Ja, das ist ein schöner Hüpfer gewesen. Ich führe das auch ein bißchen auf die Enge des Marktes zurück.
Wenn ich mir das physische Silber ansehe, dann hat es erst vor rd. zwei Wochen mit dem Sprung über die 4,80/4,85 USD das erste langfristige Kaufsignal gegeben. Im Moment knabbert es an der 5 USD-Marke - ein weiteres wichtiges Signal. Angesichts der Dauer des vorangegangenen Abwärtstrends und der Dauer der Bodenbildungsphase halte ich eine nur knapp zweiwöchige Aufwärtsphase für unwahrscheinlich. Meine Arbeitshypothese ist daher, dass wir hier im Moment den Geburtswehen eines neuen Haussemarktes beiwohnen. Daher versagt auch die ganze Palette der Oszillatoren. Die geballte Negativberichterstattung (eigentlich Kommentierung)zu Gold und das nach wie vor fast vollständige Fehlen von Kommentaren zu Silber in den Mainstream-Medien sind ausgesprochen starke Indizien FÜR diese Hypothese. Von einer Blase in den physischen Metallen kann überhaupt keine Rede sein (vgl. auch Bialuch). Da passt es sogar ganz gut ins Bild, dass der mittlerweile zur Lachnummer verkommene Förtsch mit seinem Special zu den Edelmetallen sogar mal wieder einen ganz guten Riecher bewiesen hat. In der ersten Phase des Neuen Marktes lag er ja auch nicht so schlecht, wie die vielen enttäuschten NM-Jünger jetzt meinen. Ich gehe ferner davon aus, dass viele, insbesondere die Instis, in diesem Trend nicht nennenswert vertreten sind und ihn schlicht verschlafen haben, die hocken nämlich noch auf ihren Telekom- und SAP-Aktien und üben sich im Gesundbeten.
Für das lange Zeitfenster sehe ich also im Silber momentan den Übergang von der Bodenbildung in die ERSTE Phase einer Hausse (aus EW-Sicht vielleicht eine große EINS - aber ich bin kein EWler, daher nur als Analogie). Steigende Kurse, ungläubiges Staunen, viele gute Argumente im Mainstream, warum nicht sein kann, was nicht sein darf - wie unten beschrieben eine absolute Idealkonstellation für einen großen Haussemarkt. Der Mainstream war noch selten ein guter Ratgeber in Börsendingen. Gold ist etwas weiter als Silber - es geht nach dem Muster, dass zunächst die Blue Chips starten (Gold) und dann die Nebenwerte (Silber) entdeckt werden. Die Metalle sind in Phase 1 vom Schmuddelkind und Pfui-Markt zum wohl oder übel geduldeten Mitspieler.
Wenn die erste Haussephase ausläuft, dann steigt langsam der Mainstream ein. Es wird begonnen, den Markt differenzierter zu sehen. Dann sind plötzlich nicht mehr alle Gold- und Silberminen ausgereizt, sondern es rückt immer mal wieder eine andere Aktie in den Mittelpunkt (für EWler vielleicht eine große DREI). Diese zweite Haussephase ist dadurch gekennzeichnet, dass Gold zu einer absolut gleichberechtigten Anlageklasse wird.
Und schließlich endet das ganze in der Übertreibung (=EW FÜNF?). Das ist dann die Phase in der Zeise und Smith, Handelsblatt, Economist und FTD Hand in Hand das Hohe Lied des Goldes singen. Die haben es dann übrigens schon immer gewußt, genau wie die n-tv-Kasperltruppe. Im Ergebnis halte ich für die führenden Gold- und insbesondere Silberminen ähnliche Kursgewinne wie für die führenden NM-Werte für plausibel. In dieser dritten Haussephase, sind die Metalle das einzige Spiel in der Stadt und Ihr bekommt die neuesten kasachischen Explorationswerte ungefragt von Eurem Friseur oder dem Taxifahrer empfohlen, oder gleich aus dem n-tv-Edelmetallstudio, was aber qualitativ nicht besser sein muß.
Die Übergänge zwischen den drei Hausse-Phasen werden dann in irgendeiner Form korrektiv sein. Diese Korekturen können sowohl über den Wert (Rückschläge) als auch über die Zeit (Konsolidierung auf hohem Niveau) laufen. Da man dies aber vorher eher nicht so genau weiß, ist die Gretchenfrage nun, ob man in diesen Korrekturphasen tendenziell drinbleibt oder (z.T.) rausgeht. Darauf kann ich leider keine Antwort geben. Ich neige aber in diesem Fall zu einem Buy-and-Hold-Ansatz, denn die Erfahrung zeigt, dass in großen Trendmärkten diese Strategie durch Herumtraden kaum zu schlagen ist. Dazu kommen noch die steuerlichen Auswirkungen der häufigen Umschichtungen. Ich möchte dem Staat gerne die Zumutung ersparen, Steuereinnahmen aus den verhaßten Goldinvestitionen annehmen zu müssen. Da könnte man ja gleich die Kirchensteuer aus Gewinnen mit Rüstungsaktien bezahlen, was gute Christenmenschen sicher auch vehement ablehnen, oder? Zurück zu den Metallen: Da die Bewegungen aufgrund der Marktenge tendenziell sehr sprunghaft sein können, ist die Gefahr beim Traden groß, dass der Zug statt der vermeintlich anstehenden Korrektur mit Volldampf weiterfährt. Auch hier wurde ja schon vor Monaten eine Fahnenstange ausgemacht, die den Markt dann in der Folge aber relativ kalt ließ. Auch ein Indiz für die enorme Menge an anlagewilligem Kapital im Verhältnis zur Größe des Marktes. Meine Strategie sieht daher so aus, dass ich allfällige Korrekturen für weitere Zukäufe nutze (nicht Tage wie heute, denn heute war ja keine Korrektur). An Teilverkäufe könnte man vielleicht denken, wenn man in den irrwitzigen Bereich vordringt (z.B. gemessen über Standardabweichungen). Aber die Basispositionen sollten einem noch ein paar Jährchen Freude bereiten.
Schönen Abend
JLL
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