<pre> <p align="left"><font size="+2">Steigende Schulden gefährden deutsche Großkonzerne</font>
<font size="+1">Mit 287 Milliarden Euro stehen die 40 am höchsten
verschuldeten Aktiengesellschaften in der Kreide</font>
Von Michael Schneider
Berlin - Die Kreditrating-Agentur Standard & Poor's (S&P) schlägt
Alarm für die Kreditmärkte. Für das erste Halbjahr 2002 erwarten die
Anleihe-Analysten weitere drastische Kreditausfälle, vermehrte Herabstufungen
der Bonität von Firmen und höhere Risikoprämien.
Dass es insbesondere für hoch verschuldete Firmen immer enger wird, darauf
deuten die S&P-Zahlen für den Januar hin: Weltweit konnten allein in diesem
Monat 41 der von ihnen bewerteten Anleihen über insgesamt 31,3 Milliarden
Dollar nicht bedient werden. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2001, an dessen
Schluss die Mega-Pleite Enrons stand, betrugen die Ausfälle mehr als 115
Milliarden Dollar - ebenfalls ein bisher unerreichter Tiefpunkt. Einer der jüngsten
Fälle in Europa ist der Niedergang der niederländischen United Pan Europe
Communications NV (UPC), die von Liberty Media kontrolliert wird und fällige
Zinsen von 113 Millionen Euro nicht bezahlt.
Die deutschen Geldhäuser, so scheint es, nehmen die Hiobsbotschaften eher
gelassen hin, sofern es um die großen deutschen börsennotierten Firmen geht.
Erstaunlich genug, weisen doch die 40 am höchsten verschuldeten
Aktiengesellschaften nach Berechnungen von Creditreform mehr als 287 Milliarden
Euro an Verbindlichkeiten aus - das sind rund 40 Milliarden Euro mehr als das
Bruttosozialprodukt Schwedens.
Und: In den ersten neun Monaten vergangenen Jahres sank die
Nettoumsatzrendite der Dax-Firmen auf 2,5 Prozent, im vergleichbaren
Vorjahreszeitraum hatte sie noch 4,6 Prozent betragen, wie dieser Tage das
Institut der deutschen Wirtschaft vorrechnet....
Doch die Anleger sind längst nervös geworden. Gerade in der hoch
verschuldeten Telekom-Branche - Ausrüster und Netzbetreiber eingeschlossen -
sind die Kurse deutlich unter Druck geraten, während die Renditeaufschläge für
Anleihen anzogen - was für große wie France Télécom und Deutsche Telekom
ebenso die Kosten treibt.
Insbesondere am Neuen Markt, der im vergangenen Jahr 18 Insolvenzen -
darunter die Brokat-Pleite - verzeichnete, geht das Zittern weiter. Erstes diesjähriges
Opfer der Schuldenfalle war der Glasfasernetzbetreiber Carrier 1. Bis zu 30
weitere Zusammenbrüche in diesem Marktsegment wollen die Analysten nicht
ausschließen.
Nicht zu vergessen: Durch die Verschnupfung der Aktien- und Bonds-Märkte könnte
sich der Mittelstand demnächst eine Lungenentzündung holen. Bei steigenden
Kreditkosten, so sagt Creditreform für 2002 voraus, sei"angesichts der
konjunkturellen Unsicherheiten und der weiteren Konsolidierung der Kapitalmärkte
mit weiter steigenden Insolvenzen zu rechnen."
Dabei war 2001 schon dramatisch genug: Um fast 19 Prozent stieg die Zahl der
deutschen Pleiten auf 49.600. Die durchschnittliche europäische Zuwachsrate:
5,9 Prozent. <font size="-1">(Welt, 17.2.02)</font>
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