>In einem sogenannten Zwangssystem entwickeln sich Kritik und Widerspruch wohl zwangsweise in netzartiger Form, während man in einer freiheitlichen Ordnung von Sterntopologien sprechen kann.
>Im Zwangssystem wird die Kritik bzw. der Gegenentwurf nur im näheren Umkreis weitergereicht, d.h. der Multiplikationseffekt ist sehr klein. Andererseits kann man davon ausgehen, dass sich dadurch eine enorme Gleichrichtung der alternativen Ideen ergibt. Sieht man von minimalen Modifikationen bei der reinen Weitergabe der Kritik ab, entsteht ein sehr kohärenter Gegenentwurf. Dieser verbreitet sich zwar sehr zögerlich, ist in seiner Gefährlichkeit aber sehr hoch, da er sehr homogen ist.
>In einem freien System kann jeder sich auf den Marktplatz stellen und laut reden, im TV Reden halten, Bücher schreiben, Zeitungen herausgeben und Leserbriefe schreiben, eine Partei gründen und Vesammlungen abhalten etc etc. Dadurch entstehen Knotenpunkte der Meinungsbildung (Sterntopologie) mit einem höheren Multiplikationseffekt als in einem Zwangssystem. Da ein übergeordnetes Netz fehlt, weichen etwaige Gegenentwürfe (Kritik o.ä.) in ihrer Form sehr stark voneinander ab. Während B den A in Punkt 1 kritisiert, in Punkt 2 lobt, könnte C den A in Punkt 1 loben, in 2 kritisieren.
>Es entstehen sehr unterschiedliche Entwürfe, die in ihrer Gesamtheit so ungefährlich sind wie 10 untereinander zerstrittene Gegenkandidaten bei einer Wahl dem bösen Desperado zwangsläufig unterliegen müssen. Kritik, oder im Falle 9-11 mögliche Versionen über die Hintergründe des Anschlags, werden durch den Vielklang in ihrer Gesamtheit so diffus, dass sie allesamt in die Schublade"Exotik, Paranoia und andere Verwirrungungen" gesteckt werden... und völlig unbeachtet bleiben.
>Interessant da auch die Diskussionen um"Verschwörungstheorien" in Mainstreammedien wie heute im ZDF oder Spiegel, Zeit & anderswo. Immer wird pauschal über"die Theorien" gesprochen, nie über eine konkrete, denn mit welcher sollte man denn anfangen? Insofern ist die Hoffnung auf eine ernsthafte Behandlung des 9-11 Themas völlig illusionär.
>Genauso illusionär wie die Hoffnung, dass eine in einem freiheitlichen System ausgesprochene Systemkritik jemals ernsthaft gefährlich werden könnte. Damit aber offenbart das freiheitliche System, dass es noch unterdrückerischer bzw. reformresistenter ist als das Zwangssystem. Während in letzterem der Wächter jeden um Hilfe schreienden Gefangenen sofort exekutiert, separariert das freiheitliche System seine Gefangenen ("Individualität" ist Trumpf) und gibt jedem Gefangenen das verbriefte Recht, so laut wie möglich um Hilfe zu rufen. Was dann nach außen dringt, ist lediglich ein unverständliches Blöken mit größtmöglichem Schalldruck.
>In der Internnetz-Welt gut vergleichbar mit Server- und Peer2Peer-Systemen bei Musiktauschdiensten:
>Das Internet ist bzgl. seines dezentralen Peer2Peer-Charakters potenziell sehr wohl ein hochgefährliches Instrument. Solange einzelne Server 1:N die Massen bedienen, ist es beherrschbar. Napster war nur scheinbar ein Peer2Peer System. Ohne den zentralen Server ging es nicht. Wird aber im sternförmigen System ein einzelner Knoten gefährlich, wird er gezielt ausgeschaltet. Bzw. der Autor eines Buches, eine Zeitung, etc. diskreditiert, verfolgt, ausgeschaltet.
>Ein reines Peer2Peer System für den Musiktausch wie z.B. Kaazaa wird jedoch zu einem ernsten Problem. In solchen Fällen ist der unterentwickelte"Ordnungsapparat" eines libertären Systems wirklich gefordert und zeigt dann meistens besonders amok-artige Reaktionen. Die Macht stützt sich ursprünglich weniger auf Zensur, als vielmehr auf einen überschaubaren Vielklang.
>Andere Analogie: Teslas Resonanzfrequenzen. Mit einer solchen kann man ein Gebäude mit minimaler Energie zum Einsturz bringen. Man muß mit einem Taktgeber nur die Resonanzfrequenz treffen und dann ein Aufschaukeln der Amplitude abwarten. Einklang ist die Waffe. Zeit ist nachrangiger Faktor.
>Traurige Konsequenz: Erst durch das Ausschalten kritischer Knotenpunkte (Napster) wächst ein echtes Netzwerk (kaazaa) heran, was dann den Durchbruch bringt. Oder anders: Ein freiheitliches System muß sich zwangsläufig in ein Zwangssystem verwandeln. Erst wenn einzelne Knotenpunkte der 9-11-Kritik gewaltsam ausgetreten werden, bildet sich ein echtes Netzwerk mit einer kohärenten Version, die dann Aussicht auf breite Überzeugungswirkung hat.
Hallo Taktiker,
sehr intelligenter Beitrag zum Thema. Vor ein paar Tagen habe ich schon einmal die Frage gestellt, was denn konkret unter einer"Verschwörungstheorie" zu verstehen sei, und die Antworten dazu waren mehr als dürftig, eben weil der Begriff geziehlt zur Diffamierung von Systemkritikern gebraucht wird und somit so schwammig wie möglich gehalten wird.
In meinen Wörterbuch steht ganz eindeutig, was eine Verschwörung ist: die Gründung eines Geheimbundes. Diese Definition ist aber offenbar kaum jemandem geläufig. Ein geheimes Kartell zur Preisabsprache Beispielsweise, kann man ohne Problem als Verschwörung bezeichnen. Verschwörungen sind also durchaus nichts ungewöhnliches und sind nicht notwendigerweise paranoide Phantasien.
Die Theorie eines Weltweiten Terrorgeheimbundes mit Namen"Al Kaida" ist zum Beispiel ein klassisches Beispiel für eine Verschwörungstheorie. Diese wird aber vom Großteil der Medien als Tatsache geschluckt.
Theorien über Geheime Aktionen von Geheimdiensten sind übrigens nicht ohne Weiteres als Verschwörungstheorie zu bezeichnen, da der Bund (i.e. die Organisation) nicht geheim sondern sogar sehr bekannt ist.
Fazit: Begriffe sollten klar definiert werden, bevor man sie benutzt, es sei denn, man möchte manipulieren, nicht informieren.
Besten Gruß
<center>
<HR>
</center> |