-->eine Sammlung von Einschätzungen des angeblich so 'kautzigen Deutschen', gefunden in der RP. Ist ganz aufschlussreich.
aws
ma
---------------------------------
Was sind die Deutschen? Wer sind sie? Wie sind sie? Dichter und Denker, Politiker und Analytiker haben sich an Beschreibungen versucht. Das Kaleidoskop der Sprüche ergibt ein widersprüchlich-erhellendes Bild.
Von GREGOR MAYNTZ
Schon in der Antike ließ sich ahnen, wozu die Nachnachfahren der Germanen fähig sein würden. Tacitus jedenfalls meinte:
Der Germane ist hartnäckig, auch im Schlechten. Er selbst nennt es Treue.
Doch bevor aus den germanischen Stämmen Deutsche mit föderalem Staatswesen werden konnten, verzweifelten viele an der feudalistischen Kleinstaaterei, wie Heine 1843:
Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.
Auch die später für imperialistischen Größenwahn missbrauchte Zeile aus der Nationalhymmne
Deutschland, Deutschland, über alles, über alles in der Welt
meinte ursprünglich 1841 bei Hoffmann von Fallersleben die Sehnsucht, dass sich die Deutschen endlich in einer gemeinsamen Ordnung zusammen finden mögen. Selbst das am meisten für die NS-Propaganda als Forderung gebrauchte Wort
am deutschen Wesen soll die Welt genesen
klang in der Originalfassung des Dichters Emanuel Geibel (1815-1884) nur als frommer Wunsch zur Vereinigung der deutschen Länder:"Und es mag am deutschen Wesen, einmal noch die Welt genesen." Weniger militaristische als vielmehr europäisch-solidarische Wurzeln hat der oft zitierte Befehl
Germans to the front!
Der britische Admiral Seymor sprach ihn am 22. Juni 1900 und beorderte damit vier deutsche Kompanien in die vorderste Linie, wo sie ihre Verbündeten im Kampf gegen den chinesischen Boxeraufstand unterstützten. Kein Alleingang also. Der kam ab 1939 in gigantisch übersteigerter Form in Hitlers rassenverblendetem Griff nach der Weltmacht und führte zu einem letztlich völlig anderen Verständnis der zitierten Worte - und zu einer Verhaltensänderung. Churchill brachte es auf den Punkt:
Die Deutschen - man hat sie entweder an der Gurgel oder zu Füßen
Der Deutsche war zutiefst irritiert, oder wie Adenauer meinte:
Die Deutschen sind wankelmütig und unausgeglichen.
Und ihre Fähigkeit zur Selbsterkenntnis über die wahren Zusammenhänge der Schuld scheint traditionell begrenzt zu sein, wie es Tucholsky schon beschrieb:
Wenn der Deutsche hinfällt, dann steht er nicht auf, sondern er schaut, wer schadenersatzpflichtig ist.
In überspitzer Form fasste in dieser Hinsicht der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex Defizite in der Auseinandersetzung mit dem Mord an Millionen Menschen im deutschen Namen zusammen:
Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.
Andre Glucksmann kam die moralisierende Zurückhaltung der Deutschen wie das Verhalten Oskar Matzeraths in der"Blechtrommel" vor:
Der kleine, wilde Trommler kreischt bei jeder Ungerechtigkeit auf der Welt hysterisch los, weigert sich aber standhaft, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen.
Dabei war es doch eigentlich das, was Europa von Deutschland erwartete und einer von angeblich drei Anliegen für die Gründung der Nato, wie der früheren Nato-Generalsekretär Lord Ismay beschrieb:
Keep the Russians out, the Americans in and the Germans down.
Das Sinnieren und Lamentieren mag den Deutschen entgegen gekommen zu sein, schon Hebbel befand:
Das Wort Wenn ist das deutscheste aller deutschen Worte.
Oder, um es noch einmal mit Tucholsky zu sagen:
Auch wenn ein Deutscher nichts hat, Bedenken hat er.
Vor allem amerikanische Politiker fanden dafür zwei Worte:
German Angst
und umschrieben damit den Hang der Deutschen, sich unendlich Gedanken zu machen, statt mit Augenmaß auf die Realität zu reagieren. Ähnliche Empfindungen hatte Schopenhauer:
Der eigentliche Fehler der Deutschen ist, dass sie, was vor ihren Füßen liegt, in den Wolken suchen.
Und sie neigen dabei zu übersteigerten Ansprüchen, sah Jean Cocteau:
Amerika ist Amerika. Deutschland aber will Deutschland und außerdem Amerika sein.
Dabei tun sie sich unendlich leid, wie Firmenchef Erich Lejeune vermerkte:
Die zweite Volkssprache in Deutschland ist immer noch Jammern und nicht Englisch.
Das einzig Tröstliche ist ein (freilich zweifelhaf}er) Selbstschutz, den Klaus Kinkel entdeckt hat:
Der Deutsche misstraut allem Fremden, es sei denn, es lässt sich trinken.
Na denn Prost auf den Tag der Deutschen!
|