- Staatsschwachsinn - diesmal USA - dottore, 11.08.2000, 16:44
- Re: Staatsschwachsinn - diesmal USA - wie EU, null Unterschied - Perversien!! - Baldur der Ketzer, 11.08.2000, 22:35
- Staatsschwachsinn contra Turbokapitalismus - Oldy, 12.08.2000, 00:36
- Re: Staatsschwachsinn contra Turbokapitalismus? NEIN! - dottore, 12.08.2000, 13:24
- Re: über die Väterlichkeit von Paten - Baldur der Ketzer, 12.08.2000, 14:23
- Re: über die Väterlichkeit von Paten - Oldy, 12.08.2000, 19:23
- Re: über die Väterlichkeit von Paten - Baldur der Ketzer, 12.08.2000, 19:58
- Re: über die Väterlichkeit von Paten - Oldy, 12.08.2000, 19:23
- Staatsschwachsinn contra Turbokapitalismus - Oldy, 12.08.2000, 00:36
- Re: Staatsschwachsinn - diesmal USA - wie EU, null Unterschied - Perversien!! - Baldur der Ketzer, 11.08.2000, 22:35
Re: Staatsschwachsinn contra Turbokapitalismus? NEIN!
>Ein Hurra für den Turbokapitalismus
>Bisher habe ich dottore immer für einen vielseitig begabten und intelligenten Menschen gehalten, aber jetzt gibt mir seine Einseitigkeit langsam zu denken. Da hat doch gerade Bosscube einen sehr nachdenklich machenden Beitrag über die Folgen der Privatisierung in Rußland gebracht und er reitet weiter sein Steckenpferd vom bösen Schulden machenden Staat, der Ursache allen Übels, wie er im Debitismus so dargestellt wird und sieht kein bißchen über seine Nasenspitze hinaus.
Moment mal, bitte. Wir müssen schon über den Tellerrand hinausschauen und dabei nur weit genug in die Geschichte zurück gehen, um auch die russische Katatrophe begreifen zu können. Sie hat ja nicht erst 1990 begonnen. Wir hatten da nämlich im 19. Jh. ein Feudalsystem mit Leibeigenschaft, die dann mit Ach und Krach abgeschafft wurde, es kam auch zur freien Landnahme (Trotskys Vater griff damals auch zu), und vor allem hatten wir einen Staat, der sich durch einen Bankrott nach dem anderen auszeichnete. Mein Onkel Rudolf Martin hat dazu vor dem 1. WK ein Buch veröffentlich:"Russland, der böse alte Bankrotteur".
Überschuldete Staaten, galt für Ã-stereich-Ungarn genau so, greifen immer gern zur Ultima Ratio des Krieges, wie bekannt. Als der Krieg verloren, die Währung ruiniert und der Staat endgültig bankrott war (die letzten Zarenanleihen wurden soeben erst durch ein Abkommen mit Frankreich reguliert!), kam es zur überfälligen Revolution.
Die revolutionierte aber nicht nur, sondern sie brachte gleich das nächste Elend, den Bolschewismus, der dann erst 1990 verschwand. Resultat: Der gesamte Kapitalstock so gut wie vernichtet, die Währung in einer Hyperinflation gegen Null driftend und völlige Hilflosigkeit in Sachen: Was machen wir denn jetzt?
Es gibt kein einziges ernstzunehmendes Buch, das den Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus richtig beschrieben bzw. in dieser existentiellen Frage gut beraten hätte.
Der Unterschied zwischen beiden Systeme liegt nicht in"mehr Marktwirtschaft","Reformen" etc., sondern einzig und allein in der Nicht-Existenz bzw. Existenz von Privateigentum. Dieses allein ist in der Lage den zu einer allgemeinen Verbesserung der Lage führenden debitistischen Prozess zu starten. Diese geschah in Russland nicht (genau so wenig wie in den alten Ländern bei uns, wo das Volkseigentum auch nicht an die Bevölkerung überschrieben wurde, an jeden einzelnen gleichmäßig, sondern der Staat DDR durch den Staat BRD ersetzt wurde, siehe Treuhand und die sich daraus ergebende neuerliche Fehlallokation der Ressourcen; die meiner Familie einst gehörenden 3500 ha haben bis heute Eichel als Eigentümer und meine Bemühungen auf Rückgabe und Neubewirtschaftung sind wg."Besatzungsrecht" abgewiesen worden; das ist kein Jammern, sonder nur so ein Fakt; so liegt alles brach).
Russland begann dann gleich mit dem Aufpumpen der Wirtschaft durch massive neue Staatsverschuldung, statt das gesamte Land mit seinen gigantischen Ressourcen anteilig an die Bevölkerung zurückzuführen, z.B. auch durch Verteilung von Aktien an den Großkonzernen wie Gazprom an jedermann dort.
Die Folgen waren also absehbar: Eine Phase des Mafia-Kapitalismus mit den von Boss Cube sehr schön und völlig richtig hier mit seinem Posting aufgezeigten Begleiterscheinungen. Schuld ist nicht ein"Turbokapitalismus", sondern das Unvermögen des russischen Staates, in einigermaßen geordneter Form eine Privateigentümergesellschaft herzustellen.
Das russische Elend lässt sich nur beseitigen, indem die Oligarchen beseitigt werden, das ist wohl völlig klar. Dies geschieht durch Enteignung und anschließender Verteilung der Aktiva unter der Bevölkerung, die Firmen leiden ja darunter in keiner Weise, denn die Kapazitäten und ihre Marktbereitschaft bleiben davon völlig unberührt. Denn einer AG ist es ziemlich egal, ob sie einen oder viele Aktionäre hat.
Sollten die Oligarchen nicht zu entmachten sein, müssen sie beseitigt werden. Wie man das macht, hat Augustus in seinen berühmten"Proskriptionen" bestens vorgeführt. Ich bin sicher, dass Putin nicht nur die Geschichte kennt, sondern sich auch gut hat beraten lassen. Meine Freunde Heinsohn und Steiger haben die russsische Spitze intensiv gebrieft, jedenfalls zur Frage, welchen Sinn Privateigentum macht und was es vermag.
Wenn ich die Staatschuldenorgie immer wieder auftische, dann einzig und allein zu dem Zweck, endlich einmal allen klar zu machen, wohin sie führen muss: zum Niedergang des Gemeinwesens in allen Facetten und anschliessender ökonomischer Katastrophe. Eine Wirtschaft ohne Staatsverschuldung wächst und gedeiht ohne Inflation, ohne Deflation, ohne disinfaltionsbedingte Börsenmanie mit Crash-Gefahr, ohne groteske Verzerrung der Vermögensverteilung, kurzum: jeder ist im Rahmen seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten zufrieden.
Der Zins liegt um die zwei (2!) Prozent, die Wachstumsrate ebenso und der stetige Kurszuwachs an den Börsen auch. Es kommt zu keiner sinnlosen Ressourcenplünderung, zu keinen sozialen Exzessen, der allgemeine Stumpfsinn in den Medien u.a. verflüchtigt sich, die bürgerlichen Tugenden kehren zurück und eine allgemein Gelassenheit macht sich breit, ohne Gier, Angst und Hass.
Und das Board hier kann auch geschlossen werden. Oder wir widmen es dann um und unterhalten uns darüber, wie schön das Leben sein kann. Ich betreue dann gern die Abteilung"Sammeln als Hobby" oder"Was sind die schönsten Ecken der Welt".
>Oh, ja, ha,ha über die Löcher im Käse und den Krümmungsgrad von Gurken und Bananen und der Dummheit der Bürokraten aber nur ja kein Wort über die Räuberbarone des Kapitalismus und die Schutzgelderpresser des organisierten Verbrechertums.
Die Robber barons sind dann verschwunden und gegen Schutzgelderpresser weiß sich das Gemeinwesen schon zu helfen. Garantiert.
>Zugegeben, der Staat ist auch nicht viel besser, aber beim kommenden Zusammenbruch des Weltwährungssystems und damit von Recht und Ordnung, möchte ich nicht auf Gnade und Ungnade organisierten Verbrecherbanden ausgeliefert sein.
Eben, das ist es, der Staat... Es gibt übrigens kein"Weltwährungssystem", sondern nur die Gesamtverbuchung aller Finanzaktiva und -Passiva. Und wenn wir das WWS als etwas verstehen, dass es dazu da ist, um Uneinbringlichkeiten (solche der öffentlichen Hand) immer weiter hochzubuchen (siehe"Schuldentilgung", die keine ist), kommt die Katastrophe trotzdem, nur ist die Fallhöhe entsprechend größer.
>Die würden mir sicherlich auch keine Rente zahlen, wenn mein erspartes Geld nichts mehr wert ist und wer weiß, ob sie nicht von meinem bescheidenen Haus und Grund mehr Schutzgeld erpressen würden als der Staat nun von mir Steuern verlangt.
Rente? Ein Durchlaufposten, nirgends sind die Rentenbeiträge angelegt, jedenfalls bei uns nicht. Ergo leben alle Rentner direkt auf Kosten der nachfolgenden Generation, sie wissen es bloß nicht. Das ersparte Geld ist etwas ganz anderes, sofern die Ersparnisse nicht in Form von Staatstiteln"angelegt" wurden, sondern als Forderungen gegen Privat. Denn der Private steht unter Leistungsdruck und wird alles tun, um seine Schulden zu bedienen (ganz im Gegensatz zum Staat).
>Ich glaube auch nicht, daß die Elliot waves mir und allen anderen hier am Forum dann viel helfen werden. Sie können einem vielleicht eine Vorwarnung geben und das kann vielleicht für diejenigen, die auch noch die letzten paar Prozent aus der Hausse herausquetschen wollen den Unterschied von Leben und Tod bedeuten. An einer Baisse, besonders wenn sie länger dauert kann in Wirklichkeit niemand mehr verdienen, selbst wenn er sich die Sachwerte der Verlierer unter den Nagel reißen kann.
Die EW helfen uns sicher, den weiteren Verlauf der Dinge besser abschätzen zu können als alle anderen Analyseverfahren. Was der einzelne daraus macht, ist seine Sache. Und was heißt schon verdienen? Wir können alle froh sein, wenn wir aus der Nummer plusminusnull herauskommen. Auf jeden Fall vermeiden wir damit, in die ausweglose Lage des überschuldeten Schuldners abzudriften. Das muss nun wirklich nicht sein.
>Na, ja, er laßt den Wind wohl besser wehen - der Oldy
"Alles ist eitel, spricht der Prediger, und Haschen nach Wind" (Bibel, Buch Koheleth).
d.
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