Alledings bei der Gelegenheit (kommunistenpack kam von Toby glaube ich)
Hallo!
Nach meinen Erfahrungen ist es nur eine Frage der Zeit, bis irgendwer aus irgendeiner Ecke als ein Erster auftaucht, der Euch Kommunistenhassern die Leviten lesen wird: Daß das alles, was Ihr über den Kommunismus schreibt, blasser Kohl ist und daß Ihr das nur lang genug selber hättet erleben müssen, um zu kapieren, wie prima das alles war.
Es war sehr vieles nicht OK in Kommunismus - doch bei genauerer Betrachtung unterschied sich der Kommunismus kaum vom Machtbestreben des Westens.
Ich hatte die Gelegenheit gehabt mit einigen Russen selbst (aus Kasachstan)
zu arbeiten. Sie haben leider in Hinblick auf Kapitalismus total falsche
Sichtweise - das muß man festhalten - sie verurteilen die gesellschaftliche Spaltung auf Arbeiter/Arbeitslose - behaupten aber - so wörtlich"....
bei uns mußten wir genauso viel leisten wie hier, aber wir haben für diese Leistung wirtschaftlich gesehen, mehr Geld erhalten. (Anm.: Kaufkraftvergleich)...".
Aus meiner Sicht kann ich dies natürlich bestätigen - unserer Betrieb in Polen war genauso organisiert - Lohn + Leistungszulage + Beteilligung am Gewinn
nach Steuern, wobei gewisse Ansprüche meines Vaters erfüllt werden mußten.
Pünktlichkeit, Erscheinungsbild und vor allem Höflichkeit war gefragt.
Zahlung war etwa 30% mehr als der Durchschnittlohn plus eventuelle Akkordarbeitzulage. Weiterhin: wir haben keine Krankheitstage bezahlt - es sollte per Mehrarbeit irgendwann ausgeglichen werden.
Gegenüber anderen sozialistischen Betrieben - wir waren gewinnorientiert -
waren unsere Leute ganz anders drauf, das muß man sagen. Aber sie haben auch verstanden welche Abgaben die Firma zu leisten hat. Ich denke - daß gerade bei uns es das größte Manko sei, daß Arbeitern keine Bildung in Hinblick auf Selbständigkeitsrisiken- Abgaben etc. haben. Wir waren aber dort nicht die erfolgreichsten - erfolgreiche Händler und Verteter gleicher Branche haben gerne auf unsere Kapazitäten zurückgegriffen.
Ich spreche jetzt nur von Sozialismus. Es gab Wege und Mittel um dort zu wirtschaften.
Und überhaupt! Was Ihr da über Kuba erzählt... Kuba ist ja überhaupt das Nonplusultra der Freiheit und des Wohlbefindens der Menschen. Alles andere sei nur üble Propaganda...
Nun, wie es auf Cuba zuging da brauchen wir uns nichts vorzumachen - der Staat war strategisch sehr wichtig für beide Systeme - und dementsprechend gab es von beiden Seiten Druck, ferner mußte Castro den Laden leider so unsittig führen - wenn er Autonomie des Staates bewahren wollte. Denke ich zumindest -
ich kann wirklich nicht für alles sprechen.
Und bald darauf kommt dann ein Zweiter (intellektuell und mit strammen Bügelfalten!), der zwar nie ein kommunistisches Land gesehen hat und auch zugibt, daß der real existierende Kommunismus vielleicht nicht so toll war. Aber das sei ja auch gar nicht der richtige Kommunismus gewesen. Der richtige, der sozusagen chemisch reine Kommunismus, der sei vielmehr richtig lieb;
Ich kann das stellenweise so nicht unterschreiben: Viele wünschten sich diesen Kommunismus weil er Vieles erleichtert hat. Der Staat kümmerte sich um die Kinder (interessant: Goulivers Reisen Vergleich - der Staat der Liliputaner
war der Ansicht die Menschen kennen keine Kinder erziehen! Wie wahr, wenn man
mitkriegt wie Kinder erzogen werden zuweilen!) Der Staat sorgte für Milch und Butter - und gerade für Russen war das sicherlich ein ganz anderes Gefühl.
Als Gegenleistung war eben Schnauze halten und sich dem Staat nicht querstellen - aber das gilt bei uns genauso. Wer sich daran orientiert hat -
hatte keine Probleme. Da ist man - nehme ich an in gewisser Weise geneigt Kommunist zu sein.
Trockener Vergleich: Es wird behauptet der Sozialismus hat Menschen zu Alkoholiker erzogen. Im Gegenteil: die freie Zeit hat die lebensweise verändert. Spaßgesellschaft war gefragt.
von Haus aus gerecht, viel produktiver als die scheußliche Wettbewerbsgesellschaft im bösen Kapitalismus,
Produktiver war Kommunismus gar nicht - wie denn auch? Ich denke die Anfänge von Kommunismus hat eine ganz andere Generation gemacht - Maschinen zum Beispiel in der Fabrik waren so lange es mechanische Steuerung und Automatisation angeht zu Anfang recht effizient.
Das Problem: sie wurden nicht so oft erneuert wie im Westen so konnte weder höhere Nachfrage ausgeglichen werden, noch die Stückzahl.
Wenn man es jenseits der Konjunkturellen Zyklen betrachtet - hatten die Russen keine Produktionsspitzen. Ich denke sie haben Maschinen soweit ausgelastet, wie es möglich war, und das war es dann auch.
Daß keine neuen Maschinen angeschafft wurden ist aber die Schuld des Systems: sondern schlicht und einfach die Firmen haben das Geld dafür nicht gekriegt.
Rußland forschte und Rußland hat sehr moderne Waffen entwickelt. Rüstung hat Geld gekostet, keine Frage.
Im Vergleich dazu: es waren die drei Abgabensäulen die Rußland fertig machten:
Rüstung, Kultur, Lehre alles deutlicht überdimensioniert. Nun - ich möchte nur soviel sagen: ich habe bei vielen Menschen nicht gerade Faulheit gesehen, sie wollten leisten und haben das auch.
Es muß einen anderen Grund haben, warum der Kommunismus zu Grunde ging.
Es wir gerne in Forum pauschalisiert wie: die Zentrale hat gesagt es gibt Bedarf auf schuhe Größe 40 und deswegen hat Rußland, Polen und wie auch immer Schuhe in dieser Größe in roter Farbe fabriziert. Für die ganze Welt. Kann ich nicht bestätigen.
Unterm Strich:
Sozialabgaben in unserer Größenordnung gab es in Osten nicht - ergibt weniger Staatsbelastung. Die Waren - die Summe aller Erlöse wurde durch alle geteilt,
so kam es so nicht zum Vorschein, daß einer da mal schlechten Tag hatte, und nichts leistete. Genau dieser Punkt wird aber immer wieder von zum Beispiel
polnischen und sehr eigenwillig denkenden Spätaussiedlern sehr oft wiederholt. Worauf ich jedoch keinen Wert legen würde - die Jungs hatten weder Kenntnisse noch Ahnung was solche Dinge angeht - Deutschland bekam von dort entweder
- so leid es mir tut sagen zu müssen - entweder den letzten Abschaum, oder höchste Intelligenz. Wenn ich Jemandem gekränkt haben sollte, der so redet -
so Leid es mir tut: der hat keine Ahnung und wollte bloß aus eigener verbohrter Seele eigenen Fehler entschuldigen. Es ist ein psychologisches Aspekt.
Aussiedler sind nicht die geeignete Persönlichkeiten um sich eine Meinung zu bilden. Interessant sind wirklich Meinungen der Personen, die schon immer daran interessiert waren, die sozialistische Kariereleiter zu besteigen. Damit meine ich Führung eines Betriebes.
weil sozialer u.s.w. u.s.f.
Das ist doch der Knackpunkt: Könnte das soziale System eben doch, ohne Feinde, ohne Leistungsdruck (Erfindungen zum Beispiel), ohne Belastungen für
Nichtstuer und mit weniger Staat länger überleben, bzw. auf Dauer bessere Ergebnisse bringen? Ich komme zu dem Entschluß, daß man dies eventuell durchaus annehmen könnte, und auf dieser Grundlage positive Aspekte herauszufischen.
In einem unterscheiden wir uns aber: ich habe nichts gegen sozialen Staat, solange sozial Arbeit verteilt wird, Anreize geschaffen werden um mehr zu leisten und unternehmerische Tätigkeit auch mit ins System eingebunden wird.
Es war nicht zu übersehen, daß die unternehmerische Geister es sahen, und privat von zu Hause aus, eben Dienste wie Kleider nähen, Marmelade machen,
echter Honig aus echten Bienen (hat der Großvater meiner Frau betrieben),
etc - daß es Bedarf an Eigeninitiative gab.
Und wenn man mich heute fragt: würde ich so sagen. Der Verstaatlichung von Großunternehmen stehe ich nicht gerade skeptisch gegenüber. Diese Kartelle haben für meinen Geschmack einfach viel zu viel Macht und ihre Entscheidungen müßten zum Schutz des Kleinunternehmertums strengstens und kompetent kontrolliert werden. Wir brauchen nicht 1000 Aldis in Deutschland auf gleicher Straße wo eben 1000 Lidl stehen - die Ketten sollten verschwinden, ode sogar nicht erst entstehen. Als Beispiel. Kleinunternehmer und mittelgroße Unternehmen müssen gefördert werden, aber es ist ein Tod einer gesamten mittelständischer Sparte, wenn VW zum Beispiel beschließen würde von mir aus
Gartentöpfe zu bauen.
Dieser Entschluß reift deswegen in mir - weil mir klar ist, daß gerade diese Unternehmen kleine Zulieferer wirklich in die Mangel genommen haben.
Ich kenn' sie alle diese Sprüche....
Ich will nochmal betonen - wenn ein Staat als eine AG verstanden sein will,
dann war auch der Kommunismus auch eine, doch leider wurden Sparten bevorzugt, die zu allgemeiner Abwehr dienten - und da ist er anfällig gewesen - permanente Kriegsbedrohung - Konkurrenz auf der Weltmärkten - ließen den Kommunismus wirklich asozial werden, wo er auf Bedürfnisse ohnehin nicht reagieren konnte, da Finanzen anders kanalisiert wurden, wo man anschließend wieder Bilanzfälschungen etc machen mußte um den schein zu bewahren.
Das wird daher auch interessant, wenn alle Staaten unter einer Flagge vereint sind - dann ist der Kommunismus ohnehin wieder Realität in gewissen Sinne.
Ob es dann funktionieren wird? Was denkst Du?
P.S. Der Kommunismus ist m.W. die einzige Gesellschaftsverfassung seit Anbeginn der Geschichte, die es fertigbrachte, daß sich die betroffenen Völker nicht mehr selber ernähren konnten. Sehe bitte doch mal wieder mal nach oben. Die Gründe habe ich Dir doch gerade genannt. Militärforschung ist das kostspieligste überhaupt als beispiel.
Früher hat es mal ein oder zwei Mißernten und sog."Hungerjahre" gegeben. Aber dann ging's wieder für lange Zeit normal weiter.
Nun ich wiederhole mich hierbei ungern. Der polnische Sozialismus aber auch Kommunismus selbst in Rußland hat Agrarüberschüsse produziert, für die es keinen Bedarf gab. Womöglich landete deswegen soviel Weizen in Alkoholraffinerien.
Weiter - im Jahre 1978 wurde Überproduktion an Weizen, in Ukraine erst gar nicht aufgesammelt, sondern am Feld verbrannt. Man gab den Ackerland das zurück, was er hergab. Bei uns erntet man es und dann landet es auf der Müllhalde scheinbar - Butterberge, Käseberge, Weizenberge etc.
Kommunistische Länder hingegen wären ohne regelmäßige Nahrungsmittelimporte aus kapitalistischen Ländern überhaupt niemals lebensfähig gewesen.
Kann ich so nicht bestätigen - es kann sein, daß tatsächlich zu knapp kalkuliert worden ist aber ansonsten gab es zum Fttern mehr als genug.
Schon die ersten Schritte der Sowjets Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts führten zu einer verheerenden Hungerkatastrophe.
Nun das kaufe ich Dir ab. Ob das an der Mißwirtschaft liegt - halte ich für möglich - aber da müßte ich erst selbst nachhhaken, ich kann mir gut vorstellen, daß zu damaliger Zeit, wo den Sozialisten die Erntetechnik fehlte,
es klar zu Engpässen kam.
In einzelnen Gouvernements der Sowjetunion gab es überhaupt keine Nahrungsmittel mehr. Millionen von Menschen verhungerten; - buchstäblich! Fjodor Stepun, der Münchner Universitätslehrer, der diese Zeit einst selbst durchlitten hatte, erinnert sich in seinem 1961 erschienenen Buch mit den Worten:"Es fehlte in Moskau an allem. Die Menschen verhungerten zu Tausenden, starben an Typhus und 'spanischer Grippe'.
Man muß alle Aspekte miteinkalkulieren, auch die uns unbekannten Fakten.
1.Weltkrieg, sicherlich noch Unruhen zwischen Bolschewisten und ihren enteigeneten Gegnern, es gibt jede Menge Erklärungen. Genauso könnte man doch meinen, die Russen verhungern jetzt, weil der Kapitalismus nicht funktioniert.
Es ist so pauschal gesagt kein Argument. Rußland war nach dem Umsturz das tiefste Mittelalter und womöglich die Bolschewisten gerade im Sommer und Erntezeit auf der Jagd nach Aristokratie.
Die um die Särge anstehenden Schlangen waren ebenso lang wie die auf Brot wartenden. Nur etwas gab es in hinreichender Menge - Leichen in der Anatomie".
Ich wiederhole nochmal: das ist kein stichhaltiger Argument, Du kannst eben einem Immerbauer nicht die Verwaltung über 3000 ha Land geben und hoffen das er seinen Job richtig macht. Viel interessanter ist dagegen, die Tatsache, daß anschließend nach dem zweiten Weltkrieg oder vier Jahre später es keinen Hungernot in Rußland gab.
Er war langsam der Kommunismus - und Kriege und Abwehrnotwendigkeit haben
die knappen Ressourcen immer noch knapper gemacht. Rußland und Russen hatten bis zu Oktoberrevolution überhaupt nichts zu sagen und dann alles.
Gruß.
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