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<tr><td><font face="Arial"><font size=5> Aktientipps für"Schrott-Firmen" bringen Merrill Lynch in Bedrängnis </font></font><div align="Justify">
New Yorker Staatsanwaltschaft erhebt Klage gegen renommiertes Wertpapierhaus
Peter de Thier
WASHINGTON, 10. April. Als er früher im amerikanischen Fernsehen über das Softwareunternehmen Microstrategy sprach, strahlte Henry Blodget immer übers ganze Gesicht."Mit neunzig ist diese Aktie deutlich unterbewertet, Microstrategy könnte auf bis zu vierhundert Dollar klettern", lautete die kühne Prognose des führenden Internet-Analysten beim renommierten Wertpapierhaus Merrill Lynch. Wie in zahlreichen anderen Fällen erwies sich auch bei Microstrategy Blodgets Voraussage als selbst erfüllende Prophezeiung. Der Kurs kletterte nach der Empfehlung durch den Finanzexperten auf über 330 Dollar, brach dann nach dem Bekanntwerden dreister Bilanzmanipulationen dramatisch ein und bewegt sich seit vorletztem Jahr zwischen zwei und drei Dollar.
E-Mails veröffentlicht
Nun will die New Yorker Staatsanwaltschaft gegen das renommierte Investment-Unternehmen und andere Wertpapierhäuser Klage erheben. In seinen eigenen Worten hatten nämlich Blodget und andere Wall-Street-Analysten ihren Kunden Aktien von"Scheißunternehmen" und"Schrottfirmen" wärmstens empfohlen.
Wenn"King Henry", dessen Kunden ihn wegen seiner hohen Treffsicherheit anhimmelten, ein Unternehmen über den grünen Klee lobte, dann kletterte der Aktienkurs in Schwindel erregende Höhen. Prominentestes Beispiel waren Blodgets Kaufempfehlungen für den Online-Buchhändler Amazon.com, dessen Anteilsschein dann tatsächlich die Vierhundert-Dollar-Marke streifte und inzwischen nur noch einen Bruchteil davon wert ist.
Nach einer zehnmonatigen Untersuchung hat die Staatsanwaltschaft nun eine Serie von E-Mails zwischen einzelnen Analysten veröffentlicht, die auf umfangreiche Manipulationen hindeuten und dem bereits angeschlagenen Image führender Investmentbanken weiter schaden wird.
Unternehmen, deren Aktien sie noch am selben Tag im Finanzfernsehen in höchsten Tönen gepriesen hatten, so geht aus den Mails hervor, hielten die angeblich unabhängigen Aktien-Analysten für"wertlosen Schrott".
Ein Kollege von Blodget wurde immerhin von Gewissensbissen geplagt."Ich habe ehrlich gesagt Angst, dass unsere Empfehlungen viele Menschen um ihre Lebensersparnisse bringen werden", schrieb er an King Henry, erhielt aber keine Antwort. Die Klageschrift enthält hunderte von E-Mails, die Merrill Lynch weiter in Bedrängnis bringen werden. Denn seit Monaten untersucht der Kongress, inwieweit Merrill und andere Investmenthäuser zum Kauf von Enron-Aktien rieten, wohl wissend, wie es um die Finanzen des mittlerweile bankrotten Energiehandelskonzerns bestellt war. Am Montag setzten dann Anteilseigner von Enron nach, die in einer Sammelklage Schadenersatz in Höhe von 25 Milliarden Dollar (28,4 Milliarden Euro) verlangen. Sie haben ihre Klage auf die Deutsche Bank, Merrill Lynch und sieben weitere führende Finanzinstitute ausgedehnt.
Haftstrafen möglich
Nun droht weiteres Ungemach: Im äußersten Fall könnten wegen der E-Mails Blodget und dutzende seiner Kollegen, deren Arbeitgeber ebenfalls von Geschäften mit jenen Firmen profitieren, zu denen die Analysten angeblich unabhängige Bewertungen abgeben sollen, wegen Betrugs im Gefängnis landen."Dies ist nur die Spitze des Eisbergs", erklärt Staatsanwalt Eliot Spitzer. Die Betrügereien laufen demnach weiter und kosten naive Kleinanleger jedes Jahr Milliarden. Merrill Lynchs Star-Analyst King Henry dagegen kassierte in seinem letzten Jahr bei dem Unternehmen, das er 2000 verließ, mehr als zwölf Millionen Dollar für seine lukrativen und den Kleinanleger schädlichen Aktientipps.
http://www.berlinonline.de/aktuelle...ung/wirtschaft/.html/133934.html
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