jungewelt.de:
Marcus Schwarzbach
Rohstoffe für den Krieg
Deutsche Firmen finanzieren mit Tantalhandel Rebellengruppen im Kongo
Die Vulkankatastrophe im Kongo hat das Augenmerk der internationalen Ã-ffentlichkeit wieder für eine kurze Zeit auf den afrikanischen Staat gelenkt. Berichte über die Dramatik der Naturereignisse und deren Folgen sind in den Medien an der Tagesordnung. Der Mangel an Trinkwasser und die befürchteten Epidemien werden auch mit den militärischen Auseinandersetzungen in Zusammenhang gebracht. Die Kriegsursachen spielen jedoch kaum eine Rolle. Oftmals wird nur von »Stammesauseinandersetzungen« gesprochen.
Über zwei Millionen Tote sind dem Krieg im Kongo seit 1997 zum Opfer gefallen. Da die militärischen Greueltaten von der Ã-ffentlichkeit in den Ländern des Nordens weitgehend unbeachtet bleiben, spricht amnesty international schon vom »unsichtbaren Krieg«.
Nach einem Bericht der UNO vom vergangenen Jahr werden die Kämpfe im Kongo hauptsächlich um den Zugang zu Rohstoffquellen geführt. Neben Gold, Kupfer und Kobalt ist in erster Linie Tantal von Interesse. Tantal wird aus dem Erz Coltan gewonnen. Es hat eine hohe Dichte, ist hitze- und säureresistent und deshalb geeignet für Superlegierungen, die in Hochtechnologiegeräten eingesetzt werden. Tantal wird u.a. für Computer und Handys eingesetzt. Coltan-Vorkommen gibt es zwar auch in Australien und Brasilien; die größten Lagerstätten befinden sich jedoch im Kongo. Die Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) hat die Hoheit über die Abbaugebiete im Osten Kongos.
Coltan wird von der Zivilbevölkerung Kongos meist mit bloßen Händen und mit einfachen Werkzeugen geschürft. Auch Kinder arbeiten in den Minen. Die Ausfuhr läuft über das Nachbarland Ruanda. Auch die ruandische Armee ist im Kongo aktiv und bietet Firmen, die das Erz fördern, Schutz an.
Da die Exporterlöse direkt der Rekrutierung von Kämpfern und dem Kauf von Waffen dienen, fordert die UNO ein Importstopp für Tantal aus dem Ost-Kongo. Für den Sprecher Sprecher der Coordination gegen BAYER-Gefahren, Axel Köhler-Schnura, sind die Verantwortlichen klar: »Die Firma H.C. Starck trägt Mitverantwortung für die grauenhaften Kämpfe, denen bereits Hunderttausende zum Opfer fielen. Wir fordern die Firma auf, den Tantalimport aus dem Kongo umgehend einzustellen«. Vergeblich versuchte die Initiative jedoch, Forderungen nach einem Importverzicht aus dem Kongo auf der Bayer-Aktionärsversammlung im letzten Jahr durchzusetzen.
Eine öffentliche Diskussion über das Thema hat Bayer zu vermeiden versucht. Offiziell betreibe der Konzern keinen Tantalhandel und bestreitet jegliche Beteiligung. Aber selbst die UNO nennt die 100 prozentige Bayer-Tochter H.C. Starck, Weltmarktführer für Tantal, als einen der wichtigsten Abnehmer des Rohstoffs.
<center>
<HR>
</center> |