- Das Mittelalter - was lernen wir daraus? Teil I (mit"Hochblüte"-Kritik) - dottore, 25.06.2001, 19:25
- Re: Das Mittelalter - was lernen wir daraus?"Hochblüte"- Fleißarbeit! - André, 25.06.2001, 19:57
- Weizenpreise - black elk, 25.06.2001, 20:06
- Wie groß ist die Vernunft? - Boyplunger, 25.06.2001, 20:50
- Re: Wie groß ist die Vernunft? - dottore, 25.06.2001, 21:12
- Hypotheken - Der Unsichtbare, 25.06.2001, 21:39
- Re: Wie groß ist die Vernunft? - dottore, 25.06.2001, 21:12
- Re: Das Mittelalter - was lernen wir daraus? Teil I (mit"Hochblüte"-Kritik) - Fontvieille, 25.06.2001, 22:54
- Re: @Fontvieille / Das Mittelalter - was lernen wir daraus? Teil I - JÜKÜ, 26.06.2001, 00:01
Re: Wie groß ist die Vernunft?
Lieber Boyplunger,
Herzlichen Dank für Deine Aufmerksamkeit und Frage. Das Problem ist verzwickt, denn:
>Wenn die globalen Kreditketten reißen, d.h. wenn es den großen Schuldnern"im Weltmaßstab" an den Kragen geht, dürfte es auch für die großen Gläubiger sehr ungemütlich werden.
Ja, das ist ganz genau so wie Du schreibst.
>Zumal es schon vorgekommen sein soll, daß einzelne Herrschaften vom"aufgebrachten und seiner Existensgrundlage beraubten Pöbel" ins Nirvana gepustet wurden.
Klassisches"Revolutions"-Phänomen. Revolutionen gingen ja immer um entweder a) Umverteilung von Vermögen oder b) Umverteilung von Forderuneg, alias Schulden.
>Darüber hinaus dürften sie im Falle eines Zusammenbruchs ihrer größten Schuldner ( der Nationalstaaten) selber vom wirtschaftlichen Untergang bedroht sein.
DAS ist der Knackpunkt. Können sich die Nationalstaaten als"Körperschaften" außerhalb des Wirtschaftsgeschehens sehen oder sind sie TEIL desselben (weil sie eine Bevölkerung repräsentieren, die Gläubiger und Schuldner in ein und serselben Person ist).
<Also dürften sie in ihrem eigenen Interesse an einigermaßen stabilen Verhältnissen interessiert sein, was bedeutet Teilbankrotte zuzulassen. (Was im Endeffekt wenigstens ein Teil ihres Vermögens rettet.)
Dieses ist der Casus cnaxus! Gelingt es"Teilbankrotte" durchzuziehen, ohne dass dies sich auf die gesamte Wirtschaft auswirkt? Ich weiß noch, wie HERSTATT pleite ging, und da hatten alle Banken eine offene Flanke. Und heute? Wen juckt denn der Bankrott der Berliner Bankgesellschaft?
Wir müssen uns mit der zunehmenden Dickfelligkeit (="Systemvertrauen") des Publikums in solchen Fragen anfreunden. Damals, 1931, kippte die Pleite der Danat-Bank den Rest der Banken. Aber wird heute eine Pleite der CoBank noch irgendjemand wirklich aufregen?
DAS ist die Frage!
>Das setzt natürlich ein Mindestmaß von Vernunft voraus. Wie groß schätzen Sie die Chance, daß diese Herrschafften diese Vernunft aufbringen werden.
Es gibt jede Menge vernünftiger Vorschläge, das Schulden- bzw. Überschuldungsproblem aus der Welt zu schaffen (irgendjemand trifft's allerdings immer - und seien es nur die Aktionäre, die sich mit Kapitalschnitt anfreunden müssen).
Es ist und bleibt eine Frage der Psychologie: Lasse ich mir DM 1000 aus der Tasche ziehen, ohne dass ich anfange, zu krakelen?
Ich weiß es nicht!
Besten Gruß (und dran bleiben!)
d.
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