- Real-Enzyklopädie (26): Kapitalismus, Marktwirtschaft etc. - Klärungsversuch - dottore, 03.01.2002, 18:12
- Re: Real-Enzyklopädie (26): Kapitalismus, Marktwirtschaft etc. - Klärungsversuch - Jochen, 03.01.2002, 19:13
- Ein weiterer Vorschlag - Ricardo, 03.01.2002, 21:44
Re: Real-Enzyklopädie (26): Kapitalismus, Marktwirtschaft etc. - Klärungsversuch
>22. Die Weltgeschichte ist immer Machtgeschichte. Das Macht- und Gewaltmonopol des Staates wird - die Mißbräuche sind jeden Tag aufs Neue zu bestaunen (siehe USA, hier breitest diskutiert) - enden wie alle Monopole:
>Es wird in einer großen, weltumfassenden Revolution verschwinden.
>Als Zeitrahmen können wir uns auf die nächsten zehn Jahre einrichten. Es würde mich wundern, wenn es länger dauern sollte, bis wir am Ende der Fahnenstange angekommen sind.
>Mit dieser Meinung grüßend
>d.
Was uns danach erwartet, beschreibt vielleicht ganz gut der folgende Textausschnitt. Es geht um die Zustände im"Staat" Haiti (aus P.J. O`Rourke: Alle Sorgen dieser Welt):
"Vielleicht ist Haiti in Wahrheit überhaupt nicht verkorkst. Wenn
wir uns die menschliche Existenz insgesamt ansehen - was es uns
wie die Aussicht von Petion-Ville oder dem Mulholland Drive
erlaubt, solche unangenehmen Details wie Leben und Tod zu igno-
rieren -, ist Haiti normal. Die Haitianer leben so, wie die große
Mehrheit aller Menschen in geschichtlicher Zeit gelebt haben, näm-
lich wie das Vieh mächtigerer Männer. Haiti hat ungeschriebene
Grundrechte (was nebensächlich ist, da nur 35 Prozent der Haitia-
ner lesen können). Sie lauten: »Wer kann, der darf.« So existiert der
Staat allein zum Nutzen der Herrschenden. Die Durchsetzung von
Recht besteht nur aus Gewalt. Die Elite ist von ihren Mitbürgern
geschieden und fühlt der anderen Partei gegenüber die gleiche Ver-
antwortung, wie die meisten von uns nach einer Scheidung emp-
finden. In einer Gesellschaft, in der ein Gemeinwohl nicht existiert,
gibt es keine Pflichten, sondern nur erpreßte Abgaben, die man ver-
meiden muß, und keine Freiheiten, nur Privilegien, die man sich
nimmt. So etwas wie »öffentliche Dienstleistungen« kann es nicht
geben, weil nichts im Land wirklich öffentlich ist. Jeder ist Lehns-
mann eines anderen. Und jeder Lehnsmann muß ausgenutzt wer-
den, wenn der Ausbeuter überleben will. Haiti ist so gefährlich und
instabil, daß Loyalitäten gegenüber Clans und Machtbündnissen
Vorrang vor Bürgertugenden haben. Aber wie können Bürgertu-
genden ohne civis existieren? Die Stimmen der Haitianer zählen
nicht, sind nichts wert. Ihre Arbeit ebenfalls nicht. Und die gesamte
Wirtschart ihrer Nation ist von kolonialen Zeiten bis heute auf fran-
zösisch entwickelt worden, einer Sprache, die neunzig Prozent der
Haitianer nicht verstehen. Haitianer sind in ihrem eigenen Land
nicht mehr Staatsbürger als Angelsachsen im normannischen Eng-
land, Heloten in Sparta oder Republikaner in Chicago."
Gruß
Jochen
<center>
<HR>
</center>
gesamter Thread: