- Was beruflich tun in so einer Zeit? - Caspar, 04.07.2001, 16:25
- evtl. Jobangebot - SportiSteffen, 04.07.2001, 17:37
- Damit man dir Hinweise geben kann, solltest du schon schreiben, was du fuer - Josef, 04.07.2001, 19:56
- Re: Du hast nur Dich selbst. Also Selb(st)-ständig machen (als OHG) (owT) - dottore, 04.07.2001, 20:40
- Re: Dottore: Leider Widerspruch! - Ecki1, 04.07.2001, 23:35
- Re: Dottore: Leider Widerspruch! D'accord! - dottore, 05.07.2001, 00:56
- Re: Vorsicht, Tunnel... - JüKü, 05.07.2001, 01:08
- Re: Touché, Maître! - dottore, 05.07.2001, 01:54
- Und? GmbH oder KG oder GmbH Co. KG - Turon, 05.07.2001, 02:19
- Re: Dottore: Leider Widerspruch! D'accord! - Ecki1, 05.07.2001, 10:25
- Re: Vorsicht, Tunnel... - JüKü, 05.07.2001, 01:08
- Re: Dottore: Leider Widerspruch! D'accord! - dottore, 05.07.2001, 00:56
- Re: Dottore: Leider Widerspruch! - Ecki1, 04.07.2001, 23:35
Was beruflich tun in so einer Zeit?
Hallo,
ich will mal ein Thema anschneiden, das nur indirekt was mit Anlage zu tun hat, das mich aber im Moment sehr beschäftigt, und sich auch andere hier bewegt: was für"Positionen" sollte man beruflich eingehen, wenn es so schlecht kommt wie hier alle (inkl. mir) denken.
Das ist auch deshalb wichtig, weil ich z.B. so wenig Geld habe (netto Konto), dass ich es so schlau anlegen kann wie ich will, davon werde ich nicht leben können, basta. Klar ist, dass man keine dicken Finanzierungen sich ans Bein bindet. Aber sonst.
Ich habe jetzt ca. ein Jahr bei einer grossen Internetfirma gearbeitet - jetzt nicht alle Buh schreien, bitte - und zwar auch einfach aus Liebe zu diesem Medium, das immer in der Lage ist Plätze wie dieses Forum hier entstehen zu lassen, mit einer konzentrierten Mischung an Leuten mit im Grossen ähnlich gelagerten Ansichten, und vielen wertvollen und erhellenden Reibereien im Kleinen. Das war immer die grosse Chance des Internet. Es war nicht die grosse Chance des Internet sagenhaft reich zu werden ohne zu arbeiten - zumindest nicht für 99%.
Dazu fällt mit immer wieder das Bild ein, dass ich irgendwo im Netz auf meinen grossen ersten Entdeckungfahrten im WWW eingesammelt habe, war wohl anfang 1996, zum Thema"Internet und Geschäft":
Mit dem Internet ist es wie mit dem Wasser der Ozeane: es schwimmen Milliarden Tonnen von Gold gelöst darin herum, aber nur als flüchtige Spur. Man kann es alles herausfiltern, aber jeder der es tut verliert mit jedem Liter mehr Geld. -[i]--Anonymus
[/i]
Tja, und leider ist das Internet wenn man geschäftlich damit zu tun hat auch ganz anders. Es ist eine Geldscheiderei gewesen, jeder Kunde musste für jedes Komma was Zahlen, jeder Mitarbeiter wollte Firmenwagen, Handy, Laptop und Palm haben. Wenn neue Büros aufgemacht wurden, haben die Leute von den Maklerfirmen gestaunt, wie da eingerichtet wird. Das wichtigste waren immer die Hermann-Miller-Möbel und für Akquise waren sich alle zu Schade.
Das Anlass für das Posting ist meine Kündigung. Und jetzt sictze ich zufällig als letzter Mann in einer 1000-Quadratmeter-Etage, voll mit bunten Wänden, Halogenstrahlern und unaufgeräumten Schreibtischen von denen die Monitore und Telefone schon abgeräumt sind, auf denen die abgezogenen Kabel aber noch draufliegen. Ab und zu ruft noch mal ein verstörter Kunde an.
Also, wie sollte man sich auf die Zukunft einrichten. Das ist hier alles nicht so dramatisch gewesen, für die die sich ein bisschen gruseln wollen muss ich weiterverweisen an die Zentrale Meldestelle für ökonomische Internetwahnsinn,
die Website Fucked Company, hier ja schon bekannt, aber das ist eh schon Mainstream.
Ich gehöre eigentlich zu denen, die produziert haben, und das ist schon ne Meldung in sonner Firma. Auf einen der das"Produkt" herstellt kommen fünf die managen. Kann ja irgendwie auch schlecht gehen...
Wird es in zwei Jahren noch einen Markt geben für komplexe Internetservices, die z.B. tief verflochten sind mit den Abläufen und Herstellungsprozessen in den Firmen. Oder werden alle Firmen das bisschen Arbeit, das bleibt lieber weiter auf schönem, weissem A4-Papier abwicklen? Jükü sagt, dass die Eisenbahn im letzten Jahrhundert sehr wichtig für die Wirtschaft war, aber enttäuschend für die Eisenbahnunternehmer. Wieviel Leute konnten 1933 in den USA noch vom Autobauen und von der Radioproduktion leben? Das sind doch wohl etwa die Messlatten, oder? Was hat der Rest gemacht, und: sind welche verhungert? Mein Grossvater ist nach Argentinien gegangen zum Ã-lbohren, viel mehr weiss ich nicht. (Meine Grosseltern haben sich sechs Jahre lang vor ihrer Hochzeit Briefe mit dem Südamerika-Luftschiff geschickt und zusammengehalten.)
Mich würden mal die Gedanken von anderen interessieren, und ich nehme an, dass das nicht nur für mich eine drängende Frage ist.
Gruss, und sorry für die dunkle Wolke an dem schönen Sonnentag.
- caspar
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