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<font size=4>Von Geld, Macht und unseren Freunden:</font>
<font size=5>Wer nun, die Sonne oder die Zeit, bringt es an den Tag? </font>
"Der Stärkere hat immer Recht" und"Der Sieger schreibt die Geschichte". Stimmt das auch? Irgendwann legt sich der Staub und gibt denjenigen den Blick frei, die noch hinsehen. Staub kann oft lange den Blick vernebeln, oder wie US-Präsident Lincoln sagte: Man kann einige Leute immer, aber nicht alle Leute zu allen Zeiten an der Nase herumführen. Das an der Nase herumführen gelingt, solange der Bärenführer Zucker im Beutel hat.
Alle Welt tat entrüstet, als sie von der amerikanischen neuen Nukleardoktrin"Nuclear Posture Review" (NPR) hörte. Wie ernst sie es meint, wird sie Herrn Bush sagen, wenn er am 22 - 23 Mai in Berlin auftaucht, oder am 23. - 26. Mai in Moskau und in St. Petersburg, danach in Frankreich, um Präsident Jacques Chirac zu treffen und dann den Sieg über die früheren Achsenmächte in der Normandie zu feiern. So schlimm wird es ja auch nicht, denn wir von der westlichen Wertegemeinschaft wissen ja im Unterschied zu anderen, wie man mit so etwas und der Freiheit umgeht.
So neu ist die neue US Nukleardoktrin nicht. Sie wurde unter dem demokratischen Clinton eingeführt, schrieb Walter Pincus am 12.3. in der Washington Post, und zwar ohne daß sich jemand aufregte oder dies nur zur Kenntnis nahm. Tatsächlich entspricht die neue Nukleardoktrin (NPR) der Presidential Decision Directive (PDD)-60, die Präsident Clinton vor 5 Jahren unterschrieben hatte, als er die Ziele in Rußland etwas lichtete und dafür neue in China hinzunahm. Schon damals sollten im Ernstfall auch"Schurkenstaaten", die neuen Achsenmächten Iran, Irak und Nordkorea mögliche Zielgebiete sein. Die neuen Achsenmächte standen also schon vor Bushs"Achse des Bösen" fest.
Die Regierung Bush verzichtet allenfalls auf Schönfärberei, weil die ohnehin nicht mehr ankommt und nur noch bedingungslose Parteigänger betört. Die anderen folgen, weil sie müssen - oder würden Sie sich gerne"neuer Hitler" oder ein"Terrorismus unterstützendes Regime" nennen lassen. Daß Sie das nicht seien, können Sie gerne behaupten. Keine Zeitung, auf die man etwas hält, wird es abdrucken, niemand erfährt etwas Ihren Rechtfertigungsversuchen - und auf Beweise wird seit dem 9.11. ganz offiziell verzichtet. Die Behauptung, es gäbe sie, genügt dem, der Gehör findet.
Nein, Sie können nicht sagen, das ist so, weil der Texaner mit paar Tricks gerade noch gewählt worden ist. Hat er die Macht? Er hat ein Amt bekommen. Irgend jemand muß schließlich Prügel beziehen, wenn Illusionen platzen. Ohne Prügel geht es nicht, anders gibt sich das Volk nicht zufrieden. Der Texaner eignet sich für den Zweck besonders. Er ist nicht nur geistig schwerfällig, hat eine dicke Haut, er ist auch"deeply religious". Sein Gott erweist seine Gunst als Reichtum, den er vom Markt zuteilen läßt, und für gute Geschäfte gibt es jede Menge Absolution. Was schadet dem so Gerechtfertigten das Krakeelen einiger enttäuschter Habenichtse.
Die USA bekräftigte die unter Clinton ausgesprochene Drohung, gegebenenfalls nukleare Gefechtsfeldwaffen auch gegen Staaten einzusetzen, die nicht über ABC-Waffen verfügen - zum richtigen Zeitpunkt. Erschrecken läßt nicht die Sache, sondern der Zeitpunkt. Die USA führen ihren"Krieg gegen den Terrorismus" ohne Vorwand gegen Ländern wie Afghanistan, oder als"Unterstützung" wie in den Philippinen - wo ohne viel Aufsehen auch gebombt wird, oder als"Vermittlung" wie in Mazedonien. Zuschauern mögen dabei neue, nicht linientreue Gedanken über ihre Freundschaft mit den USA dämmern. Wenn, dann wäre das böse.
Unverhohlen drohte der US-Präsident in seiner Pressekonferenz am 13.3 Saddam Hussein, den seine Vorgänger einst geschickt gegen den Iran in den Krieg manipulierten, was der US Rüstungsindustrie satte Aufträge beiderseits der Front einbrachte. Dann lockte die damalige US-Botschafterin im Irak den zu folgsamen Saddam als Entschädigung für den vermasselten Sieg in das Kuwaitische Abenteuer. Es machte den Braven plötzlich zum Buhmann, zum"neuen Hitler". Der Wüstensturm trieb nicht nur die Zusammenarbeit Europas zum Aufbau des Ostens auseinander. Die allerseits an die USA fälligen Kriegstributzahlungen brachten zum Beispiel ein Land wie Saudi-Arabien fast an den finanziellen Ruin, und das Finanzsystem der USA - wenn auch nur kurzfristig - aus dem Schneider. Auch wir waren mit 18 Mrd. Dollar dabei. Alles in allem ein schönes Geschäft - aber nicht für gefolgstreue Verbündete, erst Recht nicht die arabischen.
Beim Geld ende die Freundschaft, sagt man. Das gilt besonders für Gegenden, in denen wie im Nahen- und mittleren Osten Handel und Schacher endemisch sind. Hier will man sich dieses Mal (sogar die sozialdemokratischen Türken zeigen sich wenig begeistert) nicht wieder mit einem Angriff auf den Irak, der so wenig begründet wäre, wie der auf Afghanistan, das Fell über die Ohren ziehen lassen. Die Aufmüpfigkeit arabischer Staaten in den engen Grenzen der Geschwätzigkeit halten, in die sich die europäischen"Verbündeten" einbinden, soll nun der Rohrstock, die"Nuclear Posture Review".
Es ist also zu erwarten, daß zum Erhalt der"westlichen Wertegemeinschaft" bald wieder überall die Hacken knallen, am lautesten natürlich in Berlin - wo sonst? Doch diese Werte, für die der"Krieg gegen Terrorismus" alle freiheitsliebenden Menschen vereinen soll, treten zur Zeit in Palästina leider recht ungeschminkt zu Tage und lassen sich selbst für eingefleischte Westler kaum mehr mit Holocaust verschleiern. Jedenfalls sind sie in der nackten Form nicht geeignet, einfach denkende Menschen für den Krieg gegen Terrorismus und seine Kosten zu begeistern. Die Einsicht nötigte die höchste Stelle etwas nachzugeben. Sinngemäß verlautet:"So ganz finden wir das Vorgehen ja auch nicht gut. Beide Seiten sollen aufhören zu kämpfen und statt dessen den Friedensprozeß (den wir, weil wir in Oslo nicht dabei waren, erfolgreich abgeblasen haben) wieder nach der alten (vor Oslo-Weise) aufnehmen. Nur einer wagte Einwände. Der Delegierte Syriens bei der"Völkergemeinschaft" Mikail Wehbe hielt es für nicht angemessen"Mörder und Opfer gleich zu behandeln" und bemängelte, daß die so wegen der von amerikanischer Seite bisher unerhörten Töne hochgelobte Resolution (wie alle anderen zuvor) am eigentlichen Problem vorbeigehe.
Doch auch er spricht nur von der unschönen israelischen Besetzung Palästinas: dem"beispielhaften" Krieg gegen den Terrorismus Israels. Wie der aussieht, können Sie selbst in ihrer Zeitung nachlesen. Hier nur der knappe Ertrag eines Tages, des 12. März nach westlicher Medienberichterstattung: Die Israelische Armee eroberte Ramallah, sperrte die Zufahrt zum Krankenhaus für Verwundete und drehte ihm außerdem Strom und Wasser ab."Das kommt Todesurteilen gleich", sagte der palästinensische Vizegesundheitsminister ohne zu übertreiben. Dazu wurden 30 Zivilisten ermordet, darunter 2 Kinder, 97 verwundet, darunter 22 Kinder. 108 Häuser, 68 Fahrzeuge, 5 Sanitätsfahrzeuge, 27 Betriebe, 6 Gärtnereien, eine Tierhaltungsanlage, 12 Polizeistationen, 3 Krankenhäuser, 2 Schulen unter Einsatz von Panzern, Kampfhubschraubern und Anderen gepanzerten Fahrzeugen absichtlich und geplant zerstört. Kein westliches Land forderte von Israel Schadenersatz für seine mutwillig von Israel zerstörten Spenden an Palästina"zur Sicherung des Friedensprozesses".
Das eigentliche Problem ist nicht die Besetzung des Gebiets, sondern der Zweck, dem sie dient: die seit über 50 Jahren betriebenen Politik der gezielten und mit allen Mitteln zwischen Korruption und äußerst brutalen Abschreckungsmassakern versuchte Vertreibung der unerwünschten Rasse aus dem gelobten Land. Über diese Tatsache poliert die westliche Wertegemeinschaft mit Friedensappellen und folgenlosen Resolutionen wie z. B den bisher von Israel konsequenzlos übergangenen UN-Resolutionen 242 and 338 immer nur sachte hinweg. Gegen Zweifel an den Werten der Wertegemeinschaft scheint jetzt nur noch die Drohung mit Nuklearwaffen zu wirken. Für manche ein hoffnungsvolles Zeichen der Schwäche.
Selbst in Israel wird der Wert diese Wertegemeinschaft durchschaut. Shamir soll nach Auskunft eines Dershowitz in der Jerusalem Post vom 11. 3., also noch vor dem Höhepunkt am 12.3 die Maßnahmen der Regierung und ihrer Unterstützer im US Establishment mit dem Vorgehen der"Nazis" gegen Partisanen im 2. Weltkrieg verglichen haben. Dorfbewohner bekamen von der Wehrmacht 24 Stunden Zeit, sich aus einem Dorf, in dem sich Partisanen versteckt hatten zurückzuziehen, dann wurde es zerstört. Wie viel Zeit die Palästinenser bekommen, wurde bisher nicht bekanntgegeben, es handelt sich ja auch nicht nur um ein Dorf. Und außerdem gilt es, den Schein der Anständigkeit und Rechtmäßigkeit vor der"Weltöffentlichkeit" aufzurichten. Denn der"Krieg gegen Terrorismus" ist auch so etwas wie der 3. Weltkrieg der westlichen Wertegemeinschaft gegen den anders wertebewußten Rest der Welt?
Bei dieser Sicht wird das Propagandabild brüchig, das die Sieger vom 2. Weltkrieg in die Erinnerung zu brennen versucht hatten. Das gute Geschäft, das er war, macht ihn verdächtig. Denn nicht der New Deal sondern erst die Rüstungsaufträge des zunächst fernen und lange ferngehaltenen Kriegs in Europa löste die Wirtschaftskrise in den USA. Der Kriegseintritt selbst brachte preiswert ein Weltreich ein, nicht das der Besiegten, die hatten keines, sondern das der Verbündeten. Davon hatten noch vor dem ersten Weltkrieg schon ein Thayer Mahan und Homer Lee geträumten, aber mit höheren Kosten gerechnet. Und es wachen verdrängte Fragen auf, etwa nach dem Geld, das Hitler nach der politischen und finanziellen Pleite im Herbst 1932 wieder aufrichtete, nach den Gründen, weshalb die Polen von dem günstigen Geschäft für eine Straße und einen Eisenbahndamm durch den Korridor plötzlich wieder Abstand nahmen und den Nichtangriffspakt mit Deutschland von 1934 nicht erneuern wollten, woher Stalin während der Militärverhandlungen mit England und Frankreich die Idee kam, statt eines Westbündnisses lieber Hitler vorübergehend die panische Angst vor einem Zweifrontenkrieg zu nehmen. Warum Stalin sein Anteil am polnischen und finnischen Kuchen zum Verbündeten, den anderen aber zum typischen Hitler... Lassen wir das, Antiamerikanismus können wir uns nicht leisten. Aber wer sagt, daß"die" Amerikaner etwas tun, wenn Amerikaner etwas bewirken. Niemand bezweifelt, daß es fried- und freiheitsliebende Amerikaner gibt. Aber machen die Politik? Sie wählen Politiker - na und? Das tun andere auch.
Zeitgenossen sahen es aus der Nähe noch klarer. In der renommierten US Zeitschrift American Mercury (Vol 45 Dez. 1938 p 394 ff) konnte der Schriftsteller Fletcher Pratt unter dem Titel"U.S.A.: The Aggressor Nation" damals noch ungestraft schreiben:"Eine der sonderbarsten nationalen Eigenarten von uns Amerikanern ist die Abscheu, mit der wir die Gewaltanwendung in internationalen Streitfragen betrachten, obwohl wir selber nie auch nur das geringste Zeichen von Verzicht auf solche Mittel gezeigt haben, wenn es darum ging, unsere eigenen Ziele zu erreichen... Seit der Gründung der Republik führten wir 150 Kriege, wendeten wir im Durchschnitt fast einmal jährlich Gewalt an und nur in Zweien dieser 150 Fälle waren wir in der Defensive...". Das war 1938, und dabei hat der Reigen von Gewaltanwendung, Staatsstreichen, induzierten Befreiungskämpfen und als"undemokratisch" abgelehnten Wahlen seit 1946 erst so richtig begonnen, als sich der Verbündete Stalin zum neuen Hitler mauserte und alle anderen brav die Kandare suchten.
China hat und kennt eine lange Geschichte. Deshalb reagierte es auch weniger gelassen auf die neu verkündigte US Nuklear Strategie. Der Sprecher seines Außenministeriums Sun Yuxi, gab sich"geschockt" (China Daily 11. 3.). So habe man sich das Vorgehen gegen Terrorismus nicht vorgestellt. Zum Schock mag die Einladung des taiwanesischen Verteidigungsministers Tang Yiau Ming in die USA, die erste dieser Art nach der Entspannung zwischen den USA und Rotchina im Jahr 1979 beigetragen haben. Chinesen reagieren schnell. Schon am 13.3. war in Dragon Space (http://www.space.com) zu lesen, der Vorsitzende des Wissenschafts- und Technologie Komitees der China Aerospace Corp. Zhuang Fenggan habe erklärt, China habe die Probleme am Raumfahrzeug Shenzhou gelöst und bereite nun den dritten Testflug vor. Daß sich das Land damit der Achse des Bösen nähert, braucht nicht eigens betont zu werden.
So schallt es wieder durch das Land:"Wollt Ihr den totalen Krieg" und die Finanzgewaltigen kennen die Antwort der Fernsehgucker und Dennochwähler. Auch Ihre? Oder meinen Sie auch: Wir werden ja doch nicht gefragt! Sie irren, wir wurden es all die Jahre und haben uns entschieden: Laß die machen, was sie wollen, ich habe - nun sagen wir es vornehm mit dem neukulturellen Kommunarden Kunzelmann -"Orgasmusprobleme". Warum sollten die Finanzgewaltigen ausgerechnet Sie nicht zur umweltschädlichen Überbevölkerung zählen; gibt's da einen Grund?
http://www.spatzseite.de/20020317.htm
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