Noch ein Ausschnitt. Das ganze Ding ist einfach voellig unglaublich:
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Sprecherin:
So leicht beherrschbar, wie der Kämmerer behauptet, sind deshalb die ungenannten Risiken keineswegs. Zum Vertragswerk gehören umfangreiche technische Gutachten, in denen der Zustand jedes Abwasserbeckens, jedes Reinigungsfilters und jedes Kanalabschnitts genau festgehalten sind. Zur Fiktion des wirtschaftlichen Eigentums des „Investors“ gegenüber dem amerikanischen Finanzamt gehört die Aufrechterhaltung der vollen Funktionsfähigkeit der Anlagen. Rechtsanwalt Schacht kennt einige Bestimmungen, nach denen der „Investor“ die Verträge kündigen und von der Stadt Schadenersatz fordern kann.
O-Ton Schacht (25)
„Die amerikanischen Juristen haben sehr präzise beschrieben, umfangreich auf vielen Seiten in diesen Leasingverträgen, was zum Scheitern führen kann. Ein einfaches Beispiel: Ein Kanal ist undicht und wird im Altlastenkataster geführt, das ist ja insbesondere in Nordrhein-Westfalen häufig, dass undichte Kanäle im Altlastenkataster auftauchen. Und dieses wird dem US-Partner nicht mitgeteilt. Dann reicht das schon aus, um diese Verträge zu zerstören.“
Sprecherin:
Oder wenn eine hin- und zurückgemietete Müllverbrennungsanlage für zwei Monate ausfällt. Oder wenn eine hin- und zurückgemietete Messehalle für drei Monate leer steht. Oder wenn kaputte Straßenbahnwagen unrepariert im Depot stehen. Dann muss laut Vertrag nicht nur der Barwertvorteil zurückgezahlt werden. Vor allem wäre dann Schadenersatz fällig. Die Verträge erlauben es dem „Investor“, vergleichsweise kleine Verstöße zum Anlass zu nehmen, die deutsche Stadt abzukassieren.
O-Ton Schacht (26)
„Wird der ganze Vertrag zerstört, und darin könnte sogar der Reiz eines solchen Trusts liegen, muss die Stadt, die diesen Vertrag abgeschlossen hat, den Vertrag im Grunde erfüllen und noch einen drauf Geld zahlen, sodass man dann erst richtig Kasse machen würde auf Seiten des US-Investors.“
O-Ton Böllinger (27)
„Das geht voll mit rechten Dingen zu. Es sind legale amerikanische Gesetze, an die wir uns auch streng gehalten haben.“
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Sprecherin:
Die Zugriffsmöglichkeit des „Investors“ auf das Vermögen der Stadt wird dadurch verstärkt, dass die Verträge amerikanischem Recht unterliegen. Der Gerichtsstand ist nicht Köln oder Wittenberg oder Zürich, sondern New York. Nach amerikanischem Recht können Anwälte vor amerikanischen Gerichten bekanntlich enorme Schadenersatzsummen herausholen. Da wird dann eine Aussage des Kölner Kämmerers deutlich: Er hatte freudestrahlend behauptet, dass sich die Rechtsstellung der Stadt Köln „im Inland“ nicht geändert habe. Im Inland. Nach deutschem Recht gehören die Kläranlagen weiter der Stadt Köln. Das ist aber im Konfliktfall bedeutungslos. Denn dann gilt das Recht der USA.
Autor:
Die treibende Kraft hinter diesen profitablen Fiktionen sind deutsche und europäische Banken. Sie haben sich in den letzten Jahren im US-amerikanischen Finanzmarkt eingekauft. Sie wollen nun auch die Möglichkeiten des Standorts USA ausschöpfen. Sie beteiligen amerikanische Banken wie die First Union Bank an den Verträgen. Schweizer Banken organisieren Leasingverträge für Schweizer Städte. Niederländische Banken organisieren Leasingverträge mit niederländischen Städten. Deutsche Banken organisieren Leasingverträge mit deutschen Städten. Und so weiter. So sparen sie über ihre amerikanischen Töchter kräftig Steuern. Hinter dem angeblichen US-Investor grinsen uns die Banken unseres eigenen Landes an.
Sprecherin:
Mithilfe der fiktiven Investitionen wird auch das Wirtschaftsvolumen aufgebläht.
O-Ton Schacht (28)
„Weil in dem Moment, wo wenig Renditen da sind, muss man überlegen: in welchen Wirtschaftsbereichen kann man richtig zufassen? Da ist dies ein ganz herrlicher Bereich, in dem man richtig zufassen kann. Vor diesem Hintergrund ist es besonders reizvoll, nun ein solches Modell zu benutzen, um Volumen in der Wirtschaft so aufzublasen.“
Sprecherin:
Die in den USA erwirtschafteten Zinsen und Steuervorteile übertreffen bei weitem den Barwertvorteil für die Stadt Köln. Die 54 Millionen sind Peanuts, sind Brosamen vom Tisch eines Milliardenspiels. Zusätzlich tritt ein weiterer Effekt ein: Das Finanzvolumen der Banken wird zusätzlich ausgeweitet.
O-Ton Schacht (29)
„Das ist, wenn Sie so wollen, eine Art Eigenkapitalersatz, mit dem man wieder zusätzliches Geld ausleihen kann. Und so hat das so eine Art Schneeballsystem im Effekt.“
Autor:
Die Banken halten damit den Staat im Würgegriff und saugen ihn aus. Denn der Staat bietet eine Sicherheit, die im Dschungel der internationalen Finanztricksereien sonst niemand bieten kann.
O-Ton Schacht (30)
„Die Banken haben natürlich durch diese Verdinglichung ein hohes Sicherheitspotential, was im ganzen sogenannten Rating, so ist ja heute der Begriff, hoch bewertet wird, ein wenn Sie so wollen todsicheres Geschäft. Die Kommune kann nach deutschem Recht nicht pleite gehen. Das Klärwerk kann keiner klauen, die Strassenbahnen in den seltensten Fällen auch.“
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http://www.dezentrales-abwasser.de/Presse/heimliche_globalisierung_17_12_01.htm
<ul> ~ http://www.dezentrales-abwasser.de/Presse/heimliche_globalisierung_17_12_01.htm</ul>
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