Bei den schwersten Unruhen in der algerischen Berber-Region seit den 60er Jahren sind rund 50 Menschen getötet worden. Nach Presseberichten wurden 29 Demonstranten von der Polizei erschossen.
Das Innenministerium in Algier bestätigte zunächst nur den Tod von 15 Zivilisten und gab bekannt, 300 Polizisten seien verletzt worden. Die Unruhen griffen auf große Teile der Kabylei über, einer mehrheitlich von Berbern bewohnten Bergregion im Osten Algiers.
Die Demonstranten setzten Autos in Brand und plünderten Geschäfte. Laut Augenzeugen wurden viele von ihnen erschossen, als sie in Ortschaften wie Tizi Ouzou und Tizi Rached Polizeigebäude stürmen wollten.
Die Rebellion der jugendlichen Berber richtet sich vor allem gegen die hohe Arbeitslosigkeit und die Vernachlässigung der Kabylei durch die Zentralregierung in Algier. Anlaß für die Unruhen war der Tod eines Abiturienten, der am 18. April in der Ortschaft Massinissa Guermah in Polizeihaft erschossen wurde.
Die politischen Parteien, die sich in den vergangenen Jahren für die Rechte der Berber eingesetzt hatten - darunter die"Front der Sozialistischen Kräfte" und die"Sammlungsbewegung für Kultur und Demokratie" - drangen am Wochenende nicht mit ihren Friedensappellen durch. In algerischen Zeitungen wurde davor gewarnt, daß die Unruhen aus der Berber-Region auf andere Gegenden Algeriens übergreifen könnten.
Die algerischen Berber fühlen sich als drangsalierte Minderheit. Sie versuchen seit Jahrzehnten, der staatlich verordneten Arabisierung des öffentlichen Lebens zu widerstehen. Ein knappes Drittel der rund 30 Millionen Algerier gehört zu den Berbern, die auch in Marokko rund ein Drittel der Bevölkerung stellen.
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