Die Sendung ist ohnehin immer eine besondere Peinlichkeit. Das gespielte Interview kann es in etwa mit den gespielten Interviews im T-Forum aufnehmen - der gespielte Witz von Hallervorden war jedenfalls meistens besser.

Selten waren aber bei einem derartigen"Gespräch" die dahinterstehenden Interessen so deutlich wie hier:

1. Gold schafft es nicht über 300 USD, trotz der schrecklichen Ereignisse. Ja, es ist wahr, wir hatten, nun ja, zugegebenermaßen, ein klitzekleines Krischen, aber Gold hat nichts geholfen. Ätsch! Und dicke Krokodilstränen kullerten über Schippers' nicht ganz so dicke Backen.

2. Performancevergleich: Das erste was ein Analyst in einer Bank lernt, ist die Wahl des richtigen Betrachtungszeitraums, das ist derjenige, der die eigene Position untermauert. Auch hier aus der Rethorikkiste für Anfänger: Erst zeige ich einen Chart, der die Outperformance des Goldes demonstriert. Und sobald die Leute dann beifällig nicken, ziehe ich den 5-Jahres-Chart heraus und siehe da, der Ober sticht den Unter - langfristig ist Gold natürlich Kacke. Und wenn man dann noch bedenkt, dass es mal bei 800 USD stand. Und vorher? Gab es vor 1979 eigentlich schon Gold? Ich glaube nicht. Das hat einmal mit 800 USD eingesetzt und ist seither nur gefallen. Und wieder kullern dicke Tränen über die Schippers'schen Backen.

3. Wir gucken in die Zukunft: ANGEBOTSÜBERHANG! Auch die Notenbanken, die ja ohnehin so viel schlauer sind, als Herr und Frau Jedermann, wollen nur eines: Ihre überflüssigen, enormen Bestände unter denen sie schon seit Jahren ächzen, halbwegs kontrolliert in den Markt geben. Niemand braucht Gold. Konsequenterweise ist auch schon die Poduktion zurückgegangen, aber das nützt nichts, denn es will keine rechte Nachfrage aufkommen. Düstere Jahre liegen vor den Unbelehrbaren. Es ist weit und breit auch nicht ein Argument zu finden, warum Gold steigen sollte.

4. Nochmal speziell für die Unbelehrbaren: Hier hat die Commerzbank ein echtes Herz für diese Schwachköpfe, die trotz all der guten Argumente immer noch Gold haben wollen. Münzen? Machen Sie sich doch bitte nicht lächerlich, das ist etwas für Sammler, die auch Kronkorken und Probierseifen horten. Barren? Unbequem, unhandlich, schwer zu tragen, beulen die Taschen aus und müssen vor bösen (nein, eigentlich dummen) Räubern verwahrt werden. Minen? Igitt, die sind spekulativ. Das sind große RISIKEN! Soll ich nochmal den Perfomance-Vergleichs-Chart Minen vs. DJI auflegen? Bloß nicht! Nein, nein, die Commerzbank hat wie gesagt ein Herz für die Schwachhirne und hat in selbstloser Aufopferung wunderschöne Goldzertifikate aufgelegt. Also, wer es immer noch nicht lassen kann, hier liegt er richtig und notfalls kann man sich damit auch noch den Allerwertesten abwischen.

Ist"Schippers" eigentlich ein Künstlername, weil er die Leute so gerne auf die Schippe nimmt?

Schönen Abend.

JLL


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