motive wie Kuppeln, Türme, Mauern und Tore rahmen oftmals menschliche
Figuren ein, die ihrerseits nie individuell dargestellt werden. Diese Figuren repräsentieren zumeist den
Münzherren, gekennzeichnet durch die spezifischen Attribute seines Standes: Schwert, Fahne, Panzer
lassen den weltlichen Dynasten erkennen; Mitra, Krummstab, Kreuzstab, Lilienzepter und Buch begleiten
geistliche Herren und dementsprechend finden sie sich auf den Naumburger Brakteaten in vielerlei
Variationen vertreten, während etwa auf dem abgebildeten Brakteaten aus der kaiserlichen Münzstätte
Altenburg die Autorität Friedrichs I. (1152-1190) durch die Attribute Krone, Lilienzepter und Reichsapfel
repräsentiert wird. Die fast ausschließlich lateinischen Umschriften sind oft kaum zu entziffern, weil
leseunkundige Stempelschneider"
* Kulturelle Hochblüte? Aber schreiben konnten sie noch nicht so recht...
"die Buchstaben mehr nach derem ornamentalen Wert nutzten und
Schrift gelegentlich nur imitierten. Jahreszahlen und Wertangaben fehlen in dieser Zeit noch ganz. Im 13.
Jahrhundert entfällt die Umschrift dann oft vollständig und das dargestellte Bildprogramm wird für uns
heute zum einzigen Merkmal, das die Identifikation des Münzherrn und der Münzstätte und damit auch die
genauere Datierung erlaubt. Die Zuordnung der Brakteaten zur jeweiligen Münzstätte erfolgt am
sichersten durch die Umschrift, wobei die Kürzel NVM, NV, N für Naumburg (numburg[ensis]) stehen und
CIC, CIE, C für Zeitz (cice[nsis]). Das häufige E steht für episcopus, Bischof. Im Münzbild erfolgt die
Unterscheidung durch die Kopfbedeckung: Während der Bischof im Naumburger Münzbild stets eine Mitra
trägt, ist der bischöfliche Münzherr auf den Zeitz zugeschriebenen Münzen barhäuptig und zeigt meist
sein gelocktes Haupthaar."
* Lockig-flockig das Ganze, gelle?!
"Freiwirte", Ihr seid dran! Entweder jetzt kommen endlich Argumente oder Ihr packt einfach still und leise ein. Eine Inflationswährung
fabrizieren kann nämlich jeder! Keinerlei Kunst.
Gruß
d.
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