Yachtbau: *...einen US-Magnaten interessiert die Konjunktur gar nicht.*
„...Bei A&R fängt die Produktion erst bei einer Länge von 40 Metern an."Bis 75 Meter können wir", sagt Schäfer. Marktführer Lürssen legt noch ein paar Meter drauf:"Die größte Yacht, die wir zurzeit bauen, ist 140 Meter lang", sagt Breman. Wie viel ein Schiff kostet, das so lang ist wie die Cheopspyramide hoch, verrät er nicht. Die Kunden wollen Diskretion, geben die Bootsbauer zu verstehen. Axel Meier, Geschäftsführer des Yacht-Zulieferers Simrad, kann sich ein wenig mehr Offenheit leisten:"Es geht bei 5 Mio. Euro los und endet bei einigen 100 Mio. Euro." Für solche Summen darf es dann aber vom Feinsten sein. Ausstattungen aus Marmor und Edelsteinen? Für Lürssen-Mann Breman kein Problem. Mit Perlmutt ausgelegte Räume? Möbelüberzüge aus Straußenleder?"Können Sie haben", verspricht Schäfer von A&R....
Extravaganzen wie Minigolfplätze an Bord sind aber eher die Ausnahme."Ich wundere mich immer, wie konservativ die Auftragswünsche sind", sagt Schäfer. Das Exotischste, von dem er einmal gehört habe, sei der Einbau eines"elektronischen Mekkafinders" gewesen."Die meisten möchten aber nur das, was andere auch wollen - eben nur eine Portion größer." Dafür arbeiten bei A&R 40 Ingenieure bis zu zwei Jahre an einem Schiff.
Zurzeit befinden sich bei Lürssen zehn Luxusyachten im Bau. Etwas mehr als die Hälfte ihres Umsatzes erwirtschaften die Bremer mit der Herstellung der Luxusliner. Bei A&R tragen die Mega-Yachten zu 40 Prozent des Umsatzes bei - mit fünf im Bau befindlichen Schiffen. Was sich wenig anhört, ist tatsächlich sehr viel."Schließlich gibt es ab einer Länge von 55 Metern nur etwa 100 Yachten weltweit", gibt Schäfer zu bedenken.
Doch der Trend zu immer längeren Booten beschleunigt sich. Breman:"So viel wie jetzt haben wir noch nie verkauft." Den Erfolg verdanken die deutschen Yachtbauer nicht zuletzt dem seit Jahren niedrigen Euro-Kurs. Sorgen, dass der Absatz bei der konjunkturellen Flaute stagnieren könnte, haben die Mega-Yachtbauer nur sehr eingeschränkt."Einen Ã-lscheich oder US-Magnaten interessiert die Konjunktur gar nicht", sagt Schäfer. Dass sich bei diesen Marktaussichten auch andere Anbieter in das Mega-Yachtsegment einklinken möchten, wundert nicht. Auf der Boot wollen sich jedenfalls 40 Anbieter aus der Branche zum German Yachting Industry Pool (GYP) zusammenschließen. Ziel: Ein größeres Stück vom boomenden Markt der Mega-Yachten....“
gekürzt aus: Financial Times Deutschland, 18.1.2001
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