Jerusalem (dpa) - Der Außenminister der mächtigsten Nation der Erde eilte durch ein Spalier israelischer Panzer und Panzerwagen zum Verhandlungsort. Ohne anzuhalten fuhren die Fahrzeuge der US- Vermittler am Sonntagmorgen direkt in das zum Teil zerstörte Hauptquartier Jassir Arafats in Ramallah, wo Colin Powell dann drei Stunden mit dem Palästinenserführer verhandelte - verzweifelt bemüht, das vorzeitige Scheitern seiner Vermittlungsbemühungen zu verhindern.
Doch die Chancen, dass die von einem palästinensischen Selbstmordanschlag am Freitag überschattete Friedensinitiative Powells doch noch zur Entspannung im Nahen Osten führt, wurden von allen Beobachtern als äußerst gering eingeschätzt. «Selten hat es ein so wichtiges Treffen gegeben, bei dem die Erwartungen so niedrig waren», warnte die Tageszeitung «Maariv» am Sonntag. Denn Powell versuche, «beiden Führern etwas zu verkaufen, an dem sie nicht interessiert sind». Powell, der nun «zwischen allen Stühlen» sitze, versuche «zu retten, was nicht mehr zu retten ist».
Die Ausgangslage für eine Entspannung im blutigen Konflikt konnte für Washingtons Chefdiplomaten nicht ungünstiger sein. Schon vor seiner Ankunft machte Ministerpräsident Ariel Scharon deutlich, dass sich Israel nicht - wie von Washington gewünscht - «unverzüglich» aus den besetzten Städten im Westjordanland zurückziehen werde. Doch die Palästinenser machen nach wie vor Israels Rückzug zur unverzichtbaren Voraussetzung für eine Waffenruhe. Der Terroranschlag am Freitag komplizierte Powells Bemühungen weiter. Erst als Arafat unter Druck der USA sich zur Verurteilung des Blutbads aufraffte, konnte Powell seine Vermittlung überhaupt fortsetzen.
Was bisher aus Powells Gesprächen mit Scharon und Arafat bekannt wurde, weckt nicht gerade die Hoffnung auf wirkliche Fortschritte bei seinem Vermittlungsversuch. So lehnte Scharon den Einsatz einer internationalen Friedenstruppe zur Kontrolle einer Waffenruhe vehement ab. Wenn die USA dies erzwingen wollten, werde er, Scharon, Neuwahlen ausschreiben, soll er Powell gedroht haben. Aus Wahlen aber würde der rechtsgerichtete Ex-General deutlich gestärkt hervorgehen. Eine nur aus US-amerikanischen CIA-Beamten und Diplomaten gebildete Beobachtergruppe wiederum wäre «für die Palästinenser inakzeptabel», warnte der frühere Sprecher des US-Außenministeriums, James Rubin.
Powells Vorschlag einer internationalen Konferenz über die Zukunft der Palästinenser nach dem Vorbild der Konferenz von Madrid 1991 wurde am Sonntag von palästinensischer Seite zurückgewiesen. «Die Israelis erwarten von uns, dass wir ihnen (mit einer Waffenruhe) Sicherheit geben, damit dann eine Konferenz jahrelang über unser angestammtes Recht auf Freiheit und Unabhängigkeit verhandelt», wies der Medienberater Arafats, Michael Tarasi, die Idee zurück. «Israel», so der in den USA geborene Tarasi, «will nicht ohne Sicherheit verhandeln, aber die Palästinenser werden nicht ohne ihre Freiheit verhandeln», warnte er.
Angesichts der völlig verfahrenen Lage werde Powell schon «ein bisher unbekanntes Kaninchen aus seinem Hut ziehen müssen», um doch noch eine Waffenruhe zu vermitteln, schrieben israelische Zeitungen am Sonntag. Powell könne inzwischen bestenfalls mit einer «leichten Entspannung» zwischen den Konfliktparteien rechnen, bevor er am Dienstag abreise. Denn selbst, wenn Arafat eine Waffenruhe trotz der israelischen Besatzung befehlen würde, kann er diese vermutlich nicht mehr durchsetzen. Zu stark sind die Zerstörungen, die Israels Armee an seinem Sicherheitsapparat inzwischen angerichtet hat.
Falls Powells Mission jedoch komplett scheitere, sei eine weitere Eskalation der Lage fast schon unvermeidlich, warnen israelische Experten. «Washington muss dann bereit sein, eine Ausweitung der Armee-Operationen einschließlich Libanons zu akzeptieren», schrieb der Politikwissenschaftler Gerald Steinberg am Sonntag, «und zwar nicht nur, um israelisches Leben zu schützen, sondern im Kampf gegen den unmenschlichen Terrorismus, den die Bush-Regierung ausmerzen will.»
eigener Kommentar:
was soll ein von allen Dingen abgeschnittener Arafat denn bewirken? Hier wird nur darauf hingearbeitet und die Welt vorbereitet für eine weitere Eskalation des Konflikts auch in andere Länder. Wer kann diesen Wahnsinn noch stoppen?
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