Wie krisenfest sind FannieMae und FreddieMac?
Die Sonderanalyse der Woche beschäftigte sich mit den US-Finanzierungsfirmen zur Vergabe von Hypothekenkrediten. Wie krisenfest sind diese?
Hintergrund war die Überlegung, dass eine Krise bei diesen Instituten primär durch eine Krise am US-Immobilienmarkt ausgelöst werden kann. Daneben sind aber auch die rechtlichen Gegebenheiten bei diesen Unternehmen zu berücksichtigen. Es handelt sich zwar um private Banken, die aber einer staatlichen Aufsicht unterliegen. Daneben vergeben diese Unternehmen keine Kredite direkt an die Endkunden. Bislang genießen beide Unternehmen einen hervorragenden Ruf und werden von den Rating-Agenturen weit besser als"gute" Geschäftsbanken bewertet, nämlich mit AAA.
Eine weitere Beobachtung ist, dass sich die Spreads von Anleihen mit AAA in den USA gegenüber den US-Staatsanleihen in den letzten Wochen und Monaten deutlich verringert haben und damit vom Markt eine positive Beurteilung dieses Segmentes vorliegt.
Hintergrund der Frage war somit festzustellen, (a) gibt es einen grundsätzlichen Pessimismus im Markt und wie tief sitzt er fest und (b) wie wird der US-Immobilienmarkt beurteilt.
Bei den Privaten wurde - im Gegensatz zu den Institutionellen - eine Frage vorgeschaltet. Nur 48,1% der Privaten kennen die Unternehmen FreddieMac und FannieMae. Von den restlichen 51,9% trauen sich aber fast 90% ein Urteil zu. Bei den Institutionellen sind es insgesamt 18%, die diese Unternehmen entweder nicht kennen oder sich kein Urteil zutrauen. Zwischen"Kennen" und"Beurteilen können" liegt erfahrungsgemäß ein Unterschied. An dieser Stelle sei mir der Hinweis auf das"overconfidence"-Phänomen (Selbstüberschätzungsphänomen), welches die Behavioral Finance ermittelt hat, gestattet.
Wie beurteilen nun beide Parteien die Unternehmen (nur Stimmen gezählt, wenn die Unternehmen bekannt waren):
Es zeigt sich, dass nur ca. 25% der Privaten und nur knapp 20% der Institutionellen sich in der Beurteilung mit dem Markt (Spreadeinengung) bzw. den Ratingagenturen (AAA) einig sind! Mich persönlich hat der hohe Prozentsatz der Stimmen, die das Risiko für mit anderen guten Banken vergleichbar halten, sehr überrascht. Denn es handelt sich nicht um"gute" Banken, sondern per Definition um"sehr gute" Banken. Immerhin mehr als 20% der Privaten und 10% der Institutionellen halten eine Krise für absehbar, mithin eine Krise am US-Immobilienmarkt.
Die Erklärung für diese Beurteilung - im Vergleich zum Marktkonsens - hat nach meiner Auffassung eine oder mehrere der folgenden Ursachen:
Das Voting wurde vor dem Hintergrund unvollständiger Information getroffen ("overconfidence bias")
Ein hoher Pessimismus den USA und insbesondere dem US-Immobilienmarkt gegenüber
Die Frage war mißverständlich gestellt (Wenn ja, bitte hier kommentieren!)
oder: der Markt ist völlig falsch bewertet
Fazit: es dürfte wohl eine Kombination aus den ersten drei genannten Faktoren vorliegen. Dennoch zeigt das vorliegende Abstimmungsverhalten m.E. nach eine gewissen Grundpessimismus, der sich an anderer Stelle auch schon zuvor gezeigt hatte. Das Makrobild für die USA wird anscheinend zu skeptisch beurteilt.
Quelle (mit Diagramm):
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