- Zum Thema Flugsicherheit in Deutschland (Gepäckkontrolle) - Dionysos, 18.09.2001, 21:26
- Re: Zum Thema Flugsicherheit in Deutschland (Gepäckkontrolle) - Euklid, 18.09.2001, 22:03
- Re: Zum Thema Flugsicherheit in Deutschland (Gepäckkontrolle) - Jagg, 18.09.2001, 22:31
- Re: Zum Thema Flugsicherheit in Deutschland (Gepäckkontrolle) - Duffy, 19.09.2001, 13:20
- Re: Zum Thema Flugsicherheit in Deutschland (Gepäckkontrolle) - Euklid, 18.09.2001, 22:03
Zum Thema Flugsicherheit in Deutschland (Gepäckkontrolle)
Dieser Beitrag wurde soeben im MDR Fernsehen gesendet.
Sebastian Schmidt rüstet sich für eine neue Schicht. Seit anderthalb Jahren ist der 33-jährige Familienvater Fluggastkontrolleur auf dem Erfurter Flughafen. Er liebt seinen Job und er kennt die hohe Verantwortung, die er täglich übernimmt.
Ginge es allein ums Geld, hätte er allerdings längst hingeschmissen. Weil Sebastian Schmidt nicht beim Bundesgrenzschutz, sondern bei einer privaten Sicherheitsfirma angestellt ist, muss er mit einem Stundenlohn von 11,36 Mark seine Schichten schieben.
Sebastian Schmidt
Fluggastkontrolleur
"Es ist frustrierend, dass man sehen muss, dass einer der arbeitslos zu Hause sitzt für gar nichts mehr Geld bekommt wie wir, die wir uns auch die Nächte, die Wochenenden...das muss man ja auch sehen, man sieht im Sommer seine Familie kaum, wenn man nach Hause kommt ist man müde und das wird so schlecht bezahlt. Das sehen eben viele Kollegen nicht mehr ein."
Zu dem ohnehin alltäglichen Frust kommt seit fast einer Woche der zusätzliche Stress durch die neuen Sicherheitsvorschriften. Überall, wie hier in Leipzig, lange Warteschlangen vor den Kontrollpunkten. Hand in Hand mit dem BGS müssen die Kollegen noch genauer kontrollieren als sonst, die Bilder des Terrors in den USA im Nacken. Durchrutschen darf hier nichts, höchste Konzentration ist gefragt. Aber wegen der geringen Bezahlung ist für viele von Schmidts Kollegen der Job am Flughafen nicht der einzige
Sebastian Schmidt
Fluggastkontrolleur
"Man muss die Begleiterscheinungen sehen, dass Kollegen, Teilzeitkollegen, 2,3 Jobs haben nebenher, und dass sie von der Arbeit kommen, müde sind, abgehetzt sind, das als Durchlaufstation zur nächsten Arbeit und dass nur als einen von vielen Jobs und da leidet die Qualität früher oder später dann doch drunter."
Vor ein paar Tagen erst hat der Bundesinnenminister zusammen mit dem Verkehrsminister schärfere Kontrollen an den Flughäfen angekündigt. Doch die Weichen für die Situation, wie sie heute ist, wurden 1996 im Bundesinnenministerium selbst gestellt. Mit einem Schlag wurden damals die Fluggastkontrollen vieler deutscher Flughäfen privatisiert.
Klaus Utz
ver.di Bundesverband
"Die Bundesregierung hat einen Weg gesucht, Geld zu sparen. Die Folge war, dass die Dienste ausgeschrieben wurden, und der jeweils billigste, nicht der qualitativ beste, der billigste den Zuschlag bekommen hat. Und so passieren eben solche Dinger wie zum Beispiel da am Flughafen in Tegel war's, glaub ich, aber auch woanders kann man diese Qualitätsmängel feststellen."
Tegel 1997 - eine Maschine der Austrian Airlines wird entführt. Das Flugzeug war auf dem Weg nach Wien, der Entführer zwang den Piloten, wieder nach Berlin zurückzuführen. In Tegel hatte der Entführer eingecheckt - bei der Kontrolle seines Handgepäcks war niemandem aufgefallen, dass er ein Küchenmesser und zwei Holzknüppel bei sich trug. Nur durch viel Glück ging damals alles gut aus.
Eigentlich hätten die Verantwortlich sofort danach reagieren müssen - doch bis heute hat sich nichts getan. Dass der Bund Sicherheitsaufgaben über Jahre aus Kostengründen den Gesetzen des freien Marktes überlassen hat, das bestätigen auch die Erfahrungen der Anbieter.
Uwe Alschner
Piepenbrock Sicherheit
"Man kann sich das sicherlich nicht so vorstellen wie auf einem orientalischen Basar, wo gefeilscht wird. Es ist durchaus denkbar, dass auf Seiten des Auftraggebers zu bestimmten Zeitpunkten Kostengesichtspunkte, also der absolute Preis stärker in das Blickfeld rückt. Momentan erwarten wir eher etwas Gegenteiliges, das stärker die Qualität berücksichtigt wird, und weniger der reine Preis eines Angebotes die Grundlage solcher Entscheidungen wird."
Dass für Fluggastkontrollen mehr Geld ausgegeben werden kann, das zeigen Beispiele von anderen deutschen Flughäfen. Sebastian Schmidts Kollegen in Baden-Württemberg bekommen beispielsweise fast das Doppelte.
Sebastian Schmidt
Fluggastkontrolleur
"Der Herr Schily betont immer wieder, er will die Sicherheit an Flughäfen am Boden vergrößern, erhöhen. Und die kann er nicht für 11 Mark 36 erhöhen."
http://www.mdr.de/wir/index_beitrag_6481.html
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