"Den Aktienmärkten droht eine
längerfristige Krise"
Crash-Prophet Marc Faber sieht Nasdaq-Index in den
nächsten zwei Jahren auf 1500 Punkte fallen - Warnung vor
Gewinndeflation
Berlin - Die Situation an den Weltbörsen ist labil. Der hohe
Ã-lpreis und der schwache Euro drücken mächtig auf die
Stimmung und die Kurse. Und ein Ende der Talfahrt ist nicht
abzusehen, meint der Börsenskeptiker Marc Faber. Mit ihm
sprach Thomas Exner.
DIE WELT: Droht den Börsen ein heißer Herbst?
Marc Faber: Entscheidend für die weitere Entwicklung der Märkte
insgesamt ist die Frage, wie es an den US-Börsen weitergeht.
Der Dow Jones, der S & P-500 und der Nasdaq-Index haben sich
in den vergangenen Wochen und Monaten relativ gut gehalten,
auch wenn viele Technologietitel bereits kräftige Einbußen
hinnehmen mussten. Sie wurden von ganz wenigen Titeln wie
Intel, Cisco, Sun Microsystems und Oracle stabilisiert. Wenn es
nun auch bei diesen Werten zu deutlichen Korrekturen kommt,
werden die Indizes kräftig fallen. Besonders gefährdet ist die
Nasdaq. Ob es in diesem Herbst zu einem wirklichen Crash
kommen wird, vermag ich nicht zu prognostizieren. Ich sehe die
Aktienmärkte aber insgesamt vor einer sehr schwierigen Zeit. Wir
haben es nicht mit einem kurzfristigen Problem, sondern mit
einer längerfristigen Krise zu tun.
DIE WELT: Und der Grund für Ihre Skepsis ist der hohe Ã-lpreis?
Faber: Der stark gestiegene Ã-lpreis ist nicht das Grundproblem.
Die Wurzel des Übels ist eine Deflation der Preise im
TMT-Sektor. Es gibt im Technologie- und
Telekommunikationsbereich einfach einen Produktüberfluss. Und
dieses Überangebot wird in den nächsten Monaten sogar noch
weiter anwachsen. Die in der Vergangenheit entwickelten
Gewinnerwartungen an die TMT-Unternehmen erweisen sich vor
diesem Hintergrund als viel zu hoch geschraubt. Und diese
Erkenntnis trifft auf eine noch immer sehr hohe Bewertung. Ich
gehe deshalb davon aus, dass der Nasdaq-Index in den nächsten
zwei Jahren auf einen Stand von 1500 oder vielleicht sogar 800
Punkten zurückfallen wird.
DIE WELT: Welche Folgen hätte dies für die Realwirtschaft?
Faber: Seit Anfang dieses Jahres ist die industrielle Produktion in
den USA nur noch im High-Tech-Sektor gestiegen. Wenn es hier
nun zu einer solch drastischen Kurskorrektur kommen sollte, wird
nicht nur der private Konsum deutlich zurückgehen, sondern auch
die Investitionen der TMT-Unternehmen werden einbrechen. Und
noch ein anderer Effekt ist wahrscheinlich: Wenn sich der
Ausblick für die US-Börsen verdüstert, dürfte dies auf den Wert
des Dollar drücken. Denn der Zustrom von ausländischen
Kapitalanlagen war ein wesentlicher Motor der Dollar-Stärke.
DIE WELT: Was bedeutet dieses Szenario für die klassischen
Standardwerte?
Faber: Kurzfristig werden sich auch die Old-Economy-Werte
einem Kursverfall bei den Papieren der New Economy nicht
entziehen können. Auf längere Sicht könnten sie aber von der
Krise der TMT-Titel profitieren. Vielleicht kommt das
Value-Investing dann wieder in Mode.
DIE WELT: Was können Anleger in dieser Situation überhaupt
tun?
Faber: Das Klügste scheint mir im Moment, mit Investitionen
abzuwarten und gar nichts zu tun. Denn auch die Rentenmärkte
bergen derzeit große Risiken. Ich habe die Sorge, dass die
Notenbanken auf einen Kursrutsch an den Börsen mit einer
Ausweitung der Geldmenge reagieren werden. Und das würde die
Inflation schüren. Eine gewisse spekulative Chance sehe ich
allerdings auf dem Goldmarkt. Hier könnte es in den nächsten
Monaten zu einem überraschenden Preisanstieg kommen.
Falls es keiner gelesen haben sollte, war schon am Sonnabend zu lesen; ich armes Viecherl bin halt noch nicht so schnell.
L.
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