Während die argentinische Volkswirtschaft im Chaos versinkt, schließen sich immer mehr Menschen den Tauschklubs an. Landesweit haben sich heute zweieinhalb Millionen Mitglieder eingeschrieben, mehr als ein Viertel der Bevölkerung. Sie benutzen eine eigene Währung, ohne Garantie der Zentralbank. Ein Mitglied muss"prosumieren", also etwas produzieren, um zu konsumieren. Die Tauschklubs sind nicht nur eine Überlebensstrategie für die Armen. Industriebetriebe lassen dort Waren vermarkten, die sie in"normalen" Geschäften nicht verkaufen können.
Anfangs fürchteten die Politiker die Organisation der Armen, die ohne Geld und staatliche Aufsicht neue produktive Wege gehen und dabei recht erfolgreich sind.
Erbringen sie nicht täglich den Beweis, dass das kapitalistische System keineswegs Wohlstand für alle bringt, sondern Millionen in die Armut drängt? Und wird nicht in den Tauschklubs der Ruf nach einer neuen gerechteren Wirtschaftsordnung laut?
Inzwischen loben sowohl die argentinische Regierung wie internationale Finanzorganisationen die erfinderische Initiative der Mittellosen, die sich selbst über die Runden bringen. Sie ersparen teure Sozialprogramme und fallen nicht länger dem Staatshaushalt zur Last.
Deutschlandfunk
23.7.2002 • 19:15
<ul> ~ Quelle: Deutschlandfunk</ul>
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