- Alles eitel und Haschen nach Wind - siehe FAZ. LETZTES GRUNDSATZ-POSTING! - dottore, 23.09.2001, 14:34
- Einfach nur Danke!! - marsch, 23.09.2001, 16:59
Alles eitel und Haschen nach Wind - siehe FAZ. LETZTES GRUNDSATZ-POSTING!
Hi Jung und Alt,
in diversen Postings von mir mit Antworten, u.a. von Galiani, AndrĂš, Jacques, gings um die Frage, ob es Sinn macht, aus der Vergangenheit zu lernen und das Gelernte von Generation zu Generation weiter zu reichen, damit sie eine Verbesserung der Lage aller Menschen, soweit ökonomisch definierbar, erreichen lieĂe.
Ich halte den Versuch fĂŒr gescheitert.
Jede neue Generation muss ihre eigenen Erfahrungen sammeln und wird sich von Erkenntnissen oder Analysen frĂŒherer Generationen nur selten beeinflussen lassen, in der Mehrheit auf keinen Fall.
Deshalb kommt es zu einem ewigen Da Capo von ZustĂ€nden, die man eigentlich nicht"wollte", die sich aber automatisch wieder einstellen, da Ursachen, AblĂ€ufe usw. frĂŒherer ZustĂ€nde diese als"nicht vergleichbar" darstellen.
<font color="FF0000">Motto:"This time it's different."</font>
Das gilt buchstĂ€blich fĂŒr alles, was in der Ă-konomie zu beobachten ist: Staatsverschuldung, Inflation, Deflation, Blow-offs, Crashs, Wohlstand, Elend, Verteilung, Umverteilung, etc., etc.
Es geht dabei weniger um die"menschliche Natur" als solche (siehe deren nachdenklich stimmende Ausmendelung durch Rawls, wie gepostet), sondern darum, dass es zur menschlichen Natur offenbar gehört, diese selbst nicht klar genug zu definieren und daraus die entsprechenden SchlĂŒsse zu ziehen sowie die entsprechenden Massnahmen zu ergreifen, um das darin Vorgegebene und das ökonomisch daraus zwangslĂ€ufig Folgende zu erkennen und als notwendigen Ablauf möglichst umsichtig in die Schranken zu weisen.
Das beste jĂŒngste Beispiel war die Börsenmanie der 90er Jahre. Ihren Ursachen (Disinflation und nicht etwa"new era" oder"new economy") ging kaum einer nach und nur wenige (JĂŒKĂŒ, Mandel) sahen sie als einen Ballon, der so oder so platzen musste (mit anschlieĂender Krise), wann auch immer.
Das unmittelbar vor einem Liegende wird immer fĂŒr"richtig" gehalten, und Fragen, woher es denn auf ein Mal zum Richtigen gekommen sei oder wohin das Richtige wohl fĂŒhren mag, weicht man aus. Sie wĂŒrde die Ăbereinstimmung zwischen dem Richtigen und demjenigen, der es fĂŒr richtig hĂ€lt und die daraus folgende Harmonie und das Wohlbehagen darĂŒber stören. Deshalb konnte auch die völlig kritiklose Darreichung und Akzeptanz von "Fundamentals" und seien sie noch so absurd wie z.B. ein"dynamisches KGV", so sensationelle UrstĂ€nde feiern wie bis vor kurzem.
Auch jetzt, nachdem schon viele kleinere Ballons geplatzt sind ("Neue MĂ€rkte"! - das"neu" ist auch so ein Wieselwort), wird beharrlich auf dem"This time it's different" herumgeritten, wie der folgende Beitrag in der FAZ beweist.
Dieser Artikel ist vor dem Hintergrund des legendĂ€ren "1929 kann sich nie wiederholen"-Artikels des Ex-Herausgebers der FAZ F.U. Fack vom FrĂŒhjahr 2001 zu sehen, der schon mit der <font color="FF0000">bewusst gefĂ€lschten Aussage</font> begann, 1929 sei vor dem Crash die Industrieproduktion in den USA um 20 Prozent gefallen - abgesehen davon, dass keinerlei ErklĂ€rung fĂŒr diesen sensationellen Fall der Industrieproduktion von Fack gegeben wurde.
TatsÀchlich verliefen die Daten bis zum Crash von 1929 so (untere Linie Industrieproduktion):
<font color="FF0000">Die FAZ fÀlscht sogar die simpelsten Fakten!</font>
DarĂŒber hinaus
brach seinerzeit der Welthandel zusammen, weil viele LĂ€nder
ihr Heil in einer Erhöhung der Einfuhrzölle und
exportfördernden Abwertungen suchten.
"DarĂŒber hinaus" und"weil"? Wie jeder weiĂ, begann die Runde der Schutzzölle und anderer HandelsbeschrĂ€nkungen mit dem Hawley-Smoot Act vom Juni 1930, der von den bereits in tiefer Krise steckenden USA ausging und andere LĂ€nder zu GegenmaĂnahmen veranlasste. Die Runde der Abwertungen (logischerweise gegen Gold) begann erst viel spĂ€ter: Roosevelt 1934.
Beides hat die Krise zweifellos verlÀngert und verschÀrft (bzw. die Krise bei Goldaufwertungen exportiert), aber beides erklÀrt nicht den schon vorher Statt gehabten Beginn der US-Depression.
Die Notenbanken und
die anderen finanzpolitisch Verantwortlichen haben aus den
Fehlern der Vergangenheit gelernt. Sie haben 1987 rechtzeitig
das Ruder herumgerissen, die Geldschleusen geöffnet und die
Marktteilnehmer beruhigt. Auch inmitten der internationalen
Finanzkrisen in den SchwellenlÀndern zum Jahreswechsel
1997/98 und dem das Weltfinanzsystem bedrohenden
Beinahezusammenbruch des amerikanischen Hedgefonds
LTCM haben die Notenbanken entschlossen und zugleich
besonnen reagiert. Ăhnliches gilt heute. Vor allem die
amerikanische Notenbank lĂ€Ăt keinen Zweifel daran, daĂ sie
jederzeit die Banken und die FinanzmÀrkte mit ausreichend
billigen Geldern versorgen wird, damit ja keine Kreditklemme
aufkommen kann.
"Kreditklemme" ist ein absolutes Wieselwort. Kredite sind entweder bereits vorhandene oder kĂŒnftige. Wenn alte Kredite"klemmen", können sie im Klartext nicht zurĂŒckgezahlt werden. Das kann die Notenbank unter Hereinnahme von"klemmenden" Titeln (!) dadurch beheben, dass sie die RĂŒckzahlung streckt. Aber zurĂŒck gezahlt werden mĂŒssen die"klemmenden" Titel so oder so (egal ob sie bei der Notenbank liegen oder sonstwo, und ĂŒber die mit absoluter Sicherheit eintreffenden FĂ€lligkeiten lt. EZB hatte ich ausfĂŒhrlich gepostet).
Eine Notenbank kann sogar, wie die Reichsbank ab 1931 Titel ankaufen, die bereits geplatzt waren, nÀmlich Wechsel. Ihre Insolvenz ist dann nur eine Frage kurzer Zeit.
Wie die Reichsbank ĂŒbrigens die Wirtschaft nach dem Fall der DANAT-Bank (13. Juli 1931) mit"LiquiditĂ€t" versorgte, zeigt deutlich dieser Chart:
1931 wurde die"Deckung" von 60 % auf 25 % heruntergefahren, was im Klartext eine - wie auch im vorangegangenen Chart zu beobachtende Maximierung der"LiquiditĂ€t" gefĂŒhrt hat, jedenfalls jener LiquiditĂ€t, die zur Behebung jeglicher"Kreditklemmen" (bezogen auf bereits [u]vorhandene -! - Kredite) benötigt wurde.
Aber neue (!) Kredite, und die sind nun mal zwingend erforderlich, um das Wirtschaften fortzusetzen, konnte auch die Reichbank nicht"schaffen". Die musste schon die Wirtschaft selbst schaffen, was dann ab 1933 im groĂen Stil mit Hilfe der bekannten MEFO-Wechsel (Wechsel = Kredittitel) geschehen ist.
Und noch zum Rest der FAZ:
Hinzu kommen entscheidende Unterschiede
bei der Zinsstruktur. 1987 lag die Rendite fĂŒr dreiĂigjĂ€hrige
amerikanische Staatsanleihen bei 9 Prozent. Die amerikanische
Notenbank hatte 1987 die Zeichen der Zeit zu spÀt erkannt und
erst im September die Zinsen erhöht, als die MÀrkte die
Zinswende lÀngst vollzogen hatten.
Auch das ist ganz und gar gelogen und gefĂ€lscht! Die Benchmark-Renditen (!) sind bis unmittelbar vor dem Crash von 1987 gestiegen und zwar auf knapp ĂŒber 10 Prozent. Ich selbst hatte damals solche Papiere gekauft. Von einer"Zinswende" nach oben (noch dazu am ganz langen Ende, wo die Notenbank keinerlei Einfluss hat!) auf Seiten der Fed nichts gemerkt zu haben, ist eine nachgerade lĂ€cherliche Behauptung, da die Fed jeden Tag selbst im Markt war und auch auf Seite 1 des WSJ laufend die Kurve zu sehen war, wie die Renditen fĂŒr Festverzinsliche 1987 ununterbrochen angestiegen sind.
Von einer Zinswende nach unten kann auch keine Rede sein. Die Zinswende kam erst im und nach dem Crash, als alle in"rettende" Festverzinsliche flohen. AuĂerdem: Was ist das Ganze fĂŒr eine Logik? Die Renditen steigen und die Fed muss ihre SĂ€tze erhöhen und erhöhte Fed-SĂ€tze verhindern Börsen-Crashs? Ein"Zeichen der Zeit" ist, dass die FAZ heute nicht mal mehr die BasiszusammenhĂ€nge versteht.
Zudem heizte seinerzeit ein
schwacher Dollar die Inflationsgefahren in den Vereinigten
Staaten an. Zugleich wuchsen das amerikanische Handels- und
Haushaltsdefizit in schwindelerregende Höhen. Ganz anders
sieht es heute aus. Amerikas Notenbank hat allein in diesem
Jahr ihre Leitzinsen in acht Schritten um 3,25 Prozentpunkte
auf 3 Prozent gesenkt. Die Rendite langlaufender
Dollar-Staatsanleihen pendelt derzeit um 5,6 Prozent. Der
Dollar ist unverÀndert stabil. Und das amerikanische
Haushaltsbudget ist alles andere als ein Problem.
Und wo bleibt das Handelsbilanzdefizit? Diese Rechnung ist wohl auch noch offen. Und wenn die Amerikaner jetzt die Importe drosseln, könnte - wie auch noch und noch gepostet - ihr BIP sogar steigen, da Ex-Im kleiner werden kann.
Es gibt also
gute GrĂŒnde, den Crashpropheten der Börse nicht unbesehen
zu folgen.
Es gibt gute GrĂŒnde, die FAZ als eine notorische FĂ€lscher- und Gesundbeter-Werkstatt zu bezeichnen und ihren"Analysen" durchaus nicht zu folgen.
GruĂ
d.,
der sich jetzt und in den nĂ€chsten Tagen mehr auf den Gold-in-der-Geschichte-Vortrag fĂŒr Friedrichroda vorbereiten muss, von dem ich schon jetzt versprechen kann, dass er höchst interessant und anregend wird. Auch die hart gesottensten Gold-Freaks werden Dinge hören und sehen, von denen sie bisher vermutlich keinerlei Ahnung hatten.
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