- NZZ: Die fiskaltechnischen Grundlagen des brit. Aufstiegs (Buch-Rez.) - Caspar, 07.11.2001, 13:39
- Re: Danke für Hinweis, die Basis der Macht Englands (mit O-TEXT)... - dottore, 07.11.2001, 17:27
Re: Danke für Hinweis, die Basis der Macht Englands (mit O-TEXT)...
... hat Ferguson, dessen neues Buch ich leider noch nicht gelesen habe, offenbar perfekt erwischt: Es kommt auf die besseren Finanzierungstricks an und der beste Trickser gewinnt.
Für den Aufbau der britischen Weltmacht, der erste große Test war der Sieg über das"ressourcenmäßig" erheblich stärkere Frankreich im 18. Jh. und dann über Napoleon, der das englische Finanzsystem offenbar nicht kapiert hatte, war wirklich der "Cash Nexus" entscheidend.
So konnte England nicht nur Subsidiengelder ohne Ende auf den Kontinent schicken, sondern u.a. auch ganz schlank eine"Imperial Loan" (Kaiser war Franz von Ã-sterreich) zu - ich glaube - 3,5 % (müsste den Titel raussuchen) platzieren, während die Franzosen nur immer Kriegs-Direkt-Inkasso der alten Art betreiben konnten und unweigerlich ins finanzielle Hintertreffen gerieten.
Ich habe zum"britischen System" ein Schmankerl gefunden, nämlich hier:
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Es stammt aus einem Pro-BoE-Pamphelt, das 1695 in London erschien, also in der Gründungsphase der BoE (1694) und den Titel trägt:
"Some Observations Upon the Bank of England"
Es ist sozusagen eine"programmatische Schrift" mit enormer Weitsicht. Denn der (leider anonyme) Autor nennt nicht nur die Vorteile der BoE (ihrer"Constitution") für Handel und Wandel, sondern auch die Möglichkeit, mit ihrer Hilfe auch in Kriegszeiten Armeen, Flotten und Feldzüge zu einem günstigen Zinssatz durchzufinanzieren, was - im Gegensatz zu den früheren Kriegserfahrungen, in denen die Zinssätze für fresh money für die Kriegsparteien ruckartig in die Höhe schnellten - auch prompt eingetreten ist (die Kurse der"Juros" Philipps II. von Spanien waren z.B. im 16. Jh. im freien Fall, Anleihen der Krone wurden zu 25 bis 27 % kontrahiert!).
Die BoE konnte den Zinssatz für gigantische Anleihen (damals ca. 14 Mio Pfund) für die Kriege in Irland, mit den Niederlanden und Frankreich zunächst auf 8 % halten, im 18. Jh. ging der Zins immer weiter zurück und der Standardsatz lag schließlich bei 3 %.
Zu solchen Herschenk-Konditionen ("to lower Interest of Money in such a time of War...") lassen sich natürlich gewaltige Expansionen betreiben, was dann auch eintrat, wie wir alle wissen.
Die Kriegs- und Gewaltgeschichtsschreibung hat durch die Arbeit von Ferguson offenbar eine neue Qualität bekommen, was nur zu begrüßen ist.
Daher herzlichen Dank für diesen Hinweis
und besten Gruß
d.
(der sich bescheiden erlauben darf, auch auf seinen Beitrag zur antiken Kriegsgeschichte im Vortrag"Gewaltmetall Gold", Friedrichroda - kann gedownloaded werden, was leider dauert, sorry - hinzuweisen; der Krieg ist zwar der"Vater aller Dinge", aber der Vater aller Kriege ist das Geld).
>Niall Ferguson: The Cash Nexus. Money and Power in the Modern World, 1700-2000. Allen Lane, London 2001. 553 S., £ 20.-.
>Hat das schon jemand gelesen, hört sich interessant an. Die NZZ hat eine Rezension veröffentlicht (hier).
>Gruss
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