Verehrter dottore
Also erstens schreiben Sie sinngemäß:
Das war eine goldbasierte, also jederzeit - über den bekannten Mechanismus - in Gold (also produzierte Ware) zu tauschende Warenmenge, die als"Währung" bezeichnet wird, während die Währung seit 1947 eine"Forderungsmenge" (= SUMME), die etwas ganz anderes darstellt als Gold bzw. auf goldgedeckte Rückgabeforderungen basierendes"Geld".
Dem widerspreche ich nicht. Was aber ist der Punkt? Die von mir aufgezeigte Tatsache der obszönen Geldmengenvermehrung ("Forderungsmengenvermehrung") seit 1947, d.h. die offensichtliche Unfähigkeit des Staates, die Disziplinierung durch das Gold mittels"Management" nachzuahmen, bleibt doch bestehen. Oder?
Zweitens sagen Sie::
"Die Nützlichkeit wird von dem definiert, der den"Wert" herstellt. Es gibt keinerlei"nützliche" Sachen oder Waren...">
Ein origineller Gedanke! Leider aber ist diese Idee absolut unhaltbar!
(Abgesehen von allen anderen Argumenten, die ich nachstehend noch kurz ausführe, wären wir damit übrigens doch wieder - wie Sie es auch drehen und wenden - ganz in der Nähe der Arbeitswertlehre, die Sie zu Recht hier mit der Ihnen eigenen Wort- und Argumentationsgewalt abgelehnt haben.)
Ich darf Ihnen darüber hinaus aber aus jahrzehntelanger schweißtreibender Praxis als Unternehmer versichern, ( - und jeder erfolgreiche Unternehmer hier im Forum und sonst irgendwo auf der Welt wird mir da Recht geben), daß es für den Hersteller eines Produktes völlig unmöglich ist, den"Wert" seines Produktes sozusagen a priori selbst - am Schreibtisch - zu definieren. Wer meint, das fertig zu bringen, geht unweigerlich pleite! Dafür gibt es theoretische Gründe, die ich hier schon mehrfach dargelegt habe: Niemand kann einen"Wert" a priori bestimmen; schon die mittelalterlichen Scholastiker wußten das. Sie mußten erkennen, daß der"pretium mathematicum", nach dem sie eifrig gesucht hatten, ein theoretisches Hirngespinst ist.
Und, wie schon gesagt, Karl Marx hatte ja ganz ähnliche Ideen; - und seine Adepten sind damit ebenfalls kläglich gescheitert.
Aber ich will gar nicht theoretisieren. Wie Ihnen vielmehr jeder Marketing-Experte und jeder Entrepreneur (und auch ich) erläutern kann, spielt sich die Herstellung eines"wertvollen" Produktes (das ist ein Produkt, für das sich genügend zahlungskräftige Kunden finden, die bereit sind, den geforderten Verkaufspreis zu bezahlen) fast immer ab wie folgt: Man geht zum Kunden und studiert dessen Problem sehr aufmerksam. Dadurch erfährt man dessen"Bedürfnisse" ("Bedürfnisse", die alle oder zumindest sehr viele potenzielle Kunden mit gleicher Problemlage haben, wenngleich diese das häufig selbst noch gar nicht durchdacht und realisiert haben. Es stimmt nicht, daß es niemals etwas"Nützliches" geben könne, dessen"Nutzen" für alle gilt, wie Sie gemeint haben: Ein Hammer hat für jeden, der einen Nagel einschlagen muß, den gleichen Nutzen. Und Luft und Wasser wischen Sie zwar vom Tisch, dennoch aber haben Luft und Wasser entgegen Ihrem Diktum in der Tat doch für alle Menschen den gleichen"Nutzen"). Jedenfalls wird man, um die Geschichte weiter zu erzählen, durch diese Vorarbeit in die Lage versetzt, sich zu überlegen ( - meistens nachts vor dem Einschlafen - ), wie dieses"Kunden-Bedürfnis" kostengünstig gedeckt werden könnte. Wenn einem dazu das Richtige einfällt (sehr häufig fällt einem nichts ein) hat man ein"wertvolles" Produkt, wobei dessen"Wert" für den Hersteller durch den Unterschied zwischen Herstellkosten und Verkaufspreis definiert ist (da hat chiquito Recht): Ist dieser Unterschied negativ, so hat man mit Zitronen gehandelt, ist er sosolala, ist auch der"Wert" gering, ist der Unterschied dagegen hoch, weil das Produkt - vom Kunden aus gesehen - ein sehr großes Bedürfnis/Problem perfekt und relativ kostengünstig deckt/löst, dann ist der"Wert" des Produktes groß. Die"Schraube", das"Rad" und die"Lebensversicherung" sind derartige"Erfolgsprodukte". Wie hoch der"Wert" des Produktes tatsächlich ist, muß sich immer erst in der Praxis (d.h. am Markt) herausstellen. Die Friedhöfe der Welt sind voll von Unternehmen, die glaubten, ein für den Kunden"sehr wertvolles" Produkt geschaffen zu haben - und die trotz teurer Marktbefragungen und kostspieliger Tests damit auf die Schnauze fielen. Der berühmte"Ford Edsel" in den 50-er Jahren war so ein Fall, an dem FORD fast pleite ging. - Weil es in der Management-Literatur meist nur wunderhübsche success-stories zu lesen gibt, habe ich in meiner Bibliothek im Lauf der Zeit auch ein ganz kleines Regal von Mißerfolgs-Stories gesammelt, etwa: Winkworth, Great Commercial Disasters (1980); Train, Famous Financial Fiascos (1985); Steinberg, Complete & Utter Failure (1994) oder Murray, Great Financial Disasters (1985), - das sind nur einige der Titel. Keine der in diesen Büchern beschriebenen unfaßbaren geschäftlichen Katastrophen hätte sich vernünftigerweise ereignen können, wenn stimmen würde, was Sie behaupten: Nämlich, daß"die Nützlichkeit von dem definiert wird, der den Wert herstellt".
Respectfully (und mit besten Grüßen) Ihr
G.
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