-->Hi Popeye,
die Probleme sind - leider - immer wieder die gleichen:
Zu Punkt 1. Wir haben eine Arbeitsteilung, die aber nicht etwa einen Produktionsteilung ist, also, der eine macht das, der andere jenes, sondern es wird entweder für die Arbeit eines anderen bezahlt oder für die Ergebnisse seiner Arbeit. Aber womit, wenn wir nicht beim immer zeitgleichen Tausch stehen bleiben wollen?
Also mit Kredit. Auf was lautet dann der Kredit? Auf die Lieferung/Leistung später? Dann zieht der eine mit dem Zeugs des anderen davon. Der andere hat einen Zettel, den er"später" präsentieren kann, um das vereinbarte Gegengut zu kriegen. Womit ist dieser Zettel besichert? Wie wird er vollstreckt?
In der Besicherungsfrage sind wir wieder beim Eigentum, immobil, weil sonst nicht fassbar. Das führt dann zur Aporie von HS, die nicht erklären können, auf was das"Geld", das der, einen Titel auf sein Eigentum schreibende Eigentümer,"schafft" denn nun lautet.
A hat eine Kuh, B hat ein Fass Olivenöl. Das wollen beide tauschen. B kann aber noch nicht liefern. Also liefert er statt dem Ã-l zunächst einen Zettel, auf dem steht: Gut für 1 Ar. Gleichzeitig muss der dem A aber auch einen Zettel geben, auf dem steht: Liefere 1 Fass Ã-l.
Damit haben wir eine vorübergehende Parität zwischen 1 Faß Ã-l und 1 Ar. Aber diese Parität kann sich jederzeit verändern.
A hat jetzt zwei Zettel und B kann es sich heraussuchen, ob er den Zettel"Ã-l" bedient oder ob er sich in den Zettel"Ar" vollstrecken lässt. Letzteres wird er tun, wenn das Ã-l, das er liefern müsste, wertvoller geworden ist als 1 Ar. Sagen wir, es sei doppelt so wertvoll geworden.
Er verliert dann zwar sein Ar, kann sich aber mit dem Ã-l, das er inzwischen produziert hat und das er ursprünglich dem A liefern sollte, sofort wieder Ackerland kaufen (per Tausch) und zwar gleich 2 Ar.
So kann es wohl kaum funktionieren, auch nicht, wenn da so was wie ein Zins eingebaut würde, der den A für seinen Verlust entschädigt. Denn der Zins müsste abenfalls auf etwas lauten, entweder auf Ã-l oder Ar. Lautet er auf Ã-l, hätten wir diese Lage:
Es gibt zwei Ã-lpreise, einen zur Kasse (gegen 1 Kuh minus x mal Kuh) und einen auf Termin (1 Fass Ã-l = 1 Kuh). Warum bedient sich A nicht sofort und risikolos mit Kuh minus x mal Kuh bei einem der ihm Ã-l dafür sofort liefert? Warum sollte er warten und das Preisrisiko für Ã-l selber tragen? Und das Risiko des kompletten Lieferausfalls plus der dann folgenden Bedienung am Ar, das sich ebenfalls als hoch darstellen dürfte (Ar ist überflutet o.ä.)?
Mir leuchtet das Phänomen des"verzögerten Tausches" in dieser Konfiguration nicht ein.
Wenn mit Kredit gearbeitet wird, muss es etwas geben, das den Gegenstand des Kredits selbst absichert. Dies scheint mir nur bei stabilen Preisverhältnissen möglich, die sich im"privaten" Bereich einfach nicht konstruieren lassen, selbst wenn man den Zinssatz als"Risikopuffer" zur Hilfe nähme.
Damit landen wir doch immer wieder bei bei etwas, das"gesetzt" bzw."verfügt" sein muss, also letztlich einem Festpreis zwischen mindestens zwei Waren bzw. einer Ware und einer Leistung, also einer chartalen Parität. Der Witz beim Chartalgeld ist nicht die Festlegung von irgendetwas als"Geld", sondern dass dieses Geld in einer Parität zu mindestens einem anderem stehen muss, was in Menge oder Umfang ebenfalls fixiert sein muss.
Dieses kann (es tut mir leid, mich zu wiederholen) nur die Abgabe sein, die in etwas entrichtet werden muss und die zugleich in Höhe, Menge, Umfang usw. festgelegt werden muss.
Der Abgaben-, alias Zwangsherr, tritt dabei in der bekannten doppelten Doppelrolle auf: Er fordert ab (Nachfrager der festgelegten Abgabe und zugleich Anbieter von Schutz oder Nichtsanktion) und er gibt das Abgeforderte weiter (Anbieter des Abgabengutes und zugleich Nachfrager von Waren oder Leistungen, die seine Funktion als Abforderer und damit Schützer usw. erhalten, wie Waffen oder Söldner).
Erst in diesem Zustand ist es möglich, von"Geld" zu sprechen, das dann seinerseits privat kreditiert wird, usw. Was wir bei den"Creditary Economics" also brauchen, ist etwas, das Kredit- bzw. Schuldcharakter hat und das am Anfang stehen muss, bevor die"economies" überhaupt starten können.
Die in Punkt 2 angesprochenen"trade credits" müssen sich auf irgendetwas beziehen, das sich auf etwas anderes bezieht und dies in einem festen Verhältnis, das sich nicht"irgendwie" und ständig neu, da ständig schwankend ergeben kann, sondern das festgelegt sein muss. Danach ist dann alles Weitere ziemlich klar.
Gruß!
PS: Die Texte sind sehr gut, vielen Dank. Einiges war ja schon bekannt, aber man kann es nicht oft genug studieren. Dem Problem wird freilich immer wieder ausgewichen:"All money is debt" - aber auf was lauten die ersten"debts", wenn nicht auf"money" - und sei dies eine x-beliebige Ware.
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