Hi R1!
>jemand aussenstehender hat mir erklärt, bei den Zeugen muss man einen % Anteil vom Gehalt abgeben, man werde überwacht und es sei kein Sex gestattet (ausser Kind zeugen) stimmt das?
Also ich bin kein Experte darin, ich weiß nur noch vom Religionsunterricht(also natürlich dadurch von der 'gegnerischen' Seite geprägt) und eigenen Erfahrungen mit Mitgliedern, dass die Zeugen Jehovas eher"nur" lästig werden können wenn man sich in ihre Fänge begibt. Das heißt z.B. wenn man bei ihren Hausierungen zustimmt sich auf eine Diskussion über Jesus oder ein Leben nach nach dem Tod einzulassen können sie durchaus öfters und ein bißchen hartnäckiger werden um jemanden zu werben. Einen Einblick in ihr Innenleben habe ich aber nicht bekommen und kann nur von außen auf das Innere durch Vermutungen schließen.
Sie selbst unterwerfen sich ziemlich der wortgetreuen Interpretation der Bibel und sehen deshalb einig Einschränkungen im Alltagsleben viel strenger. Z.B. nehmen sie bei Unfällen kein fremdes Blut aus Blutkonserven an oder verweigern sich sonstigen technischen Neuerungen, wenn sie darin einen Gebotsverstoß erkennen. Das Handeln ist zwar die Entscheidung jedes einzelnen (sofern dieser jenige nicht nach einem Unfall im Koma liegt und seine Eltern o.ä. für ihn entscheiden dass er keine Blutkonserven bekommen darf), aber in der Regel stehen sie sehr fest hinter ihrer Glaubenseinstellung und der damit verbundenen Einschränkungen.
Das Abbrechen von sozialen Kontakten zu Andersgläubigen habe ich von Bekannten eher weniger mitbekommen, die auch selbst Mitglied in dieser sog."Kirche" sind, würde ich aber je nach Stärke der Strenggläubigkeit nicht ausschließen.
Die Mitglieder sind recht offen gegenüber anderen Menschen, auch wenn sie ihren eigenen Weg trotzdem voll beibehalten. Ein ehemaliger Schulkamerad lieh mir mal ein (von Ihnen selbst aufbereitetes) Informationsvideo über sie aus, welches ich mir angeschaut habe und es dabei problemlos belassen konnte, ohne deshalb von diesem Schulkamerad irgendwo reingezogen zu werden, der selbst Mitglied war.
Im Religionsunterricht stellte sich ein anderes eingeladenes Mitglied in der 12ten Klasse allen Fragen des Kurses und machte keinen hinterhältigen Eindruck. Allein die Tatsache, dass der Religionslehrer(Dr. der Theologie) dies zuließ in seinem Unterricht läßt durch ein erwartendendes Verantwortungbewußtsein von Lehrer-Seite auf keine allzu große Gefahr was Leib und Leben angeht schließen.
Wir schüttelten alle den Kopf über die Starrköpfigkeit sich diesem und jedem im Leben total zu verweigern und geworben hatte er auch niemanden bei uns damals.
Ihre Methoden sind auch nicht so rabiat, wie z.B. das was man von der Scientology an Manipulations- und Infiltrations-Gerüchten hört(und ich denke dass ein großer Teil davon stimmen dürfte), sollte man es sich später anders entscheiden und austreten zu wollen.
"Normaler" Psychoterror dürfte aber wohl schon dazu gehören, wie vielleicht in der Richtung:"Du befindest dich auf dem Weg der Abkehr von Gott und wirst verloren sein im Leben!"
Im Übrigen ist noch der strikte Gewaltverzicht z.B. als Soldat zu nennen, was ich eher positiv finde. Die ersten Ersatzdienstleistenden der BRD waren z.B. größtenteils Zeugen Jehovas, die sogar den Weg der harten Totalverweigerung mehr oder weniger nahmen.
Keine tolle Vereinigung meiner Meinung durch das krakenhafte Vereinnahmen von Menschen(das man in diesem Forum ja nicht nur aus der Religion bereits kennt), aber sie kann manch labilen Menschen einen kleinen Halt geben, allein schon durch die Tatsache dass sich dort viele derartige Menschen finden und so eine Art Selbsthilfe-Gruppen Effekt entsteht.
Die"normale" evangelische oder katholische Kirche kann einen solchen Halt aber meiner Meinung nach eigentlich genauso geben, wenn man religiösen Halt sucht.
Wie du jetzt konkret deine/n Bekannte/n vor dieser Situation des Hinweggleitens in die vermeintlich schützende Atmosphäre dieser Gruppe schützen kannst weiß ich leider nicht genauer, da ich mich recht wenig mit der Abwerbung und"Rehabilitation" auskenne.
Außer Diskussionen, dass derjenige Mensch es sehr wohl auch ohne gerade diese Sekte schaffen kann wüsste ich kaum etwas. Bücher könnten helfen(die DU lesen musst um zu wissen wie die Gegenseite arbeitet) und menschliche Nähe geben so gut wie möglich, die er/sie sich sonst in der Sekten-Gemeinschaft holt.
Im Übrigen dürfte zu erwarten sein, dass sich die Argumentation der"gegnerischen" Seite bereits bestens auf Kritik und Vorschläge das Leben in die eigene Hand zu nehmen vorbereitet haben dürfte, so dass sich der zu werbende Mensch wie ein Spielball zwischen den Fronten Sekte ja oder nein, bzw. was ist gut und besser für mich, hin- und hergeworfen fühlen wird und aufgeben könnte.
Psychische Sucht, kann ich dazu eigentlich nur sagen...
Ich würde in diesem Fall es vielleicht auch versuchen über Kontakt mit einer evangelischen oder katholischen Kirche aufzunehmen, so dass ein Gegenpol geschaffen wird der deine/n Bekannte/n in seinem täglichen Leben und seiner sozialen Abgrenzung nicht so sehr prägen wird wie die zu erwartende Entwicklung innerhalb der Zeugen Jehovas.
Cya und viel Glück!
Condor
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