>Hypothesen/Anmerkungen zu dottores Zinsentstehung
>Im Beitrag III Macht, Zins, Inflation von dottore Klick hier wird ein A-B-C Beispiel zur Abgabenmechanik in der Tauschwirtschaft erlĂ€utert. Dieses Beispiel fĂŒhrt dazu, dass dieses"Abgabengut" B im VerhĂ€ltnis zu dem"Nicht-Abgabengut" A im Wert sinkt. Dottore nennt dies"Inflation". Aus meiner Sicht ist das keine Inflation. Inflation kann es (in einer Tauschwirtschaft) nur im Zusammenhang mit einer exogenen Vermehrung des als"Zahlungsmittels" anerkannten Tauschmittels geben. Aber das ist nicht mein Anliegen.
Sorry, Popeye,
von mir nicht verstĂ€ndlich genug ausgedrĂŒckt. Es wird nicht alles gegen alles getauscht. Markt und Tausch erst spĂ€ter, nach den Abgaben. Auch nachvollziehbar, da nicht heute: Kein Markt und Morgen erster Markttag ĂŒberhaupt und Tausende strömen mit Tausenden GĂŒtern dort zusammen. Jeder Tausch kann immer nur mit zwei GĂŒtern gestartet sein.
Was wir im Beispiel haben sind nur GĂŒter A und B. Beide werden in gleicher Menge (Gewicht gegen Gewicht) abgefordert.
Was wir bei A/B haben ist ein Markt mit zwei Marktteilnehmern (Macht / Machthelfer) und zwei GĂŒtern, welche als zu verhandelnder Gegenstand in Frage kommen. Menge des einen Gutes jeweils nur in Menge des anderen ausdrĂŒckbar.
Beide GĂŒter verĂ€ndern ĂŒber ihre MengenverĂ€nderung die dafĂŒr zu erhaltende Menge des anderen Gutes. Die nachgefragte Menge ist aber preisunelastisch, da Zwang (Preis = GĂŒtermenge jeweils von A oder B). Beide GĂŒter stehen als Abgabe zur VerfĂŒgung.
Möglichkeit Eins: Menge A wird exogen vermehrt, dann sinkt der Wert der Abgabe A (hier als Abgabentitel, da Titel = Forderung, eben Abgabe) gegenĂŒber B. Titel ĂŒber B erhĂ€lt eine Aufgeld gegenĂŒber Titel A und umgekehrt.
Diese Differenz ist - bezogen auf beide GĂŒter - ein Zins, da die Forderung als Forderung bereits ein Titel ist, wenn auch noch nicht fĂ€llig.
Inhaber des Aufgeld-Titels erhÀlt eben mehr mit Hilfe seines Titels vom Abgeld-Titel und kann die Abgabe unterlaufen, denn er liefert im Abgeld-Titel ab, den er sich mit dem Aufgeld-Titel beschafft hat.
Möglichkeit Zwo: Abgabe wird erhöht, aber nur die in A. Dann erhÀlt A-Titel wiederum Aufgeld gegen B-Titel vice versa B Abgeld - ebenfalls Zins wie oben.
Zins jeweils ausgedrĂŒckt in Mehr von einem der beiden GĂŒter.
Sehr gutes Insistieren ĂŒbrigens. Denn es erklĂ€rt ganz genau das leidige Gold / Silber-Problem ("DoppelwĂ€hrung"), das sich als in praxi unlösbar herausgestellt hat.
Auf Kroisos, der daran schon scheiterte, war ich bereits frĂŒher ausfĂŒhrlich eingegangen. Er musste eine feste Gold-Silber-ParitĂ€t einfĂŒhren (Statere jeweils absolut gewichtsgleich) weil er nicht wusste, ob er sich Truppen aus Griechenland kaufen sollte (Silber) oder aus Persien (Gold), obendrein nicht, wen er (zuerst) angreifen sollte. Das Orakel in Delphi gab ihm dann auch die krumme Auskunft, die wir kennen.
Er musste aber das Machtbeschaffungsmetall bereit halten. Dann griff er Persien an. Silber logisch Aufgeld (Zins) gegenĂŒber Gold. Also musste er die Goldstatere schwerer machen (8 auf 10 Gramm).
Ich hatte das bisher falsch interpretiert. Entschuldigung! Ich dachte, er hĂ€tte das Gold abgewertet (ĂŒbliche MĂŒnzverschlechterung wg."Schulden" usw.). TatsĂ€chlich war es umgekehrt. Ich hĂ€tte darauf kommen mĂŒssen, da seine schweren Statere erheblich seltener sind. Logisch, denn nach Kriegsbeginn ging er auch sehr schnell unter (= weniger PrĂ€gungen bzw. UmprĂ€gungen).
>Das Beispiel von dottore macht vielmehr deutlich dass, - und dies sollten die urzeitlichen Herrscher/Priester ziemlich schnell bemerkt haben - es sehr unvorteilhaft sein kann, ein einzelnes Tauschgut als Abgabengut zu selektieren.
Da liegt der Herrschafts-Hund begraben, in der Tat. Da wir von mehr als einer Abgabe zu Beginn von Zwangsherrschaft ausgehen mĂŒssen (der Abgeber könnte sich sonst mit dem Hinweis aus der AffĂ€re ziehen:"Hab' so was gar nicht, noch nie gesehen..." usw.), gehts jetzt um die Optimierung: Was haben möglichst alle, bzw. was können sich möglichst alle beschaffen?
Da spielen Lagerung, Transport, Dichte, Gewicht, Haltbarkeit usw. eine Rolle. Weil Edelmetall dieses Problem am besten meistert, lĂ€uft es darauf hinaus. Ideales Abgabenmittel und ĂŒber Tausch (zeitlich spĂ€ter und erst durch Abgabenzwang als"eintauschmöglich" erklĂ€rbar, ĂŒber immer weitere Distanzen weg von der zentralen Inkassostelle der Macht, i.e. Palast, Tempel).
Dummerweise gab's halt Gold und Silber"nahe" beieinander. Dazu siehe eben.
HĂ€tten wir nur ein einziges Abgabengut (Gold), dann wĂ€re das ĂŒberhaupt kein Problem, wie Du vermutest. Entwertet es sich wg. Mengen-Effekt (mehr Gold, weniger andere Waren), wird die Abgabenmenge (Gold) einfach erhöht (Macht ist ein komplett mengenelastischer Nachfrager).
Weil aber auch Silber existiert (kaum weniger ideales Abgabengut bezogen auf sonstige GĂŒter), ist der Gold/Silber-Kampf unausweichlich. Sieger jene Macht, die ihr Abgabengut am schnellsten"ersetzen" kann, das wĂ€hrend des Kampfes bei den Machterhaltern liegt (Sold, der obendrein gehortet wird). Athen hatte seine Bergewerke vor der TĂŒr (Laurion) = Aufstieg zur GroĂmacht. Sparte siegte, als es die Zufuhr abschneiden konnte. Athen musste dann ins Gold"im Ort" wechseln (Einschmelzen der Athena-Statue des Phidias!), bisschen PrĂ€gung noch und hatte fertig.
Noch und noch Ă€hnliche Beispiele (Rom / Karthago: Kampf um Spanien, doch nicht etwas"Kampf um Rom", darauf fielen nur die doofen Goten rein). Es geht immer um den ultimativen Tresor. Als erstes plĂŒnderten Saddams Truppen die Zentralbank von Kuwait. Das Ă-l kam als angenehmer Begleitumstand dazu. England / Spanien: Es ging ums sĂŒdamerikanische Metall, nicht um"Land".
>Dies nicht nur wegen der von dottore geschilderten relativen Preisverschiebungen sondern auch wegen potentieller MiĂ- und Rekordernten, Lagerproblemen etc., die wiederum die Machterhaltung gefĂ€hrden konnten.
Richtig. Ernteabforderung höchst delikates Machtmittel (siehe Joseph von Ăgypten und sein Phararo). Lagerprobleme waren in der Antike gelöst (Mega-TonkrĂŒge in die Erde eingelassen, Luftdichtkammern usw.) Ansonsten: Das abfordern, dessen Menge (als Abgabenschuld) am schnellsten verĂ€ndert und kontrolliert werden konnte. Mit Edelmetall hat die Macht das Beste an Abgabengut ĂŒberhaupt: Sofort heraufzusetzen (Sondersteuer) und wenn nicht"lieferbar" entsteht unweigerlich Aufgeld, womit vor allem:
Der bereits aufgehĂ€ufte Schatz im Nostro der Macht automatisch wertvoller wird, sich also völlig klar verzinst (gemessen in bzw. verglichen mit allen ĂŒbrigen GĂŒtern)!
Mit diesem"System" wird Macht perfektioniert! Risiko A: Das Gold/Silber-Problem, Risko B: Umsturz - die Unteranen kommen selbst ĂŒber die entstandenen"MĂ€rkte" (auch unter Kontrolle der Macht) nicht ans Abgabengut (Tempelschatz wird auch nicht mehr"verliehen") und greifen zu den Waffen.
>Das Bestreben der Herrscher/Priesterkaste muĂte es vielmehr sein, sich von diesen UnwĂ€gbarkeiten der TauschverhĂ€ltnisse unabhĂ€ngig zu machen, denn fĂŒr den archaischen Machterhalt sind Versprechen (ich zahle den Rest nĂ€chstes Jahr) sicherlich ein tĂŒckischer Boden gewesen.
Dazu das bereits AusgefĂŒhrte. Macht muss die von ihr definierte LiquiditĂ€t (= AbgabenliquiditĂ€t) ohne Wenn und Aber vollstrecken. Sonst muss sie sich gar selbst verschulden und wohin das fĂŒhrt: Siehe heute!
Plus massenhaft Beispiele aus der Geschichte, z.B. Unterschied im Goldbestand der Reichsbank in WK I und II.
>Was also lag nĂ€her, als diese Probleme zu umgehen. Vielleicht zunĂ€chst durch eine Abgabenstrukture mit festgelegten Relationen: 1 Ochse = 5 Ziegen= 5 Zentner Weizen= 1 Jahr Frondienst etc. Aber frĂŒher oder spĂ€ter wurden in diese Abgabenstruktur Edelmetalle einbezogen. Und der Vorteil der Metalle wurde offenbar: Transportabel, unverwĂŒstlich, Ernte- unabhĂ€ngig.
Genau so. Die Relationen wurden nur nicht ex ante festgelegt, sondern zunĂ€chst nur die jeweiligen Mengen. Erst daraus entwickelten sich Mengenrelationen und damit Preise ĂŒberhaupt.
>M.a.W. die EinfĂŒhrung eines edelmetallischen Abgabegutes, das damit - zunĂ€chst vielleicht unbeabsichtigt - zu einem allgemeinen Denominator und Tauschgut wurde, löste fĂŒr die archaischen Herrschaftsstrukturen einige drĂ€ngende Probleme. Von dort an war es nur noch ein kleiner Schritt zur Leihe dieses Tauschgutes und schlieĂlich zu Darlehen und Zinsen.
Ja. Die Abgabe löst nicht nur archaische Probleme, sondern durchaus auch aktuelle. Jedenfalls schafft sie MĂ€rkte, Preise, Aufgeld, Abgeld, Renditen, Zinsen, Darlehen usw. - und zum Schluss jenes"System", was wir heute"Marktwirtschaft" (Kapitalismus) nennen. Das hat die Zugriffsmöglichkeit maximiert, geht aber nieder, da die Macht, wiewohl immer UR-GlĂ€ubiger auch zum Schuldner mutieren konnte, der die (vorĂŒbergehend!) entstandenen privaten Schuldner in den Ruin treibt.
Steigt der Vorabbezug der Abgaben (Staatsschulden) schneller als das BIP, aus dem die Abgaben letztlich nur geleistet werden können, kommt es unweigerlich zum Gesamtbankrott.
Au diesem Weg seit langem, sind wir bald am Ziel. Wie bald auch immer.
GruĂ!
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