Bank Julius Bär warnt wegen Bilanzrisiken vor einem neuem Rückschlag an den US-Börsen - Chancen für deutsche und europäische Aktien
<font size=5>Enron-Krise droht Aktienjahr an der Wall Street zu verhageln</font>
HANDELSBLATT, 14.2.2002
mm FRANKFURT/M. <font color="#FF0000">Die spektakuläre Pleite des US-Energiekonzerns Enron hat das Vertrauen der Anleger in den gesamten amerikanischen Aktienmarkt erschüttert. Die durch den größten Konkurs in der Geschichte der USA ausgelöste Diskussion um fragwürdige Bilanzierungspraktiken untergrabe die Glaubwürdigkeit der Unternehmen</font>, warnen Analysten. Dadurch könnte es zu weiteren empfindlichen Rückschlägen an der Wall Street kommen.
<font color="#FF0000">"Viele US-Gesellschaften haben den Spielraum der kreativen Buchführung überschritten"</font>, klagt Gérard Piasko, Chief Investment Officer der Schweizer Bank Julius Bär. <font color="#FF0000">Die Bilanzierungsregeln nach US-GAAP würden es den Unternehmen erlauben, ein unrealistisch positives Ergebnis-Bild zu zeichnen</font>. <font color="#FF0000">Angesichts der ohnehin hohen Bewertungen an der Wall Street bestehe akute Gefahr für die Kurse</font>."Das Thema ist hoch brisant und dafür verantwortlich, dass die Gefahren am US-Aktienmarkt derzeit größer sind als die Chancen", lautet Piaskos Schlussfolgerung. <font color="#FF0000">Die Märkte hätten die Risiken, die hinter der Bilanzierungsfrage stehen, bislang"noch nicht einmal zu einem Drittel verstanden"</font>.
Eigener Kommentar: Die Wahrheit wird noch ans Tageslicht kommen und dann ist es aus...
Auch nach Einschätzung der US-Investmentbank Goldman Sachs hat der Fall Enron und der Verdacht auf Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen weiterer Großkonzerne die Investoren tief verunsichert. <font color="#FF0000">Als größtes Manko haben die Goldman-Analysten die Auslagerung von Schulden aus der Unternehmensbilanz ausgemacht. Die US-GAAP-Regeln würden dafür mehrere legale Schlupflöcher bieten</font>. <font color="#FF0000">Auch Piasko sieht hier eines der gravierendsten Probleme und zitiert Bankenschätzungen nach denen sich die außerhalb der Bilanz geparkten Schulden der US-Firmen auf bis zu 2 Bill. $ belaufen könnten</font>.
Eigener Kommentar: Auweia!
Die Lösung der aktuellen Vertrauenskrise ist nach Piaskos Meinung der"Knackpunkt" für die Entwicklung an der Wall Street in diesem Jahr. Die US-Regierung müsse die Glaubwürdigkeit durch eine Verschärfung der Bilanzregeln wieder herstellen. Je schnelle dies geschehe, desto besser stünden die Chancen, dass die US-Aktien von der wieder anspringenden Konjunktur profitieren könnten. Sollte Washington allerdings untätig bleiben, drohe ein weiteres enttäuschendes Aktienjahr, meint Piasko.
Klaus Aulbach, Wall-Street-Experte der BHF-Bank, sieht die Lage etwas optimistischer. Zwar räumt auch er ein, dass die Bilanzprobleme die US-Börsen derzeit bremsen. Doch Aulbach ist sich sicher, dass die Vertrauenskrise schnell überwunden wird, und die Anleger schon bald den Blick wieder nach vorne, auf die erwartete Konjunkturerholung, richten."Die Enron-Krise könnte sich am Ende sogar als gute Kaufgelegenheit erweisen", hofft der BHF-Analyst.
Die Julius-Bär-Experten sehen dagegen solange die Bilanzierungsfrage"wie ein Damoklesschwert" über der Wall Street schwebt, an den deutschen und europäischen Börsen die besseren Perspektiven. Die"schlimmste Baisse der Nachkriegszeit" ist nach Meinung von Gerhard Grebe, Chief Investment Stratege der Julius Bär Kapitalanlage AG mit den Tiefständen vom 21. September 2001 endgültig überwunden. Grebe hofft auf eine moderate Konjunkturerholung bei weiter niedrigen Zinsen und sieht für Aktien aus Deutschland und der Eurozone ein Kurspotenzial von 10 bis 15 %. Dabei empfiehlt Grebe vor allem konjunkturempfindliche Werte wie Unilever, Lagardère oder Renault sowie Finanzwerte wie Deutsche Bank, Hypo-Vereinsbank Swiss Re oder Münchener Rück.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. Februar 2002, 06:01 Uhr
<center>
<HR>
</center> |