>>>Also bis 100 km würde ich auch fahren, um ihm ein Transparent entgegenzuhalten. Dieses Schwein muß endlich merken, was wir von ihm halten.
>>>J.
>>>p.s. Habe heute Gorbatschow bei Beckmann gesehen. Was für ein Staatsmann. Kein Vergleich mit dem schießwütigen Cowboy.
>>Meinst Du das im Ernst? Gorbatschow ist doch ein Volltrottel, der meistgehasste Politiker Russlands.
>Das meine ich absolut ernst. Er war mir immer sehr sympatisch. Wie kommst Du auf Volltrottel?
>J.
Hi,
Wer"Gorbi" mal im Original hat reden hören, weiss, daß er ein Trottel ist. Aber auch die phantastischen Erfolge seiner Politik(Auflösung eines der größten Imperien der Geschichte in nur 6 Jahren) lassen keinen Zweifel.
Hier gibt's ein kleines Beispiel für Gorbi's Katastroika:
Die Wesensmerkmale des Gorbatschowismus am Beispiel der Anti-Alkoholkampagne. Von Alexander Sinowjew (*)
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Gorbatschow begann sein reformerisches Vorgehen mit der Anti-Alkoholkampagne, die ihm im Volk den Spitznamen »Mineralsekretär« einbrachte. Es ist an der Zeit, eine Bilanz dieser Kampagne zu ziehen, was vergleichsweise einfach ist, da bei der heutigen masochistischen Selbstentlarvungssucht die Sowjetpresse von diesbezüglichen Geständnissen nur so strotzt. Daraus folgt keineswegs, diese Selbstentlarvung als einen Beweis für tiefgreifende Veränderungen im Trinkverhalten der Sowjetgesellschaft auffassen zu dürfen. Das Wesen dieser Selbstentlarvungsmanie gibt ein altes russisches Sprichwort höchst treffend wieder: »Zwing einen Toren, zu Gott zu beten, und er wird sich willig die Stirn einschlagen.« Der einmal gegebenen Direktive von oben, die Wunden zu entblößen, gehorchen die dienstfertigen Vollstrecker mit demselben Eifer, mit dem sie ebendiese Wunden früher verborgen gehalten haben.
Die Sowjetpresse ist voll von Berichten darüber, daß die Anti-Alkoholkampagne dabei ist zu scheitern. Die allgemeine Lage im Lande formulierte die Zeitschrift Nasch Sowremennik (»Unser Zeitgenosse«) mit folgenden Worten: »Die Anti-Alkoholismusbewegung gewinnt durchaus nicht an Boden, sondern verläuft im Gegenteil in vielen Gegenden im Sande« (Nr. 7, 1987). Die Worte »in vielen Gegenden« sind völlig überflüssig. Denn in Wahrheit ist die Kampagne allenthalben bereits auf halbem Wege steckengeblieben. Dieses Ergebnis ließ sich unschwer voraussehen. Von Interesse wäre etwas anderes: wie das Phänomen der Trunksucht in der Sowjetgesellschaft zu erklären ist und welche Maßnahmen zu seiner Überwindung ergriffen werden müßten. Vor allem ist zu fragen, was eigentlich der Gegenstand der die Trunksucht betreffenden Selbstentlarvung ist. Das zu wissen, erscheint nicht ganz unnütz, da bei all den anderen Erscheinungen, die Gegenstand der Selbstentlarvung sind, genauso verfahren wird. Im Falle des Alkoholismus bringt man Fakten über das Phänomen und seine Folgen und garniert sie mit einigen statistischen Angaben. (...) Man geniert sich auch nicht, die Folgen des Alkoholmißbrauchs beim Namen zu nennen. So wird in derselben Nummer die Trunksucht als eine der wesentlichsten Ursachen für den Rückgang des Bevölkerungswachstums sowie für die Zunahme der Sterblichkeits- und Verbrechensrate genannt. Die Sowjetpresse verliert in dieser Hinsicht jegliches Maß.
Dem Alkoholismus wird auch vieles andere angelastet: die niedrige Arbeitsproduktivität, die schlechte Arbeitsqualität, die verzögerte Entwicklung in Wissenschaft und Technik, ja selbst das Nachlassen der Verteidigungskraft. Auf Einfältige machen solche Selbstentlarvungen einen gewaltigen Eindruck: Glasnost, Ã-ffentlichkeit! In Wahrheit jedoch haben sie die Aufgabe, die realen Ursachen dieser Mißstände zu verschleiern, obwohl dies längst unmöglich und sinnlos geworden ist. Die Sowjetpresse läßt heute jede nur mögliche Selbstentlarvung der Sowjetgesellschaft zu, solange sie nicht das Wesen des kommunistischen Systems selbst tangiert. Was das anbelangt, so gab es, gibt es und wird es immer ein Tabu geben, und zwar hinsichtlich des Eingeständnisses, daß das kommunistische Gesellschaftssystem Laster hervorbringt, die Kommunismus und Kapitalismus gemein haben, die aber durch das kommunistische System noch verschärft werden. Der Alkoholismus in der Sowjetgesellschaft ist ein organisches Produkt des sowjetischen Gesellschaftssystems. Die Tatsache, daß es Alkoholismus auch schon vor der Revolution gegeben hat, widerlegt diese Behauptung nicht im geringsten. Nach der Revolution wurde er einige Generationen lang zurückgedrängt, dann aber kamen die Faktoren des Sowjetsystems zur Wirkung. Selbst wenn es gelänge, den Alkoholismus auszumerzen, würde an seine Stelle ein ebenso schlimmes Laster treten. Eine kommunistische Gesellschaft ohne Laster und Mißstände gab es nur in der Vorstellung der kommunistischen Vordenker der Vergangenheit. Heute glaubt niemand mehr daran.
Die hemmungslosen Bekenntnisse zu Lastern und Untugenden gehen in der Sowjetpresse mit einem erstaunlich platten und oberflächlichen Nachdenken über deren Ursachen Hand in Hand. Bisweilen erreicht der Tiefsinn sowjetischer Gelehrter, Philosophen, Journalisten und Parteifunktionäre ein Maß an Dummheit, wie es selbst zu Stalins Zeiten undenkbar gewesen wäre. (...) In der zitierten Nummer der Zeitschrift Nasch Sowremennik zum Beispiel wird »die Verpflichtung zur Abstinenz als ein unverbrüchliches Gesetz für jeden Sowjetbürger« vorgeschlagen. Der Autor merkt an, daß die zwangsweise Abstinenz in den kapitalistischen Ländern keine positiven Resultate zeitigen würde, weil dort »ein entsprechendes Gesetz aufgrund der ausbeuterischen Lebensbedingungen, auf denen das Staatssystem basiert«, nicht durchgesetzt werden könne. In bester Tradition der Sowjetideologie und -propaganda der Stalin-, Chruschtschow- und Breshnew-Zeit behauptet der Autor, daß in den kapitalistischen Ländern »die Kapitalisten an der Benebelung des Volkes interessiert sind«, während in der Sowjetunion »das Leben allein auf der Fürsorge für die Bevölkerung beruht« und »die allgemeine Disziplin sowie die Autorität von Partei und Sowjetregierung zweifelsohne die Durchführung eines Gesetzes über die zwangsweise Abstinenz gewährleisten«. Nun versuche man einmal, Kapitalisten ausfindig zu machen, die Interesse daran hätten, ihre Lohnarbeiter zu benebeln. Hingegen ist in der Sowjetunion auch ohne Kapitalisten Alkohol am Arbeitsplatz die Regel; auch wenn Partei und Regierung voller »Fürsorge für die Bevölkerung« sein mögen, stellt der Alkoholismus hier alle Rekorde der »Länder des Kapitalismus« in den Schatten.
Worum geht es nun aber? Es geht darum, daß bei der Idee von der Zwangsabstinenz der Akzent nicht auf »Abstinenz«, sondern auf »Zwang« liegt. Was immer man unter Glasnost verstehen mag, der Kern der Sache heißt - Zwang. Zwang zu Reformen, Zwang zur Überwindung realer und imaginärer Mißstände. Zwang ist Ausgangspunkt, Mittel und Zweck der Gorbatschowschen »Revolution von oben«. Und wie das alles enden wird, weiß das sowjetische Volk nur zu gut aus eigener Erfahrung.
Am Beispiel der Anti-Alkoholkampagne lassen sich - abgesehen von den Reformzwängen - auch andere Wesensmerkmale des Gorbatschowismus aufzeigen. Ich meine vor allem die Diskrepanz zwischen den schönen Worten und dem, was in Wirklichkeit geschieht, die Diskrepanz zwischen den Reformankündigungen und den Reformergebnissen. Die Gorbatschowler zeigen sich verbal bestrebt, das Volk vor dem Alkohol zu retten, de facto aber haben sie die Preise für Spirituosen in die Höhe geschraubt und unsinnige Verkaufsbeschränkungen erlassen, worauf die Herstellung von Selbstgebranntem und der Konsum von Ersatzalkohol jeder Art in ungeahnten Mengen angestiegen ist. Der Alkoholismus existiert weiter, und die Lebensbedingungen sind noch schlechter geworden. Und vor allem: Die Zahl derjenigen, die für Vergehen gegen das Alkoholverbot bestraft werden, ist stark angewachsen. Im Laufe eines einzigen Jahres sind an die 400 000 Menschen im Zusammenhang mit Alkoholvergehen bestraft worden. 400 000 Menschen, aus denen man durch Zwangsarbeit Nutzen zieht - das ist der wahre Charakter dieses kleinen Ausschnitts der »Perestroika«. Und wie viele solcher Ausschnitte gibt es im Leben der Sowjetmenschen? Erstaunlich, wie die westliche Presse auf derlei Informationen reagiert. In der Regel zeigt sie sich entzückt von diesem neuerlichen Beispiel für Glasnost, ohne auch nur die wahren Fakten zur Kenntnis nehmen zu wollen. Wo bleibt die Berichterstattung über die Verschlechterung der Lebensbedingungen, über die Zunahme der Repressalien oder über die Hinweise hierauf in der Sowjetpresse?
In unmittelbarem Zusammenhang mit der Anti- Alkoholkampagne stehen die Kampagnen gegen Drogen, Prostitution und Homosexualität. Diese Erscheinungen existieren in der Sowjetunion in kleinerem oder größerem Umfang seit eh und je. Man ging auch dagegen vor, aber nicht lauthals und ohne die Sensationshascherei in den Zeitungen. Jetzt wird davon in übertriebenem Maße Aufhebens gemacht. Was steckt dahinter? Kampagnen sind eine Routineangelegenheit im sowjetischen Alltag. Sie dienen als Beweis dafür, daß die Regierung nicht schläft, sondern handelt, sowie als Mittel zur Erziehung der Massen zur aktiven Beteiligung am gesellschaftlichen Leben. Der Inhalt einer Kampagne hängt von der jeweiligen Situation im Lande, in der Welt und in der Regierung ab. Dabei muß es sich nicht einmal um ein lebenswichtiges Problem handeln. Zu Stalins Zeiten zum Beispiel wurde eine grandiose Kampagne um völlig belanglose linguistische Fragen durchgeführt. Die gesellschaftliche Rolle jener Kampagne war nicht weniger von Bedeutung, als es die gegen Alkoholismus und für Glasnost heute ist.
(*) Der Beitrag dieser Seite wurde dem Buch entnommen: Alexander Sinowjew, Katastroika: Gorbatschows Potemkinsche Dörfer, Ullstein Verlag GmbH Frankfurt/M.; Berlin 1988
Gruß
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