>Und EW oder TA hin und her, das ist der einzige bull-makt, der sich mir zeigt.
Es gab in den letzten Monaten noch einen ganz anständigen, ja fast gleichwertigen Bullenmarkt: Russland und insbesondere russische Ã-l- und Gas-Aktien.
Interessanterweise wurde in n-tv auch über diesen Markt nur ganz am Rande berichtet.
n-tv fühlt sich vielleicht einfach dem Heimatmarkt mehr verpflichtet und lebt uns auf diese Weise in geradezu vorbildlicher Weise den aus der Behavioral Finance bekannten Wahrnehmungsdefekt des"Home Bias" vor. Dies muß insofern nicht mal böse Absicht sein, vielleicht sind die Redakteure tatsächlich der Ansicht, das Deutsche Publikum interessiere sich primär für Deutsche Aktien. Vielleicht ist der Fokus auch deshalb auf Deutschland konzentriert, weil man die"Deutschland packt's an"-Kampagne journalistisch ein wenig unterfüttern will.
Unabhängig davon ist jedoch erstaunlich, dass sich die Medien primär mit den (relativen) Verlierer-Märkten ungleich intensiver beschäftigen, als mit den Gewinner-Märkten, ähnlich wie es ja auch das Publikum in seiner Breite tut. Insbesondere nach dem Platzen einer Blase gehen Medien und Publikum Hand in Hand auf die Suche nach dem neuen Aufschwung und zwar vorwiegend in eben den Werten, deren Blase gerade geplatzt ist. Das Argument ist meistens, dass diese Werte jetzt recht"billig" sind, wobei als"Ankerwert" das vollkommen irrationale Top der Blase herhalten muss. Ein kurzer Blick in die Historie würde aber schon genügen, um festzustellen, dass die nächste grosse Hausse noch nie in den Werten stattgefunden hat, deren Blase unmittelbar zuvor geplatzt ist. Das war nach dem Platzen der Goldblase 1979/80 genau nicht anders als nach dem Platzen der Japan-Blase 1989.
Ich bin mir daher auch nicht mehr sicher, ob tatsächlich nur immer böse Verschwörer am Werk sein müssen, wenn neue Bullenmärkte nicht frühzeitig erkannt werden, oder wenn an sterbenden Bullenmärkten zu lange festgehalten wird. Möglicherweise gibt es in der menschlichen Psyche einen Hang zur Selbstsabotage, der dazu führt, dass man trotz scheinbar rationaler Entscheidung und"guter Gesellschaft von vielen" doch genau das Falsche tut.
Den einzigen Schluß, den ich aus diesen Überlegungen bisher mit relativer Sicherheit ziehen kann ist, dass man die Segmente, über die sehr intensiv diskutiert wird eher meiden sollte. Oder anders gesagt: Bewußt Segmente heraussuchen, über die wenig geschrieben und diskutiert wird. Früher gab es z.B. bei"Wallstreet-online.de" eine sehr hilfreiche Rubrik, in der die von den Board-Teilnehmern meistdiskutierten Aktien aufgelistet waren (ich finde sie jetzt leider nicht auf die Schnelle). Das war performancemäßig immer die Negativauswahl schlechthin (Metabox, Kabel New Media, Kinowelt, etc.). Ein anderes Erlebnis in dieser Community war meine im Herbst 2000 mehrfach gestellte Frage, ob jemand eine Meinung zu Gold-Aktien habe, die jeweils unbeantwortet blieb. Ein sehr gutes Zeichen.
Aktuell würde ich vor diesem Hintergrund im Metallbereich ganz klar Silber bevorzugen, denn Gold ist zwar noch lange nicht in aller Munde, aber doch in der Masse deutlich bekannter als Silber. Ein anderes Segment, das sich über die letzten Monate heimlich nach oben geschlichen hat, sind europäische Bau- und Zement-Aktien. Wenn schon mal über den Sektor berichtet wird, dann doch höchstens über die Krise am Bau. Wiederum ein sehr gutes Zeichen.
Viel Glück beim Trüffel suchen!
JLL
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