Nach den Anschlägen vom 11. September stellt der frühere Verteidigungs- und Geheimdienstexperte Andreas von Bülow unbequeme Fragen
25.01.2002
Andreas von Bülow war Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Minister für Forschung und Technologie im Kabinett von Helmut Schmidt und er saß 25 Jahre lang für die SPD im Bundestag. Im Untersuchungsausschuss Schalck-Golodkowski erfuhr von Bülow, wie Geheimdienste arbeiten.
Als Folge schrieb er das Buch"Im Namen des Staates", in dem er die laut Untertitel"kriminellen Machenschaften" von CIA und BND unter die Lupe nimmt.
Seit den Anschlägen vom 11 September treiben Andreas von Bülow vor allem zwei Fragen um:
Wessen Interessen dienten die Anschläge wirklich?
Warum konnten die 26 Geheimdienste der USA mit einem Jahresetat von bis dahin 30 Milliarden Dollar diese Anschläge nicht verhindern?
Und warum glaubt die internationale Ã-ffentlichkeit so bereitwillig den Informationen, die von Regierung, CIA und FBI herausgegeben werden?
Andreas von Bülow ist ein vorsichtiger Mensch.
Aber seine Zweifel hat er und spricht sie offen aus.
Natürlich, sagt er gleich zu Beginn unseres Gesprächs, natürlich könne er rein gar nichts beweisen. Wie denn auch. Und ein Verschwörungstheoretiker sei er schon gar nicht.
Aber er stelle Fragen, denn es gebe doch offensichtliche Ungereimtheiten, was die Planung und die Aufklärung der Anschläge vom 11. September angeht.
"Was einen erstaunt ist, dass ein Land wie die Vereinigten Staaten, die den ganzen Globus..im Griff haben elektronisch...nicht in der Lage sind, und nicht in der Lage waren, so was vorauszusehen.
Und dass sie dann innerhalb von 48 Stunden nachdem die Tat passiert war, perfekt wussten, wer es war, da kam ne Liste von 19 Leuten, 19 Muslimen, mit Bildern, mit Lebenslauf, mit allem Drum und Dran....."
Seine Recherchen und die von einigen wenigen Journalisten hätten ergeben:
"Innerhalb von zehn Tagen war klar, dass sieben von denen noch leben, dass das also ne Liste voller Fehltreffer ist....
das zweite sehr Merkwürdige ist, dass keiner dieser arabischen Namen auf den Passagierlisten erscheint...das können Sie über CNN nachfragen...
das Dritte...keiner der vier Piloten hat das vereinbarte Signal für eine Entführung des Flugzeugs 7700 an die Bodenstation eingetippt...
die vierte Merkwürdigkeit ist dass ganz offensichtlich in der Größenordnung von 15 Milliarden Dollar spekuliert worden ist in der Woche vorher."
Tatbestände, über die gar nicht oder kaum berichtet worden sei.
Stattdessen folge die gesamte Medienwelt den Informationen der USA.
Mache, wenn auch mit durchaus gelegentlich kritischen Untertönen, mit bei der AL Qaida-Verschwörungstheorie der Amerikaner.
"Ich sage eigentlich nur: wenn eine Theorie für einen Kriminalbeamten nicht funktioniert,, weil das Puzzle nicht aufgeht, weil das Bild nicht stimmt, weil die Einzelteile nicht zu vereinbaren sind, dann sucht jeder Kriminalist nach einer neuen Erklärung, einer neuen Kombination."
Und weil das nicht passiert, und er sich zudem gut auskennt in den Strukturen und Strategien der Geheimdienste, ist von Bülow mehr als skeptisch. Wobei er natürlich weiß, dass er sich damit auf einen gefährlichen Weg begibt.
"Ich weiß ja nicht, wer es war, ich will auch keine Theorie aufstellen. Denn da kommen Sie in ein höllisches Fahrwasser und müssen dann plötzlich Beweise anführen, ich bin ja kein Bundeskriminalamt und nicht das FBI."
Aber dem Ex-Politiker lassen die Ereignisse vom 11. September und vor allem ihre Folgen keine Ruhe. Schließlich schafften die Amerikaner seitdem Fakten:
"Es geht jetzt um die Verteilung dieses ganzen kaspischen Beckens mit dem großen Ã-l, es geht um den privilegierten Zugang zu den arabischen Ã-lquellen, es geht darum überall dort sozusagen Militärstützpunkte zu setzen, es geht letztendlich vermutlich auch darum, dieses China handhabbar zu machen.."
Und von Bülow denkt auch noch in eine ganz andere Richtung:
"Dieser militärisch-industrielle Komplex...hat natürlich ein hohes Interesse daran, nachdem der Feind weggefallen ist, einen neuen zu produzieren. Das verbindet sich sehr stark mit...Sam Huntington, dem Autor von" Zusammenstoß der Kulturen", der sagt, die menschliche Gemeinschaft braucht einen Feind, die westliche vor allem, damit sie hinter ihrer Regierung steht, und er schlägt vor, dass nichts daran vorbeiführt in den nächsten Jahrzehnten, dass die muslimischen Völker das sein werden. Das heißt, das ist eine vorgebahnte Bahn, auf der diese Ereignisse dem Volk eingetrichtert werden...wenn man das Gefühl hat, dass aus dem Muslimismus diese abenteuerlichen Selbstmordattentäter so als Schläfer plötzlich aufstehen...dann ist das eine Verunheimlichung dieser ganzen Landschaft, die Effekte hervorbringt wie der AntiKommunismus, den wir schon gehabt haben."
Und die den welt- und rüstungspolitischen, wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen der USA dienten.
Und denen Israels:
"Der Sharon ist mit seiner Regierung darauf aus, letztendlich das größere Israel zu vervollständigen und dazu gehört die ethnische Vertreibung der Palästinenser. Das heißt Mossad-Beteiligung, der in dem ganzen Nahostgeschäft im Grunde genommen das steuernde Element ist und vermutlich auch das steuernde Element in der amerikanischen Geheimdienstlandschaft. Sie verlassen sich auf die vielen Israelis, die aus arabischen Ländern kommen, von daher besteht dadurch eine Einflussnahme - ohne daß ich sagen würde, das war's oder die Kombination ist es gewesen."
Angesichts der Vollmachten, die sich die Regierungen der gesamten westlichen Welt jetzt gegeben haben im Sinne der Bekämpfung des Terrorismus, wird es zweifelsohne noch schwieriger sein, die Wahrheit herauszufinden.
"Denn Sie haben Apparate gegen sich, Sie haben Fehlspuren,
Kein Journalist irgendeiner Redaktion, auch wenn er ein noch so investigativer Journalist sein will, ist in der Lage, diesen Spuren zu folgen, weil da eine Riesen - Staats-, auch Finanzkraft dahintersteht...."
Bülow jedenfalls ist überzeugt: wer diese hochintelligenten Anschläge geplant habe, der habe bewusst einkalkuliert, dass sie zu Lasten der arabischen Welt und der Palästinenser gehen würden.
"Deswegen bin ich von daher schon sehr skeptisch, ob es Araber oder Muslime gewesen sind, denn wer das als Akt der psychologischen Kriegsführung organisiert, der weiß, was dabei rauskommt, und der muss im Grunde selbst abgeschreckt sein, das zu tun."
<ul> ~ von Bülow</ul>
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