-->>ich sicherheitshalber alle Bemerkungen bezüglich"Entstehung des Geldes" aus meinem Manuskript zu meinem erwähnten Vortrag am 3. Oktober gestrichen. Sicher ist sicher....:-))))
>
>Lieber dottore
>Sie sehen also, daß bei mir noch nicht alle Hoffnung verloren ist!...
>Allerdings, was Ihre Frage betrifft:
>Wenn Gerloff Recht hat (und ich hatte ja schon in meinem Posting an R.Deutsch den Bezug zu Gerloff hergestellt), wenn also Gerloff Recht hat und das"Geld" schon lange vor dem Wirtschaften in die Welt trat (Ferdinando Galiani war ja, wie Sie sich vielleicht erinnern werden, exakt derselben Meinung!), dann stellt die Beantwortung Ihrer beiden Fragen nicht wirklich ein Problem dar.
>Wenn Sie also nur ein paar Millimeter von Ihrem Ausschließlichkeits-Standpunkt (der alle, die Ihnen nicht recht folgen wollen, von F. Galiani über Gerloff bis zu mir, als Deppen abstempelt) abrücken würden, dann könnten wir uns prima verstehen!
>Ich will mal, um meinen Standpunkt nochmals zu erläutern, aus dem Buch von Gerloff (S. 17ff) zitieren: Es gebe, sagt Gerloff, »...bis heute keine befriedigende Theorie...« für die Geldentstehung. »Das gilt auch von der historischen Untersuchung Bernhard Laums über den sakralen Ursprung des Geldes. So verdienstlich seine Forschungen sind, so geben sie doch nur einen kleinen, allerdings wichtigen Ausschnitt aus der Entstehungsgeschichte des Geldes.« Und bevor Sie, verehrter dottore, jetzt rufen:"Hurra, die 'Macht' des Sakralen'!", möchte ich Sie auf die Forschungen von Julian Jaynes (The Origin of Consciousness in the Breakdown of the Bicameral Mind, 1976) hinweisen, die deutlich zeigen, daß 'Glauben' und 'Sakrales' zunächst einmal mit 'Macht' und 'Herrschaft' nicht das geringste zu tun haben. Und Gerloff setzt fort: »Sie [d.h. die Forschungen Bernhard Laums] zeigen den Beitrag, den der Kult und zwar der Kultus des homerischen Griechenland, zur Entstehung normierter Entgeltsmittel geleistet hat....« Daneben aber gibt es, wie Gerloff wenige Zeilen weiter schreibt, auch noch eine ganze Reihe anderer Entstehungsgründe des Geldes, nämlich solche, die im weitesten Sinn tatsächlich mit"Macht" zu tun haben: »... Geschenk, Gabe, Buße, Opfer...«, andererseits aber auch solche, die rein im privaten Bereich zu suchen sind, nämlich: »...Bewirtung und Verteilung...«. Also Entstehung des Geldes sowohl aus der"Macht" im weitesten Wortsinn, wie auch aus rein privaten Bedürfnissen. Und das hab' ich ja von Anfang an gesagt.
>Zwei Seiten weiter, auf S. 20, sagt Gerloff: »Die Wurzel und die ursprüngliche Kraft des ewigen Gesetzes der sozialen Entwicklung ist die Entwicklung der menschlichen Bedürfnisse. Diese aber unterliegt dem unaufhörlichen Ansporn durch den Auszeichnungstrieb und den sozialen Ehrgeiz... Rivalitätstrieb, die Begierde, es den anderen gleichtun zu wollen oder sie zu überflügeln. Sie finden ihre naive Äußerungsform im Erwerb von Besitz und dessen Vermehrung, in kostspieliger Lebensführung, in Prunk und Verschwendung. Das Ziel ist die Hervorhebung der eigenen Person... [Dazu dienen] die Hortung gewisser Güter und unter Umständen auch ihre gelegentliche verschwenderische Verausgabung.« Es scheint fast, als habe Gerloff hier von Galiani, S. 114ff,"Das Bedürfnis der Menschen nach Prunk", abgeschrieben! (Ich wußte schon, was ich tat, als ich Galiani dem deutschsprachigen Leser zugänglich machte.) Und beide, Galiani wie Gerloff gelangen auch zum selben Schluß: »In der Widmung dieser Güter zu solchen Zwecken ist der Ursprung des Geldes zu suchen», sagt Gerloff. Galiani drückte sich pointierter aus (Übers. S. 133): »...daß man die Edelmetalle für die Herstellung von Geld gebraucht, weil sie wertvoll sind, und nicht, daß sie wertvoll sind, weil man sie als Geld gebraucht...«
>Und daraus könnte man fast schließen, daß die"Macht" sozusagen eine Folge des Geldes ist, nicht umgekehrt. Aber so weit würde ich gar nicht gehen. Die Wahrheit liegt sicherlich irgendwo in der Mitte.
>Wenn jedenfalls - um auf Ihre beiden Fragen zurückzukommen, - Gerloff und Galiani übereinstimmend meinen, daß das Geld (zumindest aber Quasi-Geld in Form von Edelmetallen) geschaffen und vorhanden war, bevor die Menschen zu tauschen anfingen, dann ist die Beantwortung Ihrer beiden Fragen überhaupt kein Problem:
>Der Böhm-Bawerk'sche Kapitalzins wurde dann zum einen bezahlt, indem die Menschen der Einfachheit halber auf das bereits vorher vorhandene und verfügbare"Geld" als Universal-Tauschmittel zurückgriffen.
>Und das wachsende Angebot hat sich (nach dem Say'schen Gesetz) in der Tat seine Nachfrage geschaffen, wobei - der Einfachheit halber - das bereits vorher vorhandene und verfügbare"Geld" als Universal-Tauschmittel benützt wurde.
>
>Indem ich Ihnen nochmals versichere, das Kriegsbeil begraben zu haben, und der Hoffnung Ausdruck verleihe, daß der Ton unserer Kontroversen so zivilisiert bleibt (wäre doch schade, wenn ausgerechnet wir beide uns bekriegen würden; oder?), bin ich
>wie immer respektvollst, Ihr
>G.
>
>>Lieber Galiani,
>>dass Sie Ihre Zeit nicht verschwenden wollen, kann ich gut verstehen.
>>Vielleicht finden Sie dennoch einige Augeblicke der Muße, um auf zwei andere Probleme einzugehen:
>>1. Wie wird der Böhm-Bawerk'sche Kapitalzins zu einem pagatorischen Zins, also ein"Ertrag" zu etwas, das auch ausgezahlt werden kann?
>>2. Wie erklärt das Say'sche Theorem (Angebot schafft die Nachfrage nach diesem selbst) die pagatorische Realisierung von in Angebotspreisen kalkuliertem Gewinn, der nicht als Nachfrage nach den angebotenen Gütern zur Verfügung stehen kann?
>>Herzlichen Dank und Gruß!
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