Ehrlich gesagt: mir fällt ein Stein vom Herzen. Jetzt ist die Debatte nämlich genau da angekommen, wo sie hingehört. Personalisiert auf Friedmann nochmals ausdrücklich zugeschnitten. Es geht nicht um die Juden und nicht den Zentralrat und nicht um die israelische Politik, sondern einfach bloß um die Art eines Menschen, der furchtbar polarisiert. Und jetzt wird Friedmann sich nicht mehr hinter seinem Job oder seiner Religion oder seiner Volkszugehörigkeit verstecken können, wenn sein Charakter angegriffen wird.
Und da können Handelsblatt und andere titeln, wie sie wollen. Jürgen Möllemann hatte mit seiner Formulierung vielleicht zuviel Angriffsfläche geboten. Aber ein Antisemit ist er nicht. Und solange der gelackte Schnösel - you know who - nicht genauso ansatzweise eine Entschuldigung für seine Entgleisungen mitliefert, kann man von Möllemann ganz sicher keinen Kniefall verlangen.
Da würde ich auch lieber meinen Kopf auf einen Richtblock legen. Ganz ehrlich!
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HANDELSBLATT, Donnerstag, 06. Juni 2002
"Unerträglicher Habitus"
Möllemann nimmt Friedman von Entschuldigung aus
Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Jürgen Möllemann hat den stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, Michel Friedman, ausdrücklich von seiner Entschuldigung für Äußerungen im Antisemitismus-Streit ausgenommen und diesen erneut angegriffen.
Reuters BERLIN. Möllemann sagte dem Fernsehsender Phoenix am Donnerstag in Düsseldorf nach Angaben des Senders:"Meine Entschuldigung galt den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, aber nicht Herrn Friedman. Ich mag Leute nicht, die, wenn ich ihnen die Hand entgegenstrecke, mir draufhauen." Möllemann fügte den Angaben zufolge hinzu:"Ich werde mich nicht bei Herrn Friedman entschuldigen, der hat das gar nicht verdient. Es geht mir um diesen Mann und seinen unerträglichen Habitus."
Möllemann hatte sich zuvor im Düsseldorfer Landtag für frühere Äußerungen, Friedman und Israels Ministerpräsident Ariel Scharon seien mitverantwortlich für wachsenden Antisemitismus, mit den Worten entschuldigt:"Sollte ich damit die Empfindungen jüdischer Mitmenschen verletzt haben, möchte ich mich bei diesen entschuldigen." Dem Sender n-tv sagte Möllemann anschließend, er halte den Journalisten Friedman"unverändert für einen aggressiven und arroganten Typ, der jetzt wirklich mal was wegräumen muss. Er hat mich mehrfach als einen Antisemiten bezeichnet."
Möllemann erneuerte seine Kritik an der israelischen Regierung:"Ich wollte klarmachen, dass die Politik der israelischen Regierung, die bei uns eben nicht frei kritisiert werden darf, immer schlimmer wird. [...] Diese Kritik muss in aller Härte weitergehen." Zu seinen parteiinternen Kritikern sagte Möllemann dem Sender Phoenix:"Ich wäre froh, wenn Leute, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen und gehört habe, die ich immer nur sehe, wenn es etwas zu kritisieren gibt, wie Herrn Baum oder Frau Hamm-Brücher, jetzt einfach mal ihre Rente genießen würden."
Aus Kreisen der FDP-Bundesspitze in Berlin hieß es, die neuerlichen Äußerungen Möllemanns seien ein Nachtreten ohne politischen Wert. Möllemann solle sich auf das konzentrieren, was den Wert des Tages ausmache. Es bestehe jetzt die Möglichkeit, mit dem Zentralrat der Juden sachlich zu sprechen."Möllemann sollte sich bemühen, dass nicht nachträglich zu behindern", hieß es weiter. Die Entscheidung sei gefallen.
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winkäääää
stocksorcerer
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