Hi,
abgesehen von dem wirklich"alles" sagenden JüKü-Chart noch ein paar Gedanken:
>Wir sind gewohnt, den Kurs von Aktien in Geldeinheiten zu betrachten. Steigt ein Aktienindex, so wird der Erwerb von Aktien"teurer".
Richtig. Man muss nur bedenken: Es kommt nicht auf den Einmalkauf oder -verkauf an, denn der ist immer"pari" (Goldpreis gegen Dow), sondern darauf, wie's dann weitergeht. Steigt also danach Gold gegen Dow oder umgekehrt.
UND: Man muss auch bedenken, dass Gold selbst nichts abwirft, bei Dowerten aber Dividenden gezahlt werden, die auch eingerechnet werden müssen. Zahlen alle Dow-Werte z.B. 10 % netto an die Aktionäre aus, muss Gold, um mitzuhalten, entsprechend um diese 10 % p.a. steigen. (Heute liegt die"Dividendenrendite" natürlich erheblich niedriger, ich schätze mal um/unter 2 %, müsste nachschauen).
>Aber wie sieht es für den Goldbesitzer aus? Wenn gleichzeitig der Goldpreis steigt, könnten die Aktien sogar"billiger" geworden sein.
Ja. Im jeweils aktuellen Goldpreis ausgedrückt. Aber die Bewegung entscheidet, nicht der Stand.
>Es stellt sich also die Frage: Wieviel"Aktien" oder"Immobilien" kann ein Goldbesitzer für eine Einheit"Gold" kaufen?
Richtig. Aber wie gesagt, das ist immer nur eine Momentaufnahme. Man muss schauen, wie es danach weitergeht. Aus dem Chart ist schön zu sehen, dass die Bewegungen in großen Wellen erfolgen (ist bei Immobilien vermutlich ganz genauso, allerdings sicher flacher), die jeweils ihren"Kippunkt" haben. Der ist"oben" immer schwerer zu erwischen als"unten". Ob der letzte Kipppunkt rechts ("Gold is dead") tatsächlich der Kipppunkt ist, weiß ich nicht.
Das hat natürlich auch damit zu tun, dass die Finanzwerte-Freaks, die mit viel größerem Volumen arbeiten und ganz andere"Wertedimensionen" haben (und zu verlieren haben) die Gold-Freaks leichter ärgern können (Manipulationen, siehe Zahllos-Postings hier) als umgekehrt. Der ganze US-Goldschatz (ca. 8200 t) liegt zum aktuellen Goldpreis bewertet etwa nur bei einem Fünftel dessen, was ein einziger (!)"schwerer" Wert im Dow insgesamt kostet (z.B. GE, MSFT).
Andererseits sind die astronomisch überzockten US-Werte (KGV auf ATH) vermutlich erheblich anfälliger als der Wert des Goldbestandes. Mit 1 Mio verkauften shares können sich die Kurse selbst schwerster Firmen um 10 oder 20 % senken (oft genug passiert), was dann nicht nur den Wert dieser, sondern aller shares um diesen Prozentsatz senkt.
Der Goldmarkt, der sicherlich nicht generell überzockt ist, scheint gegen schlechte Meldungen (Notenbankverkäufe) oder tatsächliche Verkäufe und/oder Derivate-Manipulationen relativ robuster zu sein. Klartext: Leichter halbiert sich ein Dow-Wert als der Goldpreis.
>Wie hat sich die Relation in USA, Europa, Japan im letzten Jahrhundert entwickelt?
Die JüKü-Kurve ($-Basis) müsste dazu noch mit den Kurskurven der Währungen ($/€, $/Yen)"bereinigt" werden. Aber da wir immer in die Zukunft schauen müssen, geht also die Frage dahin: Wie wird sich der $ gegen die anderen Währungen entwickeln. Beim € nehme ich an, fürs erste noch relativ"flat", gegen Yen dürfte der $ eher steigen, zumal die Japaner neues Heil aus billigerem Yen (= Exportanschub) erwarten. Der Goldpreis in € und Yen ist in letzter Zeit deutlich stärker gestiegen als in $, in Yen besonders (dazu gab's gute Charts).
>Wie wirkte sich die Abkehr vom Goldstandard aus?
In Deutschland so: Aktienindex 1913 bis 1922:
100 - 98 - 103 - 118 - 126 - 125 - 105 - 205 - 432 - 2059.
Preisindex (Devisenkurse gab's im Krieg de facto nicht, der Preisindex gibt aber letztlich den Goldpreis wieder, da er auf"Goldmark" basierte) im gleichen Zeitraum:
100 - 100 - 135 - 180 - 225 - 310 - 490 - 1044 - 1337 - 15.036
Daraus geht klar hervor, dass sich der Goldpreis nach Abgang vom GS im Reich (1914, Kriegsausbruch) deutlich besser entwickelt hat als die Aktienkurse.
>Solange die Golddeckung unverändert blieb, mußte (da Gold=Geld) die Aktien-Kaufkraft des Goldes derjenigen des Geldes entsprechen.
Ja.
>Gibt es auch dort Schwankungen, die vielleicht sogar EW-mäßig verlaufen?
Leider gibt es nur für die USA einen"rückgerechneten" Aktienindex ab Einführung des Dow-Jones-Index in den 1890er Jahren. Für Deutschland ist m.W. kein brauchbarer Aktienindex für die Zeit des GS zu haben. Ich erinnere mich an Re-Konstruktionen, die zeigen, dass es in den 70er Jahren deutlich abwärts ging (nach dem Platzen der"Gründer-Bubble") und dann nochmal in den 1890er Jahren, so dass in dieser Zeit Gold (= Geld) die Aktien outperformte.
>Gibt es kritische Relationen, die Aufschluß über ein"zu teuer" oder"zu billig" geben könnten?
Die US-Aktien sind mit Sicherheit"zu teuer", aber das will nichts heißen, siehe"behavioural finance". Es gibt massenhaft Litertatur und Charts darüber, wann was"zu teuer" oder"zu billig" ist. Ein Ansatz z.B. ist Tobins q, das die Relation zwischen Buch- und Marktwerten von AGs misst (auch hier ein krasses, historisch fast einmaliges Missverhältnis). Der Ansatz - ein historischer Vergleich letztlich - ist wg. der Buchungstricksereien großer US-Konzerne so gut wie unmöglich, hier ausführlichst belegt und diskutiert, u. a. heute unter
Popeyes Finding
zu sehen. Das dort Dargestellte macht einen sprachlos. Auch wenn es nichts darüber aussagt, wie's denn nun an den Märkten weiter geht.
>Wo stehen wir heute?
Besser, wir wüssten, wo wir Morgen stehen. Ich weiß es nicht, vermute aber, wir stecken schon in einer langen, schweren Baisse, wobei allerdings noch das EW-ATH von 13k beim Dow fehlt. Und ein richtig heftiger Down-Crash ist für mich sicher. Aber wer weiß das schon wirklich? Dennoch sind die EW-Counts mir immer eine gute Hilfe gewesen (Abo).
>Ich nehme an, daß sich kluge Leute darüber Gedanken gemacht haben, weiß aber nicht, wer es war und wo ich suchen könnte. Kann mir jemand helfen?
Ich hoffe, es hat ein bisschen weiter geholfen.
Gruß
d.
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