- Themenfremd: Karriere als Hochstapler und wo man sich bewerben kann - Theo Stuss, 17.10.2001, 15:33
Themenfremd: Karriere als Hochstapler und wo man sich bewerben kann
Als"falscher Arzt von Flensburg" sorgte er bereits vor knapp zwanzig Jahren für Schlagzeilen. Der angebliche Mediziner nannte sich damals hochtrabend Dr. Dr. Clemens Bartholdy. In Wirklichkeit hieß der doppelte Doktor jedoch Gert Postel und hatte gerade einmal Mittlere Reife sowie Berufserfahrung als Postbote hinter sich.
Postel wird entlarvt
Postel ist ein Hochstapler, der sich mit gefälschten Papieren zum Akademiker geschwindelt hatte. Seitdem führte Gert Postel ein Leben, wie man es eigentlich nur aus Romanen kennt. Trotz seiner Unsicherheiten fiel niemandem auf, dass der neue Arzt in Wirklichkeit ein Laie ist. Nach acht Monaten verlor er seine Brieftasche mit seinem Ausweis als Gert Postel und dem Dienstausweis der Klinik. Der Schwindel flog auf. Der junge Postbote wurde zu einer milden Strafe verurteilt, ein Jahr auf Bewährung.
Postel als Helfer von Reiner Pfeiffer
Postel zog wieder nach Bremen und lernte Reiner Pfeiffer kennen, der in der Pressestelle des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel arbeitete. Anfang 1987 hatte Reiner Pfeiffer überraschend Karriere gemacht. Gert Postel behauptete, er habe Pfeiffer mit schmutzigen Tricks geholfen den Wahlsieg des populären SPD-Politikers Björn Engholm zu vereiteln. Doch die Darstellungen widersprechen sich.
Postel als Theologiestudent
Dann tauchte Postel in eine ganz andere Welt unter. Er wollte Theologie studieren und sich auf das Priesteramt vorbereiten. Der Priesteramtsstudent reiste nach Rom. Mit den notwendigen Empfehlungsschreiben ausgestattet, bekam der junge Deutsche tatsächlich eine Einladung vom päpstlichen Sekretariat und wurde in die Privatkapelle des Papstes geleitet. In Münster warteten schlechte Nachrichten. Gerüchte über die Vergangenheit des Studenten als falscher Amtsarzt von Flensburg machten die Runde.
Postel als Leiter der psychiatrischen Abteilung
1995 bewarb er sich als Oberarzt in einer Klinik bei Leipzig. Der gelernte Postbote war sich seiner Sache inzwischen so sicher, dass er auf ein lästiges Pseudonym verzichtete. Er nannte sich jetzt nicht mehr Bartholdy oder von Berg, sondern Dr. Postel. Der falsche aus dem Westen genoss in Zschadraß sofort Respekt,. bei Patienten wie bei Kollegen. Immerhin hatte er inzwischen auch einige Berufserfahrung gesammelt. In Zschadraß war er verantwortlich für die neurologische und die psychiatrische Abteilung.
Die Verhaftung
Im Sommer 1996 kam es zu einem letzten beruflichen Höhepunkt. Das Ministerium ist mit seiner Arbeit so zufrieden, dass. Postel zum Chefarzt in Arnsdorf befördert werden soll, der psychiatrischen Klinik bei Dresden. Postel entschloss sich dennoch, in Zschadraß zu bleiben. Er fühlte sich dort wohl. Kurze Zeit kam eine junge Ärztin nach Zschadraß, die ebenfalls aus dem Westen kam - ausgerechnet aus Flensburg, wo der Name Postel bekannt war. Der falsche Arzt floh. Insgesamt elf Monate dauerte seine Flucht, dann wurde er verhaftet. Das Urteil des Gerichts, vier Jahren Gefängnis. Gert Postel berichtete, er sei beinahe die ganze Zeit über heiterer Verfassung gewesen. Im Gefängnis habe er Muße gehabt, sich mit der Philosophie Schopenhauers zu beschäftigen. Seit Anfang 2001 ist er wieder auf freiem Fuß, auf Bewährung. Er jobbt hier und da, lässt sich treiben.
ZDF:"37Grad"
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