>
>hätten sie keins. (Gemeint: kein Problem, d.)
Doch, lieber Ricardo.
Das große Problem aller Monetaristen, Geldmengen- und Quantitätstheorie-Anhäger lautet:
Es gibt angeblich eine"Geldmenge" als solche, die sie auf dem Wege über"Ausleihung" an die die Geschäftsbanken vergeben. Daher bucht die Buba unter Position 5."Forderungen an Kreditinstitute", die bei den Kreditinstituten nicht als Verbindlichkeiten gegenüber der Zentralbank verbucht werden.
Die Kreditinstitute verbuchen unter Position 1. b) ihrer Bilanzen unter"Barreserve" dagegen"Guthaben bei der Deutschen Bundesbank".
Die Monetaristen gehen von"Geld" aus, das von der Zentralbank irgendwie"geschaffen" und danach an die Banken als Kredit"verliehen" wird. Das ist leider ganz daneben.
Schon Kaemmerer hatte in seinem Standardwerk"Reichsbank und Geldumlauf" (2. Aufl 1898) dazu angemerkt:
"Hier liegt der gefährliche Irrtum zu Grunde, als ob die Reichsbank ein allgemeines Institut zur Creditgewährung sei." (59)
Eine Notenbank"ist nicht geschaffen als ein allgemeines Credit-Institut, das im Lande möglichst billigen Credit nach allen Richtungen verzapfen soll" (51), denn:
"Die Creditgewährung im Lande ist es, welche die Umlaufmittel regelt, und nicht die Reichsbank." (39)
>Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, daß die UMTS-Auktion irgendwelche geldpolitischen Wirkungen gehabt hätte?
Doch, Ricardo. Dazu nochmals die Buba (GB 2000, 40):
"In den Sommermonaten Juli und August verstärkte sie (i.e. die Geldmengenexpansion) sich unter dem Einfluss der Versteigerung der deutschen UMTS-Lizenzen zwar erneut. Danach verlief die monetäre Dynamik aber wieder in ruhigeren Bahnen."
>Also Telekomgesellschaften ersteigern UMTS-Lizenzen, beschaffen sich das Geld auf dem Kapitalmarkt (nicht Geldmarkt),
Nein, Ricardo. Die Telekom z.B. hatte sich das Geld erst auf dem Geldmarkt (bei ihren Banken) beschafft und die täglich fällige Verbindlichkeit, die sie damit gegenüber ihren Banken hatte, danach (!) über die bekannte Jumbo-Anleihe abgelöst.
>vielleicht durch Ausgabe von Anleihen oder durch Kreditaufnahme (wobei der Zins vor Geldmengenerhöhung höher ist als vorher),
Erst kam die Bezahlung an Eichel. Dazu mussten sich die Telekomgesellschafte, sofern sie nicht über Guthaben (Forderungen) gegenüber den Banken verfügten, sich das"Geld" dafür bei ihren Banken beschaffen. Diese wiederum mussten es sich bei der Buba holen, was nur möglich war, nachdem (!) sie der Buba zusätzliche Sicherheiten (Schuldtitel) auf deren Pfandkonto überschrieben hatten. Das war die"verstärkte Geldmengenexpansion", von der die Buba schreibt.
Für diese Geldmengenexpansion hat die Buba nicht"Geld" verliehen, sondern sie hat bereits existente Schuldtitel in ZB-Geld verwandelt. Die in diesen Schuldtiteln verbriefte Schuld war also bereits existent, bevor (!) es zur"Geldmengenexpansion" kommen konnte.
>und dieses Geld wandert dann über die Staatskasse zur Zentralbank, die es dann wieder (durch Ankauf von Staatspapieren) unter die Leute bringt. Selbst wenn das funktionieren sollte, wo ist da die Geldmengenerhöhung?
Dieses"Geld", das hätte"wandern" können gab es eben nicht. Deshalb die"Geldmengenexpansion" (Deine"Geldmenenerhöhung"), die im Sommer 2000 völlig unstreitig ist (siehe Buba selbst). Es verlief also genau umgekehrt zu dem Ablauf, den Du offenbar vor Augen hast.
Ich habe den Geldstoß von 1985/86 deshalb hier zum Besten gegeben (vielen Dank für die"Reparatur", bei mir klemmt's irgendwo), weil dies eine deckungsgleiche Parallele zu den geldpolitischen Vorgängen bei der UMTS-Auktion darstellt:
Die Bundesbank schreibt dazu (MB März 1986, 10):
"Unter den einzelnen (saisonbereinigten) Komponenten des Geldvolumens expandierten im Januar die kürzerfristigen Termingelder ungewöhnlich stark. Hierbei haben offenbar auch Sondereinflüsse im Zusammenhang mit der Veräußerung eines großen Industrievermögens eine Rolle gespielt."
Dieses Industrievermögen war das Vermögen von F.K. Flick, der sich damals von seinen Aktienpaketen getrennt hatte (Daimler-Benz usw.). Diese wurden zunächst von den Banken übernommen (Deutsche Bank!), die das mit"vorhandenem" Geld nicht bewerkstelligen konnten, weshalb sie sich - wiederum gegen Hinterlegung von bei ihnen liegenden, frühere (!) Kreditvorgänge dokumentierenden Schuldtiteln - ZB-Geld besorgen mussten, woraus das von der Buba dokumentierte deutliche Wachstum der Zentralbankgeldmenge (!), siehe Grafik, zwischen Dezember 1985 und Januar 1986 plus ihre Erläuterungen dazu ergaben.
Wie die Buba die Zentralbankgeldmenge definiert, ergibt sich aus der Grafik: Bargeldumlauf plus Reserve-Soll auf Inlandsverbindlichkeiten (letzteres unerheblich).
>Der Tauschgleichung von Fischer liegt überdies der Kassenhaltungseffekt als zentrale Verhaltenshypothese der Konsumenten (nicht der Unternehmen, die sollen zu einem dann niedrigen Zins investieren) zugrunde.
Der Kassenhaltungeffekt kann kaum eine Rolle spielen, wenn man sich die Zahlen anschaut, die Irving Fisher zur Verfügung gestanden hatten:
Danach betrug"Currency held by the Public" im Jahr 1910, also unmittelbar vor der Veröffentlichung seiner"Purchasing Power of Money" etwa 1,72 Mrd $. Die gesamte"Geldmenge", nämlich außer Currency held by the Public noch Deposits bei Commercial und Mutual Saving Banks betrug zusammen 16,5 Mrd $. (Friedman/Schwartz, 706).
Selbst wenn der Kassenhaltungsffekt der Konsumenten bei 100 % gelegen hätte, hätte dies nur knapp 10 % der gesamthaft möglichen"Purchasing Power" ausmachen können, wobei dann auch noch vorausgesetzt würde, dass sämtliche"Currency" von Konsumenten gehalten worden wäre, was natürlich nicht der Fall war.
Tatsächlich lagen von der"Currency held by the Public" im Jahr 1910 im Schnitt 1,46 Mrd $ als"Vault Cash" in den Banken (Friedman/Schwartz, 736). Die Konsumenten hatten demnach gerade 0,26 Mrd $ Currency, die sie hätten in der Kasse"halten" können, also gerade 15 % des"High Powered", für Kaufakte also zur Verfügung stehenden"Money" (so Friedman zur damaligen"Currency").
Bezogen auf die gesamte"Geldmenge" sind diese 260 Millionen $"Currency" in den Händen der Konsumenten 1,6 %. Dieser minimale Anteil kann zu keinerlei sinnvollen Aussagen über die"Wirkung" von"Geldmengen" führen.
Im Jahr 1910 lag die "Currency held by the Public" im April bei 1,690 und im Oktober bei 1,774 Mrd $. Das ist eine Steigerung um 84 Millionen $ oder knapp 5 %. Im gleichen Zeitraum ist der Vault Cash um 102 Millionen $ gestiegen, so dass die"Currency" außerhalb der Banken, also u.a. bei den Konsumenten, sich um 18 Millionen $ vermindert hat. Diese 18 Mio $ gehen also in jedem Fall von der (theoretisch angenommen 100 %) Kassenhaltung der Konsumenten ab.
Zum Vergleich: Das"Money Income" lag 1910 bei ca. 28 Mrd $. Da sind 260 Millionen $ (siehe oben) weniger als 1 % und eine Veränderung der (theoretisch maximal möglichen) Kassenhaltung um die eben genannten 18 Mio $ sind nur etwa 0,06 %.
Solche Größenordnungen zeigen, dass mit"Effekten" der"Kassenhaltung" der Konsumenten überhaupt nicht gearbeitet werden kann, da sich die Veränderungen der Kassenhaltung - bezogen auf das, was die"Kasse" letztlich bewegen oder nicht bewegen kann - in einem numerisch nicht mehr relevanten Bereich abspielen.
>Dein zweites Problem ist so auch kein Problem der Fischer`schen Tauschgleichung, da Du die Problematik offener Volkswirtschaften nicht erwähnst. Freie Mobilität des Geldes sorgt eben dafür, das da wo Geld angeboten wird sofort abgezogen wird und anderswo seine Wirkung entfaltet, eben nur nicht auf dem Heimatmarkt (Mundell).
Dies vom Nobelpreisträger Mundell, lieber Ricardo, ist nun leider total daneben. Denn das würde bedeuten, dass sie in Deutschland so stark gestiegene"Geldmenge" ins Ausland abgewandert wäre (="anderswo seine Wirkung entfalten").
Die Währungen, in welche die D-Mark hätte abwandern können, sind jedoch sämtlich gegenüber D-Mark gefallen, der Dollar kostete Anfang 1986 ca. 2,60 D-Mark, Ende 1987 aber nur noch ca. 1,55 D-Mark.
<font color="FF0000">Die Abzugs-Theorie versagt im Praxistest völlig und ist daher falsch!</font>
Wäre die in Deutschland so stark gestiegene Geldmenge, wie von mir aufgrund der Bundesbankzahlen beschrieben,"abgezogen" worden, um anderswo"seine Wirkung zu entfalten", hätten sich die Kurse der"Anderswo"-Währungen stark erhöhen müssen, nur war dummerweise genau das Gegenteil der Fall.
Der Dollar ist - wie gesagt - um ca. 40 % gefallen.
Und on top: Die Preise in Deutschland sind - trotz der extremen Ausweitung der Geldmenge nicht gestiegen, sondern ebenfalls gefallen.
Und zwar so (Lebenshaltung!):
1986/87:
Jan: + 1,3
Feb: + 0,7
Mar: + 0,1
Apr: - 0,2
Mai: - 0,5
Jun: - 0,2
Jul: - 0,5
Aug: - 0,4
Sep: - 0,4
Okt: - 0,9
Nov: - 1,2
Dez: - 1,1
Jan: - 0,8
Feb: - 0,5
Mar: - 0,2
Danach wieder leicht positive Steigerungsraten. Im ganzen Jahr 1987 sind die Preise um gesamthaft 0,2 % gestiegen, nachdem sie 1986 gesamthaft um 0,2 % gefallen waren.
Was bedeutet: 1987 waren die Preise von 1985 noch nicht wieder erreicht! Und dies bei der immensen Steigerung der Geldmenge 1986 und 1987.
Und da die Geldmenge auch nicht ins Ausland"abgewandert" sein kann, da die D-Mark gestiegen und nicht gefallen ist, was bei einem Abzug automatisch der Fall hätte sein müssen, wenn es so etwas wie eine"Geldmenge" geben würde, stehen wir vor einem kompletten Rätsel:
<font color="FF0000">Die Zentralbankgeldmenge steigt mit Jahresraten um 9 % (die weiteren monetären Aggregate ähnlich), die Preise fallen auf breiter Front (Verbraucherpreise bis 1,2 %, Erzeugerpreise um bis zu 4,9 %), die Nicht-DM-Währungen fallen ebenfalls, dabei die mit Abstand wichtigste Währung, der US-$ sogar um ca. 40 %.</font>
Wohin mag die"Geldmenge" verschwunden sein? Dass sie nicht"gehortet" wurde, ist auch klar, da die Wachstumsrate des Sozialprodukts im gleichen Zeitraum (aufgezinst) bei ca. 10 % gelegen hatte und sich kein einziger Anbieter über"mangelnde Nachfrage" beklagt hat.
Gruß
d.
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