--> Die Sachlage ist etwas differnzierter
Versicherungen kaufen keine Wertpapiere über pari
Grund: sie müssten abschreiben, bis Fälligkeit auf 100%.
Durch den Renditerückgang der letzten Jahre haben alle Festverzinslichen
im Bestand (je nach Restlaufzeit) Kursgewinne zu verzeichnen.
Diese Kursgewinne - und nur diese sind disponibel - könnten durch einen Verkauf realisiert werden z.B. um anderweitige Löcher zu stopfen.
Den Nennwert der über pari verkauften Titel kann dann zu pari in neue
Bundestitel o.a. investiert werden.
Das Instrument Wertberichtigungen auf Renten wird im übrigen von Versicherungen
sehr gekonnt gespielt. Whd. der letzten Hochzinsphase wurden Renten durchaus nach dem Niederstwertprinzip abgeschrieben (mehr ist nie möglich!!) und blieben dann (weil die Ertragslage dennoch gut war) zu diesem Niederstwert in der Bilanz stehen, solange sie nicht fällig werden. Diese Bewertungsreserven sind also tatsächlich vorhanden und können jederzeit (so es der Markt hergibt) gehoben werden. Das ist auch eine einfache Zuschreibung möglich bei Titeln, die unter pari zu Buch stehen bis zum Marktpreis am 31.12., maximal jedoch 100%.
MfG
A.
Bei der Rendite ändert sich dabei naturgemäß nichts (Laufzeit- und Bonitätsveränderungen ausgeklammert), wohl aber können einmalig
"Bewertungsreserven" offengelegt werden.
All das bedingt jedoch einen ensprechenden Markt, um solche Umtauschoperationen
in großem Stil durchziehen zu können. I.d.R. klappt dies nur bei öffentlichen Titeln, da hier die Buba Kontrahent spielt.
>>>Da es keine Reserven (stille?) auf Festverszinslichen gibt (was soll das überhaupt sein?!), schon gar nicht in dem Sinne, dass da auf immer etwas still in Reserve wartet (die Papiere werden zu pari zurückgezahlt!!!) ist das alles Humbug.
>>Können die Papiere nicht zu 95 gekauft worden sein und jetzt bei 105 stehen?
>Die zu 95 hätten dann einen"Hub" von 5, da zu pari zurückgezahlt würde. Dieser"Hub" ist aber keine stille Reserve, da er in der Rendite eingerechnet wird. Für einen alternativen Titel müsste ich zum gleichen Zeitpunkt 100 (pari) bezahlen und hätte eine höhere Rendite.
>>Oder später zu Pari zurück kommen? Das wäre doch ein positiver Marktwert = stille Reserve. Oder Denkfehler?
>Denkfehler bei der Versicherung. Denn im Gegensatz zu Grundbesitz und Aktien, die ihrerseits sachenrechtliche Titel sind, handelt es sich bei Anleihen um Forderungen, also schuldrechtliche Titel.
>Sachen können wertvoller werden, Forderungen nicht (Ausnahme: Fremdwährungsforderungen). Bei Forderungen ist immer vom Nominal auszugehen, alles was"drüber" oder"drunter" notiert, ist unmittelbar ergebnis- und nicht bestandsrelevant.
>Sonst könnte das passieren: Ein 6-Prozenter fällt auf 60, weil der Zinssatz auf 10 % steigt.
>Firma A hat ihn zu pari gekauft, schüttet 6 % aus und muss den Titel zu 60 in die Bilanz nehmen. Wertberichtigung = 40."Stille Reserve" = 40.
>Firma B hat ihn zu 60 gekauft, schüttet 10 % aus und hält Titel zu 60 in der Bilanz. Wertberichtigung = Null."Stille Reserve" = 40.
>Beides kann logischerweise nicht zusammen passen.
>Der Titel ist immer nur pari wert, der Rest ist entweder Zinsgeklimper oder es werden Wertberichtigungen gebildet, die dann aufgelöst werden, sobald der Titel wieder weg ist (Rücknahme z.B.).
>Die Auflösung von Wertberichtigungen ist aber keine Auflösung von"Reserven". Nach dieser Logik könnte man alle Titel gleich nach Kauf auf Null setzen (Gläubigerisiko) und die Rückzahlung zu pari als"aufgelöste Reserve" bezeichnen.
>Jedenfalls notieren heute (Tiefzinsphase) so ziemlich alle Titel über pari. Dieses 100 plus x bedeutet nicht, dass das x so etwas wie eine"Reserve" wäre.
>Dies wäre nur der Fall, wenn zeitgleich am selben Tag folgendes passiert: Alle Versicherungen werden fällig (Gesamttod der Versicherten), alle Papiere werden über pari stehend verkauft und das Unternehmen wird liquidiert und vertreibt niemals mehr auch nur eine einzige Police.
>Gruß!
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