Lieber netrader,
zunächst herzlichen Dank, dass mir beim Nachdenken über die"neue Theorie" gerade auch Ihre Gedanken, Formulierungen und Kritiken enorm geholfen haben. Und hoffentlich auch weiterhin helfen werden. Ohne"joint ventures" geht nichts. Aus Vielem dann eine Eines zu machen ist dann quasi nur noch die Schluss-Redaktion.
Noch einige Anmerkungen vielleicht:
>gute Theorien sollten auch gefördet werden. Mal sehen, was am Ende herauskommt. M.E. lohnt es sich, wenn man im Bemühen, dem Macht-Zins-Problem näherzukommen, zunächst die reinen Darlehensgeschäfte analysiert. Im Bereich dieses Geschäftstyps fällt es leichter, die Priorität von (Abgaben-)Macht (mE. bessser"Münz- und Steuerhoheit") zu begründen. Andere Geschäftsformen, die mehr Probleme bereiten, kann man zurückstellen.
Guter Vorschlag. Bei den Geschäftsformen, die sich in der Folge Tausch --> Zins entwickelt haben müssten, ist so Recht kein Durchkommen. Wir bleiben daher bei Dalton stehen ("Barter" in Journ. of Economic Issues):
"Geldloser Markttausch stellte keine evolutionäre Stufe... vor dem Beginn eines geldvermittelnen Markttausches dar."
Müssen also nach dem Verursacher der Evolution suchen. HS setzen an diese Stelle mit"ihrem" Geld ein, das ohne Eigentum (letztlich Pfand oder"Deckung") bei ihnen nicht definierbar ist. Womit wir wieder bei der Frage stehen, ob dieses"Geld" als machtfrei entstanden vorstellbar ist. Für das"Machtgeld" spricht m.E. mehr, wenn nicht alles:
- Die Schatzmonopolisierung von ungemünztem Metall (Tempel, Schatzhaus,"thesaurus" der Herrschaft),
- Verwendbarkeit auch für Dinge und Leistungen, die in Privatgesellschaften a priori nicht nachgefragt würden (Truppen,"großkalibrige" Waffen, wie Streitwagen usw.),
- die Münzen selbst, die nirgends als"Privatmünzen" erscheinen, sondern als obrigkeitliche (Münzbild, erzwungene einheitliche Standards, Münzverschlechterungen, z.B. die Stater-Abwertung durch Kroisus um ca. 20 %),
- die Schaffung von Eigentum ("roma quadrata" als stets von"oben" verfügte Landaufteilung, siehe Romulus/Remus-Sage),
- Sicherung von Eigentum und Pfand (Verpfänder hätten sich sonst"eigene" Sicherheitsorgane leisten müssen) im einzelnen bis hin zu Eigentumskomplexen mit Hilfe von obrigkeitlichen Maßnahmen (Stadtmauern, vgl. Nehemiah für Jerusalem, vg. auch noch die"Finanzierung" der Mauer um Lokri, Kalabrien durch eine Leihe des örtlichen Schatz-Tempels - Urkunde vor kurzem auf Bronze entdeckt - im Umfang von tonnenweise Silber),
- vor allem die Vollstreckung in säumige Schuldner bzw. deren Pfand, was einen Exekutor voraussetzt, der fraglos zeitliche Priorität vor jeglicher"privaten" Leihe haben muss, weil ohne ihn auf keinen Fall verliehen worden wäre.
>Nur einige wenig geordnete Gedanken:
>conditiones sine qua non für zinstragende Darlehensgeschäfte sind, womit ich Ihnen in diesem Geschäftstyp durchaus folgen möchte:
>1. Staatsmacht,
>2. Abgaben und die Erkenntnisse, > a) dass Abgaben reichlicher sprudeln, wenn eine standardisierte Währung (besser als nuggets) besteht, > b) dass Abgaben noch viel viel reichlicher sprudeln, wenn die Wirtschaft zinsbelastet ist (Standort des Debitismus),
>3. Münzregal/Notenbank.
Einverstanden. Wie sich die"Erkentnnisse" im einzelnen entwickelt haben oder zu Stande kamen, ist gewiss noch zu untersuchen.
Immerhin scheint dieses klar: Ein Abhängiger bietet sicher einen größeren Spread zwischen unabhängiger, zwangfreier Arbeit und von"oben" herab forcierter"Zwangsarbeit" als ein nur privat und zwanglos Arbeitender zu einem ebenfalls privat und zwanglos Arbeitenden, der mit"Aussicht" auf ein Mehr, das ihm andere freiwillig andienen (Tausch) schließlich ebenfalls mehr (oder produktiver) arbeitet.
Der Termindruck kommt hinzu. Der entsprechende Zwang ist bei der Erarbeitung bzw. Beschaffung von Abgaben größer als beim Gewinn. Abgaben lassen sich zu konkreten Zeitpunkten erzwingen, bei Gewinnen (und sei es beim Tausch eben das"Mehr", das man sich beim Anbieten von eigenem Mehr erhofft) ist das zeitlich"offen": Geht die"Investition" auf? Kommt das Schiff zurück? Bringt es Ladung?
Wer Gewinnerwartung enttäuscht ist zwar auch nicht in einer optimalen Lage (siehe Handelsgeschichte, Stichwort auch Kolumbus), aber doch immer noch in einer besseren Lage als der nichtleistende Abgabenschuldner. Der Gewinn ähnelt durchaus der Schuld (beide passiv verbucht), aber aus einem fehlenden Gewinn allein (ohne sonstige Passiva) resultiert niemals eine Insolvenz, die allein Konsequenz der nicht erfüllten termin- und damit zinsbewehrten Schuld ist.
Dies hatte auch Karl Marx übersehen, der den"Zusammenbruch des Kapitalismus" (= Ensemble aller Kapitalisten) aus der fallenden Profitrate ableitet, sie nähert sich der Null-Linie, kann diese aber niemals nach"unten" durchbrechen. Woraus sich also keine"Zwangsläufigkeit" zum"Zusammenbruch" (alle gehen pleite) ableiten lässt.
Deshalb muss er zu Hilfkonstruktion greifen, um den"Zusammenbruch" dennoch herbei zu reden (Monopolisierungen, die irgendwann"unerträglich" werden, industrielle Reservearmee, die irgendwann den"Umsturz", alias die Expropriation erzwingt). Hätte Marx mit vollstreckbaren Passivseiten operiert, wäre er auf die richtige Spur gestoßen. Seine Monopolisierungs- und Massenarbeitslosen-These (heute in praxi glänzend bestätigt) hätte ihn allerdings zu schärferem Nachdenken über das Schuld- und Zinsphänomen veranlassen müssen.
In seinem Modell steht"zum Schluss" ein Monopol riesigen Arbeitlosenheeren gegenüber. Wer dann gewinnt, bzw. wer es länger"durchhält" läuft wieder auf die Macht-Frage hinaus: Schlüpft das Monopol in den Mantel der Staatsmacht, wird es zunehmend spannend. Arbeiterunruhen wurden stets mit Hilfe der Staatsmacht"besänftigt" (solange bis die Staatsmacht schließlich aufgibt - siehe DDR 1953 vs. 1989) und Passivseiten, die ein Unternehmen nicht mehr bewältigen kann, landen inzwischen ebenfalls immer häufiger dort (Staatsbürgschaften, Subventionen mit Vorliebe an Großkonzerne usw.).
Das geht hin bis zum "Streik", der"erlaubt" ist (schwammiger GG-Artikel), obwohl die Streikenden eindeutig das sonst für alle in der Wirtschaft geltende Kartell-Verbot übertreten, der Staat also einen Zipfel seines Gewalt-Monopols abgibt, um das ihn stützende Gesamt-Fundament nicht zu gefährden. Das Arbeiter-Kartell, in seiner Preispolitik ohnehin nach unten abgestützt durch die subventionierten Arbeitslosen-Bezüge, darf also Lohnerhöhungen erzwingen. Dies wiederum zwingen die Unternehmen, sich zusätzlich zu verschulden (zumindest vorübergehend), da sie das"Geld" nicht in einer Truhe im Keller liegen haben.
Auch so herum wird ein Zins herbei gezwungen bzw. relativ höhere Zinsen als ohne Lohnerhöhungen sind die Folge.
>Zu beweisen ist, dass die Abgabenpunkte 2.a)b) tatsächlich in diese Sammlung gehören. Man kann wohl auch so fragen: Warum gibt es höhere Abgaben, wenn Geldgeschäfte Zinsen tragen?
Ich denke, wir sollten die Reihen- und Ursachenfolge schon gemäß auch Ihres Tableaus nicht aus den Augen verlieren: Abgabe ---> Zins --> Geldgeschäfte --> Nutzen der Geldgeschäfte als zusätzliche Zinseinnahmen (Exchange-rechange usw.) --> vermehrte (nicht unbedingt prozentual höhere) Abgaben --> Streckung des Verzinsungszeitraums --> längerfristige"Investitionen" möglich --> weitere Verbreiterung der Abgabenbasis --> mehr Abgaben (Summe) --> Vorfinanzierung der Abgaben --> Staat kann aus einem zunächst reinen Netto-Gläubiger auch zum Schuldner werden, ohne die Gläubiger-Position zu verlieren --> Abgaben- und Zinssteigerung --> der"heutige" Prozess.
Das Ur-Phänomen allen Kredits, dass nämlich unbestreitbar der Kurzfrist- VOR dem Langfrist-Zins entstanden ist, wurde ständig übersehen.
Würde die"Privattheorie" des Wirtschaftens etwas taugen, müsste es genau umgekehrt sein. Mit Zahlungsterminen von wenigen Monaten lässt sich nicht"investieren". Mit Dreimonatsgeld kein Stahlwerk. Der Zweck des privaten Geschäftskredits ist aber in seine Dauer. Der Zeitraum dieser Dauer muss fristenkongruent sein. Geld für Saatgetreide aufgenommen kann erst nach der nächsten Ernte zurück gezahlt werden.
Auf diese Fristenkongruenz heben die ältesten erhalten Schuldurkunden (Babylonien) interessanterweise durchaus ab. Sie enthalten grundsätzlich eine"Zinsfrei"-Periode und erst wenn diese ohne Zahlung verstreicht,"wächst" Silber"zu". Ein Zins entsteht also erst nach Verstreichen des Fälligkeitstermins. Aus dem Nullprozenter wird dann sehr rasch ein 20-Prozenter.
Nun ist zu fragen: Warum hat es diese Kontrakte gegeben?
Sie waren zunächst ein Paradies für Schuldner! Zinsfreies Geld, wenn auch nur auf Frist. Aber bis zum Termin konnte man Vorkehrungen treffen (mehr säen, ernten, usw.). Dimi berichtet von gigantischen"Mehrerträgen", die sich auf dem Feld erzielen lassen (20 % p.a.). Und das mit 0 % ermöglicht, kann irgendwie nicht hinhauen.
Entweder es gab einen im übers Jahr (neue Ernte) dann gefallenen Preis des Silber-Rücktauschgutes Weizen, womit der Silberpreis - gemessen in Weizen - entsprechend gestiegen (das Weizenpreis gefallen) wäre. Ich hatte daraus schon früher eine Zinstheorie gebastelt ("Kapitalismus", S. 164 ff.). Der Zins wäre dann im gefallenen Preis versteckt. Er wäre dann allerdings eine Ex-post-Erscheinung und nicht vorab vereinbart aber für den Schuldner erst"fühlbar", wenn er mit der Plus-Ernte weniger an Silber erlöst als er zur Rückzahlung seiner Silberschuld benötigt.
Dann allerdings wirds kritisch, denn die Zinssätze nach der Zinsfrei-Periode steigen rasant, in der Regel 12 % p.a. (auch höher!), es gibt obendrein auch noch die Strafe der"Verdoppelung" von Zinsen und sogar Kapital (!) bei unerfülltem Termin. Diese vorprogrammierte Unerfüllbarkeit macht auch Moses, Mohammed & Co. mit ihren"Zinsverboten" verständlich.
Doch zum Gläubiger.
Man könnte annehmen, dass der auf"verspätete" Erfüllung spekuliert, denn bei rechtzeitiger Erfüllung erhält er keinen Zins! Warum verleiht er dann das Silber? Er hätte sich damit den selben Acker kaufen und bewirtschaften und den nämlichen Ertrag kassieren können (natural), wie ihn der Schuldner hat (oder sich kauft) und bewirtschaftet.
Er hätte den Acker auch kaufen und nicht selbst bewirtschaften, sondern verpachten können. Großer Vorteil: Der verpachtete Acker wäre in seinem Eigentum geblieben und er hätte sich aus der Pacht (Dauerschuldverhältnis) ununterbrochen bedienen können und mit dem"Gewinn" immer weitere Äcker zukaufen ("Akkumulation"). Das Geld in eine zinslose Leihe zu"investieren" macht keinen Sinn, da Kauf plus Verpachtung als Alternative offen steht.
Gibt es diese Alternative nicht, kann dies nur bedeuten, dass zusätzliches Eigentum nicht besicherbar gewesen ist. Womit wir sofort wieder bei der Macht als Eigentums- und Pfandbesicherer sind: Sie"reicht" dann eben nicht weit genug bzw. muss erst"expandieren", damit das Eigentum ihr folgen kann.
Damit sind wir wieder beim Phänomen"Edelmetall". Warum wird ausgerechnet das verliehen und geliehen?
Dies lässt sich nicht aus seinen"üblichen" Eigenschaften (Schönheit, Schmuck, Dauerhaftigkeit o.ä.) erklären, denn ein Unterschied zwischen dem Dauergut Silber und dem Dauergut Land (das durch die ständigen Flutungen ex Euphrat, Tigris, Nil, Indus usw., also den absoluten Zentren der frühest nachvollziehbaren Wirtschaftsregionen, im selben Ertragszustand gehalten wurde, jedenfalls über viele, viele Generationen hin) ist nicht erkennbar.
Das Edelmetall muss demnach eine"gesonderte" Preisbildung erfahren, also zunächst auf einem"eigenen", sozusagen dem ersten Markt existiert haben, der ihm einen"Kurs" (Preis) verlieh. Denn wozu und womit hätte Metall sonst nachgefragt werden sollen?
Ich darf dazu auf meine bereits auf einem EW-Vortrag (Friedrichsroda) präsentierte"Machtmetall"-These verweisen (Metallwert = sein Güter-Beschaffungswert), mit der sich die historische Metallabgaben-Wirklichkeit und damit auf jeden Fall das"Geld" (="Ungeld" zur Vermeidung der bekannten Folgen der Nichtbefolgung der von der Macht ge-setzten Zwänge) problemlos ableiten lassen.
Der Markt für Edelmetall war eben nicht der allgemeine (Münzen"erleichtern den Tausch"), sondern zunächst ein ganz spezieller Markt, nämlich der zwischen Macht und Macht-"Helfern", also zwischen Herrscher und Armee. Daher Existenz gerade von Gold- und Silbermünzen immer wieder als nur im"Patriziat" (Machtteilhaber) vorhanden, bestaunt (Etrusker!).
Zwar wurde die Armee durchaus auch mit Land bezahlt (siehe römische Veteranen), aber dieses Land mussten beide erst unter Kontrolle bringen (Ius occupandi, Beute usw.). Die Regel war die Bezahlung in Edelmetall, was auch erklärt, warum die ältesten Münzen die schweren waren und nicht etwa die kleinen, die man aber benötigt hätte, wenn man"Tauschoperationen" hätte erleichtern wollen.
Auch die persischen Zustände, die Herodot beschreibt, passen perfekt: Es gab im Inneren weder Märkte noch gar Schulden, aber Außen-Abgaben in Edelmetall (Tribute). Das Metall wurde eingeschmolzen und"je nach Bedarf" davon etwas buchstäblich"abgeschnitten". Da der Perser-König im Inneren keinerlei Güter kaufte (keine Märkte), sondern als"Großkönig" schlechthin die Binnengüter natural einziehen konnte, ergibt seine auf Edelmetall lautende Zwangsabgabe nur einen Sinn, wenn für das Edelmetall wiederum Nachfrage existierte - eben auf dem Markt für Macht, Machterhalt und Machtexpansion.
Dieser Markt endete dabei nicht im ewigen Hin und Her (Herrscher fordert von den Truppen das Metall, was er ihnen als Sold zurückgibt, was jede Armee und damit jede Herrschaft sofort aufgelöst hätte). Es war vielmehr so:
- Macht besser als Ohnmacht. Gewaltanwendung zum Gütererhalt = produktiver als Arbeit zum Gütererhalt.
- Gewaltanwendungsmittel = Metall (wechselnde"Paritäten" untereinander) -->"Idealmetall" ("edel", Metall-"Adel") --> Abgabenmittel (Tribut, Steuer,"Obolus").
- Hilfstruppen zur Machtexpansion (Herrscher-Konkurrenz, Kriege) von"außen" angeworben ("Großheere" = immer mehr Söldner als"innen" Rekrutierte)
- Rückkehr der Söldner (u.a. Xenophons"Anabasis") in genau das Gebiet, das als Ganzes tributpflichtig war --> Verteilung der"Lasten" dort"nach unten" --> Abgabenzwang dort.
- Rückkehr des Abgabenmetalls zum Ober-Machtinhaber (Großkönig). Und nächste Runde.
Das im Abgabenpflicht-Bereich dringend erforderliche Abgabenmetall (sonst völlige Unterjochung) hat somit einen relativ stabilen Kurs (über Zeit und"in sich selbst"). An diesem Kurs richten sich die dann erst entstehenden"Preise" der übrigen Güter aus. Märkte sind nicht Beschaffungsorte von"Schuldendeckungsmitteln" (Heinsohn/Steiger), sondern von Abgabendeckungsmitteln.
Sie entstehen nicht aus dem"Wunsch" nach erst"kleineren", dann"größeren" Tauschorten, sondern finden sich in Zwangsabgaben-Gesellschaften als größte Plätze (attische Agora, Bau von"Basiliken" als Handelshallen).
Wo kein Binnen-Abgabenzwang herrscht, fehlen vice versa die"zentralen Tauschorte". Die römischen Stadtplanungen beginnen mit dem"campus initialis", entwickelt aus den Dreieck des Pythagoras, plus Thales-Mixturen.
Äußerst wichtige Literatur dazu: Humpert/Schenk,"Entdeckung der mittelalterlichen Stadtplanung - Das Ende vom Mythos der 'gewachsenen' Stadt", 2001).
Das Abgabendeckungsmittel muss immer zuerst in der Welt sein. Das"Geld" eben. Geltung = gilt als Abgabe. Erst die Abgabe auf Minimal- und Erst-Markt, das"Finanzamt" braucht nur wenig Platz, der Sold wird im Feldherrn-Zelt ausgezahlt. Danach erst der"allgemeine", große Markt für alle.
Je mehr binnen-abgabenpflichtig werden, desto mehr strömen zum Markt, um sich das Abgabengeld zu"ertauschen". Wie sollte auch der erste"Privatmarkt" ausgesehen haben: Einer kommt mit einem Schwein, ein Zweiter mit drei Hühnern? Und die vielen anderen? Sprechen sich Märkte rum? Was ist mit den Markterreichungskosten? Lange, weite Wege... Das schöne Wort"Marktzwang" (ähnlich Stapelzwang usw.) geht herrlich weiter auf dieser Linie. Warum wurden immer wieder Transaktionen"außerhalb" des Marktes verboten (heute: Schwarzarbeit). Der Markt ist eine Zwangsveranstaltung, von"freiwillig" sich Suchenden und Findenden nirgends eine Spur.
Abgabengut schließlich höchst stabile Nachfrage durch preisresistenten Gläubiger bzw. eine Gläubiger-Gruppe. Markttag-Ende: Nichts"ging um", die Obrigkeit kassiert trotzdem.
Abgabenmetall vermehrbar --> Machtrisiko --> Monopolisierungsbestreben (Bergregal, Fundregal).
Abgabengut-Zins - wie schon beschrieben - logische Folge. Gleiche Abgabenmenge, weniger Abgabengut --> Zinsentstehung (aktuelles Abgabengut hat Aufgeld). Gleiche Abgabenmenge, mehr Abgabengut: Noch offener Abgabentitel ("Steuerbescheid") erhält Abgeld.
Sorry für den Exkurs, aber es passt immer besser...
>Welche Selektionsprozesse im Wirtschaftsleben sind hierfür förderlich?
>Hierzu einige Gedanken:
>- Wer das Münzregal hat, wird das Geld (Gold) über einen Ausgabe- und Zins(=abgaben)mechanismus in die Wirtschaft bringen, so wie die Notenbank ihr Zentralbankgeld auch heute noch gegen Zinsen an die Banken vergibt. Hier kassiert der Souverän also auf der ersten Stufe des Geldprozesses ("Gelddrucken","Münzverschlechterung","Bundesbankgewinn").
Ja.
>- Wäre der Empfänger bloßer Verwahrer und Verteiler, könnte er die Abgaben an den Souverän wohl kaum verdienen. Der Inhaber des Münzregals gibt seinem Abnehmer also das Geldschöpfungsrecht zur Schaffung von Kreditgeld weiter. Dieser Mechanismus ähnelt der Vergabe kaiserlicher Lehen und der Steuerpacht im alten Rom. M.E. kommt der Geldschöpfungsaspekt in dottores neuer Theorie zu kurz.
Stimmt. Danke für den Hinweis. Kreditgeld-Schöpfung ist ganz klar ein Derivat des beim Souverän liegenden Ur-Monopols des Geldes. Gäbe es nur noch Abgaben und keinerlei sonstige"Geldschulden" mehr (ex Privatkredit) wäre der Notenbank-Steuersatz ("Leitzinssatz") = Zinssatz = Abgabensatz überhaupt. Es sei denn, es gibt noch andere Steuern, die als Liquidität beschafft werden müssten, was den Zinssatz steigern würde. Haben wir nur eine Monopol-Notenbank und keine Steuern mehr gilt: Notenbanksteuer = einzige Steuer, Notenbank-"Satz" = einziger Steuersatz.
Wären noch"Banken" dazwischen, würden sie wie die"Steuerpächter" oder Finanzämter arbeiten und ihre Kosten entsprechend aufschlagen --> höhere Steuersätze.
Oder noch anders: Könnte jeder gegen übliche Sicherheiten (Grundstücke, Pfandbriefe) sich Geld bei der Notenbank direkt beschaffen (bis 1957 konnten auch Private direkt auf die deutsche Notenbank"ziehen" - französische Besatzungszone!) - wozu noch Banken? Im Südwesten sind eben bis heute auch keine Banken so richtig"groß" geworden.
>- Wem geben die"middlemen" die Darlehen gegen natürlich höhere Zinsen weiter? Nur dem"Kreditwürdigen", der auch zahlen kann. Wer Zinsen zahlen kann, gilt zudem als leistungsfähig und kreditwürdig; er beweist, dass volkswirtschaftliches Vermögen bei ihm richtig plaziert ist, das Vertrauen in die Währung leidet also nicht, wie wenn das Geld mit dem Hubschauber abgeworfen würde.
Richtig. Was aber wiederum die Kreditentstehung aus als an"Kreditunwürdige" (Notlage) vergeben ausschließt und die"Privattheorie" des Kredits als Zinsursache verunmöglicht.
>- Die"kreditwürdigen" Wirtschaftssubjekte, durch Geldschöpfungsakte vermehrt wie die Karnickel, zahlen logischerweise die Zeche (hohe Steuern und hohe Zinsen). Banken und Staat füllen sich letztlich gegenseitig die Taschen (mir die Steuern - dir die Zinsen). Haben die Karnickel sich so vermehrt, daß sie von ihrer eigenen Kundschaft (Kunden und Aktionäre) nicht mehr finanziert werden können, bricht eine Seuche aus (Wirtschaftskrise, Anpassungskrise).
Ebenfalls klar.
>- Auf der Verteilerebene der middlemen entstehen natürlich hohe kaufmännische Anforderungen. Es ist klar, dass Darlehensgeschäfte über kurz oder lang bei denjenigen landen, die dem princeps für das Geldschöpfungsrecht etwas abgeben können und sich mit Kreditwürdigkeits- und Sicherheitenfragen auskennen (m.a.W. den Banken).
Dito.
>- Die höchste Form der Abgaben- und Kreditkunst besteht darin, juristische Personen, die Geldschöpfung betreiben, einfach zu erfinden (über Garantiestellungen).
Sehr guter Hinweis! Die"juristische Person" überhaupt ist überall aus Staatsakt heraus entstanden ("chartered" - Charta = Privileg, persönliche Haftung beschränken zu dürfen; identisch: Entstehung der Aktiengesellschaften: zuerst überall nur per Staatsdekret, jedesmal eine"Kabinetts-"Order" - Befehl! - des Königs).
>Hierzu gibt es einen öffentlichen Bereich (s. z.B. die US-Kreditagenturen und die zahlreichen internationalen Kreditvergabe-Anstalten) und einen privaten Bereich (s. die sog Enronitis-Krise: Private multiplizieren sich selbst, Enrons tausende Tochtergesellschaften und Derivatgeschäfte).
Jawohl.
>Private Darlehensgeschäfte, die es immer mit und auch ohne Zinsen geben wird, können sich gegenüber dem staatlich-bankmäßigen Kreditgeschäft immer nur in einer Nische abspielen und sind volkswirtschaftlich absolut uninteressant.
Ja, und verheißt für"historisch" geführte Beweise einer zeitlichen Priorität des Privaten vor dem Zwang nichts Gutes.
Mit nochmaligem Dank (wie wäre ich sonst so leicht auf das"Marktplatz"-Phänomen gestoßen) und bestem Gruß!
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