- Der Steuerprüfer (Gedicht vom Baldur, gewidmet allen geschundenen Steuerzahlern) - Baldur der Ketzer, 24.06.2001, 15:06
- Klarstellung: Der absurdistanische Steuerprüfer, denn anderswo sinds anders - Baldur der Ketzer, 24.06.2001, 15:18
- Re: Klarstellung war überflüssig - D. von einer seiner vielen"feinen" Seiten! (owT) - André, 24.06.2001, 20:25
- Re: Klarstellung war überflüssig - D. von einer seiner vielen"feinen" Seiten! - Baldur der Ketzer, 24.06.2001, 22:21
- Re: Klarstellung war überflüssig - D. von einer seiner vielen"feinen" Seiten! - Der Unsichtbare, 24.06.2001, 22:41
- Re: Klarstellung war überflüssig - D. von einer seiner vielen"feinen" Seiten! - André, 25.06.2001, 13:32
- Re: Klarstellung war überflüssig - D. von einer seiner vielen"feinen" Seiten! - Baldur der Ketzer, 24.06.2001, 22:21
- Re: Klarstellung war überflüssig - D. von einer seiner vielen"feinen" Seiten! (owT) - André, 24.06.2001, 20:25
- Re: Der Steuerprüfer - und der Dichterfürst - nereus, 24.06.2001, 20:04
- Re: Der Steuerprüfer. Ein kafkaeskes Meisterwerk vom Baldur. mkT - Toni, 24.06.2001, 21:03
- Re: Der Steuerprüfer. Ein kafkaeskes Meisterwerk vom Baldur. / Toni - JüKü, 24.06.2001, 21:09
- @JüKü wegen Gedichten - Toni, 24.06.2001, 21:31
- Re: Ein kafkaeskes.... - Baldur der Ketzer, 24.06.2001, 22:29
- Re: Der Steuerprüfer. Ein kafkaeskes Meisterwerk vom Baldur. / Toni - JüKü, 24.06.2001, 21:09
- Klarstellung: Der absurdistanische Steuerprüfer, denn anderswo sinds anders - Baldur der Ketzer, 24.06.2001, 15:18
Klarstellung: Der absurdistanische Steuerprüfer, denn anderswo sinds anders
>Der Steuerprüfer
>Frühmorgens ists, die Post ist da,
>die Vögel zwitschern trallalla,
>man denkt nichts Böses, und, habt Acht,
>ein Brief vom Finanzamt - na dann gute Nacht.
>Wolln wir mal sehn, was wollen Sie denn,
>aha, ne Betriebsprüfung, ach, wie schön,
>blah blah in zwei Wochen, morgens um neun,
>da können wir uns jetzt auf vieles schon freun ;-(.
>Heiß siedend grummelt der plötzliche Schrecken,
>was wird er wohl tief unten entdecken,
>in den Papieren und Akten, begraben am Grund,
>liegt da womöglich ein ganz dicker Hund?
>Was kann er denn suchen, was wird er wissen,
>so grübelt man nach, des Nachts in den Kissen,
>morgen, da wird in der Buchhaltung g´blättert,
>auch wenn da die Frau oder Freundin sehr wettert.
>Und am Morgen wird gründlich sodann,
>Ordner und Ordner akribisch durchgang´.
>Alles in Ordnung, da ist alles klar,
>alles vorhanden ist, was immer war.
>Mal nachgedacht, was war denn damals so alles,
>damit man gewappnet ist, im Falle des Falles,
>nein, gar nichts war da schon besondres,
>es lief alles glatt, Ladies und Hombres.
>Na, dann kann er doch kommen,
>zwar gibts keine Wonnen,
>doch anhaben kann er ein´m nix.
>Denkt sich der Michel, foxy und fix.
>Warten wir ab, was der Bruder so will,
>das Gewissen ist rein, doch dumpf das Gefühl,
>man kann ja nie wissen, was er draus macht,
>und legt er ne Schlinge, na dann, habe Acht.
>Der Tag der Prüfung, er naht herbei,
>zwei Wochen voll Frust und Einerlei,
>die Stimmung ist mies und ernst und verdrossen,
>das Finanzamt gehört sich zum Himmel geschossen.....
>Dann endlich, man sehnts fast herbei,
>steht er vor der Tür - sein Name ist Mey,
>er wirkt steril, unnahbar und eisig,
>sogar im Gebüsch erstarrt da der Zeisig.
>Wie kann man ihn schildern, den Beamten schlechthin,
>ne dünne Statur, ein Grübchen im Kinn,
>der Anzug ist alt, vom Großvater sicher,
>in der Disco gäbs sicher ne Menge Gekicher.
>Doch hier ist es ernst, bedrohlich fürwahr,
>er ist nicht Dein Freund, das ist sehr klar,
>er will nur Dein Bestes, und davon ne Menge,
>und freudig ballen sich fast seine Fänge.
>Wortkarg und einsilbig, still und sehr stumm,
>steht er zunächst im Gange herum,
>betritt dann das Zimmer, das extra bereit,
>damit er da Ruhe hat - für kurze Zeit.
>Es ist doch alles für uns völlig klar,
>wir wissen, daß alles in Ordnung nur war,
>so wird er vielleicht nach zwei, drei Tagen,
>wieder gottlob von dannen er traben.
>Er beginnt dann die Prüfung, schaut in die Papiere,
>macht sich Notizen, was soll das Geschmiere,
>er sagt nichts und frägt nicht, nichts will er wissen,
>er sitzt nur da, unbeweglich am Kissen.
>Wir erinnern uns an alte Zeiten,
>auch damals gabs keine Heiterkeiten,
>schon in der Schule kannten wir das,
>der eiserne Prüfer, das macht keinen Spaß.
>Abends, da geht er, früh kommt er wieder,
>ein Anblick ist Schrecken für all unsere Glieder,
>zwei Wochen lang geht das so, oder auch drei,
>oder auch vier - wann ists endlich vorbei?
>Man ist mit den Nerven am Ende sodann,
>und kurz vor dem Kollaps, da klotzt er ran,
>er hätte zu einigem noch ein paar Fragen,
>was würde man denn zu dem und dem sagen?
>Die Miene, die vorher war kalt und sehr stumm,
>sie wandelt sich sichtbar in Heiterkeit um,
>es scheint, er freue sich sehr seines Lebens,
>denn hier prüfte er scheins´nicht vergebens.
>Er blüht auf und erstrahlt im Zimmer,
>man schaut auf den Zettel und packts bald nimmer,
>was will er da, es ist nicht zu fassen,
>das weiß ich nicht, da muß ich passen.
>Wofür hat man nen Steuerberater,
>was soll nur das abstruse und blöde Theater,
>man machte doch immer alles ganz richtig,
>und was sagt der Kerl - das ganze sei nichtig?
>Der Blutdruck steigt auf alpine Höhn,
>man kann dort oben die Englein schon sehn,
>nein, nicht die Englein, eher die Teufel,
>man ist wie vom Elend ein kleines Häufl.
>Der Steuerberater, er redet ganz sachte,
>Junge, komm runter, was der da machte,
>das ist doch nur ein erster Bericht,
>und hilft er nicht ab, gehts vors Gericht.
>Nach Wochen des Wartens und Zögerlichkeit
>steht fest, der Typ ist zu gar nichts bereit,
>er will nichts hören und änderts auch nicht,
>das ist doch kein Mensch, das ist ein Wicht.
>Weil man ja sonst nichts zu tun hat,
>- man fühlt sich elend und unendlich matt -,
>gehts vors Gericht also, und da hofft man,
>Gerechtigkeit zu kriegen, irgendwann.
>Die Monate ziehen sich unendlich hinaus,
>die Tage sind schleppend, die Nächte ein Graus,
>die Sache hängt wie Damokles´ Stecher,
>oder dünstet wie weiland ein Schierlingsbecher.
>Der Tag vor Gericht, nun ist er gekommen,
>es herrscht fast Ehrfurcht, der Magen beklommen,
>sitzt man da unten im alten Gestühl,
>es wird einem heiß und dann wieder kühl.
>Die hohen Herren, sie kommen herein,
>man siehts ihnen an, jeder ein Hein,
>der eine noch müde, die Haare verwirrt,
>der andere gelangweilt, verstandesverirrt,
>der Vorsitzende ernst und eisern die Miene,
>der Vierte im Bunde auch auf der Schiene,
>der Berichterstatter, er bringt endlich Schwung,
>und rührt in den alten Geschichten herum.
>Der eine sagt dies, der Berater sagt das,
>nach fünfzehn Minuten voll ist das Faß,
>das Gericht ziehe sich zur Beratung zurück......
>die zehn Minuten.......wie von der Ewigkeit ein Stück.
>Beratung, was wird das da draußen wohl sein,
>Gelächter erschallt, das ist nicht fein,
>erzählen die Witze, was tun die außen,
>die werden doch nicht ein Glas Schampus saufen?
>Nach einer Schamfrist geht auf die Tür,
>die fünf kommen rein, wie bei ner Kür,
>man erhebe sich, das Gericht möchte sprechen,
>der Magen, es schwant ihm, er möchte brechen.
>Im Namen des Volkes erschallt es so dann,
>der Prüfer hat Recht, gut ist der Mann,
>der Kläger verliert, wie kanns anders sein,
>die Welt ist nicht gut, sie ist gemein.
>Der Steuerberater tröstet, das konnt man nicht wissen,
>anders triffts schlimmer noch, (man muß mal schnell........),
>der Trost ist gut gemeint, doch hilft er nur wenig,
>wir sind der Dreck, der Staat ist der König.
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<HR>
</center>
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