Am 24. Januar veranstaltete der Senats-Ausschuß für Regierungsangelegenheiten Anhörungen zum Thema"Enrons Fall: Wie konnte es dazu kommen?" Zu den Experten, die vom Ausschuß gehört wurden, gehörten der ehemalige Direktor der Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) Levitt und der Jurist Prof. Partnoy von der Universität San Diego.
Levitt sprach über eine"beginnende Vertrauenskrise im System unserer Märkte" und verwies auf eine"Kultur des Spielertums" im US-Geschäftsleben -"ein Spielertum, daß es für richtig hält, die Regeln zu verletzen und die Zahlen zu frisieren", und"wo Unternehmen sich den Wünschen und dem Druck der Wallstreet-Analysten beugen, anstatt der Realität der Zahlen."
Partnoy, Autor des 1997 erschienenen Buchs Fiasko - Blut im Wasser auf der Wall Street, verwies auf eine noch weit größere Gefahr für die Wall Street, als diejenige, welche sich aus den systematisch frisierten Büchern ergibt: das bevorstehende Platzen der mehr als 100 Bio.$ schweren Blase des außerbörslichen Derivathandels (OTC), das zumindest teilweise durch den Enron-Kollaps ausgelöst wurde. Diese Einschätzung Partnoys, eines versierten Fachmannes für Derivatgeschäfte,"Finanzinstrumente" und andere"Investitions-Vehikel", wie sie von Enron verwendet wurden, bestätigt all das, was LaRouche und die BüSo seit über einem Jahr zum Thema Enron gesagt haben.
Partnoy erklärte:"Enron wurde mit dem Risikofonds Long-Term Capital Management (LTCM) verglichen, der mit 1 Bio.$ an Derivaten 4,6 Mrd.$ verlor und im September 1998 durch eine von der New Yorker Federal Reserve entworfene private Aktion gerettet wurde. In den letzten Wochen habe ich selbst den Fall Enron untersucht, und ich glaube, der Vergleich ist unzureichend. Sicher, es gibt Ähnlichkeiten im Gebrauch und Mißbrauch von Finanzderivaten bei beiden Firmen. Doch reicht das Ausmaß der Probleme bei Enron und ihre Wirkung auf die Investoren und Beschäftigten viel weiter. Nach dem jüngstem Jahresbericht verdiente Enron allein im Jahr 2000 mehr Geld im Derivathandel als LTCM in seiner gesamten Existenz... Verglichen mit Enron war LTCM eine Limonadenbude."
Um zu verstehen, warum Enron kollabierte, sagte Partnoy, müsse man den völlig ungeregelten Markt der OTC-Derivate betrachten; er beschrieb dann im Detail, wie Enron mithilfe bestimmter Derivate Verluste, Schulden und den Wert seiner in Schwierigkeiten geratenen Geschäfte inflationierte. Offiziell werde der Gesamtwert aller offenen OTC-Derivatverträge zum Jahresende 2000 auf 95,2 Bio.$ geschätzt -"und das ist wahrscheinlich noch untertrieben." Nach einer Serie von Verlusten im Derivatgeschäft Mitte der 90er Jahre"erwog die Kommission für den Warenfutureshandel die Regulierung der OTC-Derivate. Doch ihr Vorschlag wurde abgelehnt, und Ende 2000 bestätigte der Kongreß durch das Gesetz zur Modernisierung der Warenfutures den unregulierten Status der Derivate. Dadurch verwandelte sich der Markt der OTC-Derivate in eine tickende Zeitbombe, die der Kongreß bisher nicht entschärfen wollte."
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