Hallo, zusammen,
nachdem dieses Thema hier schon öfters großes Interesse fand, sei es mir gestattet, einen geklauten Artikel von www.invest.ch mal hier reinzustellen, ich denke, er paßt gut zum bisher gesagten:
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Eine Frage der FreiheitÂ
Christoph Fehr, 29.06.02 00:10h
Wir haben uns an dieser Stelle in der Vergangenheit mit allerhand Gefahren auseinandergesetzt, die den Anlegern drohen und ihnen das Leben sauer machen. In diesem vorläufig letzten Artikel will ich auf eine besonders grosse Gefahr eingehen: Die Gefährdung der Freiheit durch die Diffamierung der freien Märkte.
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Der unmittelbare Anlass mich mit diesem Thema zu beschäftigen ist ein Artikel, den mir meine Freundin auf den Tisch gelegt hat, mit dem Hinweis, dass er durchaus lesenswert sei. Der Artikel ist in dem Tages Anzeiger beigelegten Magazin"Das Magazin" Woche 18.-24. Mai mit dem Titel"Gott ist Markt - Roger de Weck über das Geld, den Glauben, die Gier" erschienen. In der Tat ist der Artikel lesenswert. Aber nicht in dem Sinne, dass da sehr Tiefsinniges gesagt wird, sondern unter der Perspektive, dass in diesem Artikel mittels Halbwahrheiten, Verdrehungen und schiefen Bildern die freie Marktwirtschaft schlecht gemacht wird.Â
Nun, der Publizist, als solcher wird hier dieser Herr de Weck vom Magazin angepriesen, es wird zudem noch darauf hingewiesen, dass er in Zürich und Berlin wohne, was ihm wohl eine gewisse"kosmopolitische Aura" verleihen soll, kann und soll sich natürlich kräftiger Bilder bedienen um seine Herzensangelegenheit auf den Punkt zu bringen. Das enthebt ihn jedoch nicht der Pflicht, sich auch ein wenig mit den Fakten zu befassen, die er aufs Korn oder die Schippe nimmt.Â
Beugen wir uns also über den besagten Artikel:
"Wenn der Markt vergöttert wird, denke ich an die griechischen Götter mit ihren großen und kleinen Schwächen. Irren war damals nicht menschlich, sondern auch göttlich: Die alten Griechen nämlich bestanden keineswegs darauf, Zeus habe immer Recht. Während Hohepriester des Kapitalismus beteuern der Markt sei unfehlbar."Â
Nun, der Auftakt ist schon ein seltsamer Vergleich: Die behauptete Unfehlbarkeit des Marktes wird den offenbar fehlbaren griechischen Göttern gegenüber gestellt. Nun handelt es sich bei den griechischen Göttern um mythisch erdachte Gestalten, deren Existenz weder bewiesen noch widerlegt werden kann. Der Markt jedoch wird durch einzelne handelnde Individuen konstituiert. Individuen, wie es z.B. Herr de Weck ist, sind konkret existierende"Sachverhalte". Die Handlungen dieser Individuen, nämlich der Tausch von Gütern und Dienstleistungen (erleichtert durch die Existenz des Geldes) sind auch nachweisbar. Man darf davon ausgehen, dass unser Publizist auch das ein oder andere Mal die Dienste eines Coiffeurs oder Kleiderhändlers in Anspruch nimmt, d.h., er in ein konkretes Geschäft geht und die dort angebotenen Waren einkauft. Somit ist schon der Auftakt ein Vergleich von"Apfel" mit"Birnen".Â
Aber hören wir weiter auf den Publizisten:
"Ihre Litanei lautet: Je freier der Markt, desto besser die Welt - der Marktgott gestaltet sie nach seinem Ebenbild. Leider ist dieser Gott anonym und gesichtslos - wohingegen die Götter auf dem Olymp Namen hatten, Charaktere waren."Â
Tapfer hält Herr de Weck somit am schiefen Bild fest. Wenn er von"Hohepriestern des Kapitalismus","unfehlbarem Markt" spricht, dann will er offenbar die Märkt, respektive deren Gesetzmäßigkeiten als eine Art Katechismus oder Heilslehre anschwärzen. Dieses mehr oder weniger"subtile" Herumjonglieren mit Bildern und Assoziationen weist jedoch unseren Autor als einen profunden Nichtkenner ökonomischer Fragestellungen aus. Was nämlich die grosse Revolution der Ã-konomie im ausgehenden 18. und dann im 19. Jahrhundert war, war für Intellektuelle und Politiker das Skandalon, dass es ökonomische Gesetzmäßigkeiten gibt, die unverrückbar sind. Damit haben die Ã-konomen kein Urteil über die diversen"Visionen" wie die Gesellschaft sich entwickeln sollte gefällt. Sie haben jedoch klar gemacht, dass wenn wenn gewisse grundlegende ökonomische Gesetze verletzt werden, der"Schuss" ganz böse nach hinten losgehen kann. In der Tat eine bittere Pille für all die Visionäre und Gewaltherrscher, denen schon in der teilweise vorangegangen Revolution der Naturwissenschaften gesagt worden war, dass es Gesetzmäßigkeiten gebe, denen man sich halt beugen müsse. Besonders ärgerlich war zudem die Erkenntnis, dass die Märkte für die Individuen bessere Ergebnisse erzielen als es Gewaltherrscher, Sozial-Utopisten und andere Heilslehrer taten. Im Markt sind es die Millionen täglicher Kauf- und Investitionsentscheide, welche das Geschehen bestimmen. Es sind die"kleinen" Individuen, die Konsumenten, die am"Ruder" sind. Sie haben leider keine wohlklingenden Namen wie die griechischen Götter. Die Namen dieser Individuen müssen die Schüler nicht wie jene der griechischen Götter memorieren. Ja, diejenigen die die Märkte konstituieren haben halt keine in Stein gehauene und bis heute überlieferten Gesichter. Die Marktteilnehmer sind offenbar für Herrn de Weck lediglich eine dumpfe Masse. Und diese Masse, respektive die Millionen von Individuen welche in entsprechenden Systemen die Möglichkeit haben, bestimmt noch wer erfolgreich ist und wer nicht. Welch ein Skandal! Mit der Möglichkeit zu kaufen und zu investieren wann, wie viel und wo taucht noch ein weiteres Problem für"Sozialvisionäre" jeglicher Couleur auf, dass nämlich Freiheit konstituiert wird.Â
Dieser freiheitliche Individualismus, der durch den freien Markt konstituiert wird, ist Herrn de Weck offenbar ein Dorn im Auge und muss somit subito bekämpft und widerlegt werden. So mahnt er:
"Wer heute die Gottesfrage stellt, muss fragen: wer ist der Markt? Im Katechismus steht, wir alle seien der Markt. Sind wir nicht! Finanzleute bestimmen den Finanzmarkt, nicht wir."
Aha! Plötzlich taucht, wie aus dem Nichts die Gleichung auf:"Finanzmarkt = Markt schlechthin". Abgeleitet wird diese Behauptung von nirgends her. Unserem"Ã-konomen" ist da vollständig entgangen, dass es hunderte von unterschiedlichen Märkten gibt: solche für Zeitschriften, für Bücher, Rohstoffe, Gemüse, Bekleidung usw. usf. und natürlich auch den Finanzmarkt, der wiederum diverse Segmente aufweist. Jeder dieser Märkte weist ganz spezifischen Eigenschaften auf, für welche ein großes Wissen, feines Gespür und Erfahrung notwendig sind um in dem entsprechenden Markt erfolgreich zu sein. Also auch hier weist sich der Autor nicht gerade als differenzierender Beobachter aus und fährt zudem mit seinem aus dem Nichts geschaffenen"Gleichungssystem""Markt = Finanzmarkt" einen recht plumpen publizistischen Trick auf. Gleichzeitig werden die Finanzleute als einzige Akteure in diesem Markt auf die Bühne gerufen.
Aber lassen wir die Gleichung mal so stehen und schauen, was da nun abgeleitet wird:
"Tage gab es, da war ein einziger Mann 'der Markt', George Soros. Der Spekulant griff das britische Pfund an und siegte. Über Nacht gewann er eine Milliarde Dollar, eine mehr."
So nun sind wir einen Schritt weiter: Der Markt sind nicht wir, sondern der Finanzmarkt und hie und da nur eine einzige Person: George Soros. Der wird nun von Herrn de Weck schleunigst dämonisiert. Er allein hat"angegriffen" und erst noch gesiegt. Zudem hat er, welch ein Skandal noch viel Geld dabei verdient. Auch im Falle von Soros wird mehr oder minder flott mit Vokabeln gearbeitet, die in den Augen der Mehrheit negativ besetzt sind um ihn anzuschwärzen. Er ist ein"Spekulant".Â
Auch hier zeigt Herr de Weck, dass er offenbar weder richtig begriffen hat, wie Finanzmärkte funktionieren, noch sich sonderlich mit den Gründen der Finanzkrise vom September 1992 auseinandergesetzt hat. Im Kern der damaligen Krise stand das Fixkurssystem, das in Europa aus politischen Gründen etabliert worden. Solche Fixkurssysteme funktionieren jedoch nur, wenn nicht gewisse Ungleichgewichte eintreten und sich alle Beteiligten strikt an die Spielregeln halten. Ein entscheidender Faktor, der zum Auseinanderbrechen des Systems geführt hat, war, dass die Deutsche Bundesbank, nicht zuletzt als Reaktion auf die monetären Ereignisse die mit der deutschen Wiedervereinigung einher gegangen sind, die Geldpolitik gestrafft hat. Weiter wurde 23 Monate vor der Krise das Pfund in das Europäische Wechselkurssystem zu einem Kurs 2.95 gegenüber DEM aufgenommen, während gleichzeitig ernst zu nehmende Studien nachwiesen, dass der Gleichgewichtskurs wohl eher bei 2.24 liegt. Ein weiterer Faktor war zudem, dass die Dänen Nein zu Maastricht sagten. Damit wurden Ängste wach, dass die ganze Maastricht-Konstruktion auseinander fällt und damit auch alle Positionen die auf eine Konvergenz aufgebaut wurden gefährdet seien.Â
Das sind alles Faktoren, mit denen George Soros nichts zu tun. Was er jedoch gesehen hat, ist dass das ganz Gebäude auf recht wackligen Füssen steht. Nicht wegen ihm, sondern wegen der Politik und der Zentralbanken. Aber eben um das zu sehen, müsste man halt die Fakten ein klein wenig studieren. Es ist jedoch viel einfacher, rasch einen Bösewicht zu konstruieren. Gleichzeitig hat Herr de Weck nicht so ganz verstanden, dass eine Person nicht der Markt sein kann, sondern sie benötigt immer Gegenparteien, nicht zuletzt um die Gewinne z.B. aus einem Leerverkauf auch zu realisieren. Im Kampf um das Pfund hat z.B. die Bank of England auch eine wichtige Rolle gespielt. Sie hat im falschen Ehrgeiz einen irreal gewordenen Wechselkurs zu halten rasch einmal ein beträchtliche Vermögen der Bürger Englands verpulvert, anstatt anstandslos zu kapitulieren. Seltsam, dass Herr de Weck nie danach fragt, ob nicht doch die Bank of England, die ihrer Bürger Geld dem"Spekulanten" Soros in den Rachen geworfen hat schuldig sei oder ob der Fehler vielleicht beid er Bundesbak liegen könnte oder gar bei den Erfindern des Europäischen Währungssystems. Aber solche Fragen scheren unseren Publizisten Herrn de Weck wenig. Fröhlich wird auf Soros rumgeritten (wir erinnern: Märkte=Finanzmarkt=Soros=Spekulant):
"Doch der gewandelte Milliardär zweifelt und verzweifelt nun am Marktgott - am ersten Gott der Geschichte, der Gut und Böse nicht unterscheidet: 'Märkte kennen keine Moral, das macht sie so effizient. Zwischen richtig und falsch zu unterscheiden ist ja eine komplizierte Sache, wenn es über die Kalkulation von Gewinnchancen hinausgeht. Marktfundamentalisten übersehen, dass Gesellschaften nicht wie Märkte funktionieren, zumindest nicht die offene Gesellschaft, wie wir sie wollen.' Die Marktanbeterin Margaret Thatcher löst das Problem im Handumdrehen - sie negiert die Gesellschaft, die gebe es gar nicht. Anders George Soros, der auf unethische Weise Dollars einnimmt und sie ethisch ausgibt: für Gemeinnütziges in aller Welt, für die Gesellschaft. Soros wirkt so menschlich wie ein griechischer Gott, der Gutes und Schlechtes tut - während der Marktgott angeblich nur Gutes leistet, selbst wenn es vielen schlecht geht."
Zum einen muss noch einmal festgehalten werden, dass es"den Markt" nicht gibt, sondern lediglich Individuen, die Kaufentscheide fällen. Somit gibt es auch den"Marktgott" nicht. Herr de Weck will nun aber postulieren, dass die Märkte, da sie nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden, irgendwie"unethisch" seien. Ein Markt kann in der Tat nicht"ethisch" oder"unethisch" sein. Eine Ethik können nur Individuen haben. Und es sind diese Individuen, die mit ihrem Handeln halt aus einer jeweiligen Perspektive gesehen (hier müsste uns der moralisierende de Weck dann bitte auch mal erklären, was denn die richtige Ethik sei, damit man auch entsprechend"ethisch" handeln kann)"ethische" oder"unethische" Entscheide fällen. Auch die Ã-konomie ist insofern nicht ethisch, als sie lediglich sagt, was denn die ökonomischen Konsequenzen gewisser Handlungsweisen sind. In etwa so, wie ein Physiker und Ingenieur uns Auskunft über die Tragfähigkeit einer Konstruktion geben. Moralisierend will de Weck dann den Märkte noch schwupp di wupp unterstellen, dass sie auch noch so nebenbei für das Schlechte in der Welt verantwortlich seien. Interessanterweise wird auch hier die Verantwortlichkeit der Politik ausgeblendet, so wie er es schon bei der (B)analyse der EWS-Krise und der Feststellung der"Schuld" von George Soros getan hat.Â
Weiter im Text:
"Die Hohepriester verheißen uns goldene Zeiten, sobald der Markt frei genug sei. Jetzt hoffen wir auf den perfekten Markt, wie einst die Linken auf Vollendung warteten: auf den Wechsel vom real existierenden Sozialismus zum paradiesischen Kommunismus. Es dauerte. Wir müssen uns auf eine lange Frist mit dem real existierenden Markt abfinden, und 'langfristig sind wir alle tot', spottete John Maynard Keynes, ein Halbgott unter den Ã-konomen."
In der Tat warten wir weiter auf den freien Markt, jedoch nicht, weil er, wie der Sozialismus, wie ja Ludwig von Mises schon in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts nachgewiesen hat, nicht möglich ist, sondern weil er von Politikern, die sich an ihre Macht klammern verhindert wird. Denn ein freier Markt bedeutet, dass die Freiheit von den Politikern und"Sozialutopisten", die Reiche und Visionen und sonstige teleologische Hirngespinste im Namen der Gesellschaft aber immer auf Kosten Dritter realisieren wollen an die Bürger zurückgegeben wird. Dann ist es vorbei mit dem politischen Schachern und Pfründe verteilen mit anderer Leute Geld. Diese Politiker sind natürlich für solche Leute wie Herr de Weck dankbar, liefern sie ihnen doch die halbbackenen"Gründe", weshalb sie ja nichts von ihrer Macht abgeben müssen.Â
Nun fährt Herr de Weck noch weiteres Geschütz auf: John Maynard Keynes. Damit ja niemand an dessen Autorität zweifeln soll, wird er gleich als ein Halbgott in der Zunft der Ã-konomen bezeichnet. Ja, es gibt nur"die" Ã-konomen. Typisch für den Stil Herrn de Wecks: husch husch alle Differenzierungen beseitigen und nicht daran erinnern, dass es ganze Schulen, z.B. jene der Ã-sterreichischen Nationalökonomie gibt, die mit Keynes gelinde gesagt wenig am Hut haben und denen es nicht im Traum einfiele, ihn in einen gottähnlichen Status zu erheben. Nun, vielleicht wird Keynes auch nur deshalb zitiert, weil Herr de Weck von ihm das Sprüchlein 'langfristig sind wir alle tot' kennt. Seltsam, dass Herr de Weck sich da auf das Zeugnis eines Ã-konomen beruft, der gerne die ökonomischen Probleme so ruck zuck mit billigem Geld und viel Knete vom Staat lösen will. Man hätte doch von einem Herrn de Weck erwarten dürfen, dass er das Scheitern solcher Methoden in Japan beobachten kann. Aber wahrscheinlich gefällt ihm der gute Keynes deshalb, weil auch er für das Primat der Politik über die Wirtschaft eintritt. Interessanterweise hat derselbe John Maynard Keynes in der 1936 erschienen deutschen Erstausgabe seiner"Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" geschrieben:"Trotzdem kann die Theorie der Produktion als Ganzes, die den Zweck des folgenden Buches bildet, viel leichter den Verhältnissen eines totalen Staates angepasst werden als die Theorie der Erzeugung und Verteilung einer gegebenen, unter den Bedingungen des freien Wettbewerbes und eines großen Maßes von laissez-faire erstellten Produktion." Ein solcher Ã-konom wird von Herrn de Weck also in den Zeugenstand gegen die freie Marktwirtschaft gerufen. Nur zur Erinnerung Herr de Weck: 1936 herrschte in Deutschland ein totalitäres Regime, das wohl sehr dankbar dafür war, dass das Primat der Politik über die Ã-konomie aus berufenem Munde verkündet wurde. Ã-konomen wie z.B. ein Ludwig von Mises oder Murray Rothbard werden dafür von Herrn de Weck in seiner Analyse und Kritik der Märkte ausgeblendet.Â
Es geht jedoch munter weiter mit der Attacke gegen die Märkte:
"Der Markt ist krisenanfällig. Krisen fordern Opfer. Die Opfer - die Schwachen, die Umwelt, der Gemeinsinn - sind nicht geldwert. Sie gelten wenig. Der Markt ist ein Glauben ohne Moral, der so tut als habe er eine Moral und sei er kein Glauben. Aber wehe den Andersgläubigen! Auf sie schleudern die Hohepriester ihren Bannstrahl, wie Zeus seine Blitze warf."
Leider, leider auch hier Herr de Weck. Kurschlüsse bedenklichster Art und ökonomische Analyse auf dem reichlich bescheidenem Niveau. Richtig beobachtet Herr de Weck gerade noch, dass es Wirtschaftskrisen gibt. Dann stellt er fest, dass sie Opfer fordern. O.k. das ist so. Dann wird aber gefolgert, dass die Opfer die Umwelt, die Schwache etc. sind. Also Markt = krisenanfällig und Krisen fordern Opfer. Wo sind Opfer? Z.B. Umwelt, Armut, Schwache etc. ergo, die Märkte sind schuld an den großen Miseren der Welt. Super gut gefolgert. Aber halt auch wieder ein Kurzschluss. Zum einen sind Krisen in den Märkten die Konsequenz politischer Fehlleistungen und Fehlsteuerungen durch die Zentralbanken. Somit sind nicht"die Märkte" die Ursache der Opfer. Aber welche Opfer fordern denn diese Krisen? Sie fallen über das ganze Spektrum an. Reiche verarmen, Handwerker gehen unter, Unternehmen verschwinden. Aber weshalb diese Krisen gleich auch noch für die allgemeine Armut und die Umweltzerstörung und das Verschwinden des Gemeinsinns verantwortlich sein sollen ist unerfindlich. Wäre es vielleicht nicht denkbar, dass der Sozialstaat den Gemeinsinn zerstört, indem die Leute immer mehr finden,"das soll doch der Staat machen?". Ist es vielleicht nicht so dass genau durch den Staat Gemeinsinn und damit die Gesellschaft zerstört wird? Ist es vielleicht nicht auch so, dass genau deshalb, weil die Urwälder und Meere nicht Privateigentum sind und somit nicht geldwert sind, dass sie zerstört und überfischt werden? Ist es denn nicht so, dass etwas das allen gehört von jedermann ausgebeutet werden kann? Haben nicht gerade Regime wie die Sowjetunion die größten ökologischen Katastrophen hinterlassen? Solche Fragen können dem guten Publizisten Herrn de Weck nie und nimmer in den Sinn kommen. Wie könnte das freie Handeln der im Markt agierenden auch moralischer sein als irgendein anderes System, das ihnen von oben aufgezwungen wird? Was den Markt nämlich als Alternative ersetzen soll, darüber schweigt sich Herr de Weck wohlweislich aus. Man müsste dann halt logisch argumentieren. Aber das missfällt ihm wohl und viel lieber stellt er sich als jemanden dar, den die"Hohepriester" mit ihrem Bannstrahl treffen."Seht her, auch ich wäre dann ein Opfer!"
Zu"guter Letzt" dann noch dies aus der Feder des Publizisten:
"Doch gibt es einen Gott, den seine Anbeter nicht hintergehen? Zeus erhielt jeweils die Eingeweide der Opfertiers, denn sie schmeckten am besten, behaupteten die Hohepriester. Und behielten die Filetstücke für sich - ein eigennütziger marktwirtschaftlicher Ansatz. Auch heute ist die Gier größer als der Glauben: Den Markt haben sie am liebsten, wenn sie ihn beherrschen, untereinander aufteilen und ausschalten. Den Marktgott, den Gott des Egoismus, darf jeder Egoist betrügen."
Tönt für den oberflächlichen Leser schön bombastisch und zeigt, dass Herr de Weck eine solide Bildung in griechischer Kultur besitzt. Die Passage ist wohl als Kritik von Vetternwirtschaft und Kartellen gedacht. Wenn Herr de Weck noch ein wenig im Zitatenbuch gestöbert hätte, dann hätte er da sogar noch den in seiner Diktion wohl als"Obergott" der Ã-konomen bezeichneten Adam Smith in den Zeugenstand wider die Märkte rufen können. Der hat einmal gesagt, dass die Unternehmer immer wieder Konspiration einzufädeln versuchen, mit denen sich die Marktkräfte, sprich Konkurrenz ausschalten lasse. Ja, das hat Adam Smith ganz richtig gesehen. Damit Kartelle und Monopole jedoch funktionieren, brauchen sie einen mächtigen Gehilfen: den Staat und mit ihm die Politik. Staat und Politiker schotten unter dem Vorwand die Bürger vor den bösen Märkten schützen zu müssen die Märkte durch Zölle, nichttarifäre Handelshemmnisse, teuere regulatorische Bestimmungen etc. ab. Dies erhält Kartelle und Monopole, die so vor"Hechten im Karpfenteich" geschützt werden. Genau diese"Zähmer" des Kapitalismus" führen zur furchtbarsten Verklungelung: ein allmächtiger Staat und Konzerne die das Wasser gerne auf ihre Mühlen leiten wollen. Als historische Lehrstück sei hier lediglich auf Kolko's Studie"The Triumph of Conservatism" verwiesen.Â
Man könnte noch einiges zu diesem Artikel schreiben. Von Trug- und Kurzschlüssen sowie Halbwissen und Halbwahrheiten wimmelt es an allen Ecken und Enden. Das ginge ja noch. Wie gesagt, der Publizist und Polemiker soll ja auch eine gewisse Narrenfreiheit genießen. Sie sei ihm herzlich gegönnt. Das Schlimme jedoch an diesem Artikel ist, dass er eine zutiefst unmoralische Position vertritt: das Primat von Politik und Staat über die wirtschaftliche Freiheit, die Freiheit eines jeden Einzelnen für sich jene Entscheide zu fällen die er will. Z.B. eine Erdölfirma zu boykottieren, die Bohrinseln im Meer versenken will, Ã-kofonds zu kaufen oder aber einfach materiell arm zu sein und sich nicht um den ganzen"Konsumzirkus" zu scheren. Was wäre dann die Gegenposition? Nun, wir haben schon alle möglichen Varianten erlebt und erleben sie leider heute noch: religiöser Fanatismus, Träume vom Grossreich, Visionen von der sozialistischen Erfüllung usw. usf. Was all diesen Entwürfen gemeinsam ist: immer wurde und wird die wirtschaftliche Freiheit unterlaufen, zerstört, negiert, immer erzwang und erzwingt eine Zentralmacht ihren Willen, wurde und wird das Primat der Zentralmacht gegenüber dem Einzelnen unerbittlich eingefordert und immer forderten und fordern solche Systeme noch heute unzählige Opfer.
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