-->hier mein Bericht zu Argentinien heute:
Nach 11-jähriger Anwesenheit in diesem Lande geht es meinem Cousin den Umständen
entsprechend sehr gut. Angesprochen auf die gegenwärtige katastrophale Wirt-
schaftslage äussert er sich, dass auf dem Land die Lage viel viel weniger
problematisch wäre, als in den Gross-Städten; er lebt in der Provinz Cordoba.
Direkt gefragt auf eine Einwanderung nach Argentinien meint er, dass es noch
nie so attraktiv gewesen wäre wie heute. Vorausgesezt man würde allerdings
sein Geld im Ausland (Deutschland, Schweiz oder den USA zurückbehalten).
Der heutige Umtauschkurs von $1.00 entsprechend Pesos 3.50 würde obwohl eine
inzwischen 50%ige Inflation geherrscht hätte alles sehr sehr günstig erscheinen
lassen. Argentinien wird sich vermutlich in einigen Jahren wirtschaftlich
erholen können. Die bisher reichen Leute würden sich den Umständen mühsam an-
passen, aber kaum von ihrem Lebensstandard einbüssen müssen, wenn sie das Geld
ausser Landes hätten. Schönste Liegenschaften kosten zwischen max. $ 200.000.00
und 300.000.00 mit viel Land und sehr viel Annehmlichkeiten.
Wer zu den grossen Verlierer gehört, wären alle welche als Selbständigerwerbende
Betriebe und Dienstleistungs-Firmen aufgebaut hätten, Schulden haben und von
Ihrer Klintel nicht bezahlt werden könnten, weil diesen das Geld ausgegangen
wäre. Solche Menschen wären in einer aussichtslosen Lage, da es derzeit absolut
unmöglich wäre Betriebsmittel aufzutreiben; die Banken sind für Auszahlungen
immer noch geschlossen und Kredite sind nicht erhältlich.
Was jetzt schon massiv angesprungen wäre ist der Tourismus. Viele Europäer und
Ost-Europäer sowie Menschen aus Fernost (Japan, China) würden in Argentinien
Ferien verbringen. Die Infrastruktur hätte auf dem Lande überhaupt nicht gelitten.
In den Gross-Städten hingegen ist, wegen der allg. Armut, das Leben
sogar gefährlich. Diebstahl gehört zum täglichen Brot vieler Verarmten. Es
gibt 29 diverse Notgelder in den verschiedenen Provinzen und Städten welche
im Tausch-Handel schlecht und recht funktionieren würde.
Für Neu-Einreisende empfiehlt mein Cousin unbedingt in Argentinien entweder über
die örtliche Botschaft oder über Bekannte / Freunde sich über die gegen-
wärtigen Hindernisse aufklären zu lassen. D.h. es gibt eine Menge mafioser
Typen welche Menschen aus dem Ausland massiv über den Tisch ziehen bei
Geschäften, Einkäufen und/oder Immobilien-Transaktionen. Es wäre unbedingt
erforderlich sich an spezielle Coachs zu wenden, welche für ein paar Pesos
wirklich seriöse Partner vermitteln würden.
Erdöl und andere Rohstoffe würden ausnahmslos durch US-Firmen exportiert, so
dass das früher einmal reiche Argentinien heute sogar Treibstoff importieren
müsste. Die Argentinier hätten einen unbeschreiblich Hass gegenüber allen
Amerikanern, welchen sie die Schuld für ihr jetziges Disaster unisono zuweisen.
Mein Cousin ist als Aussteiger vor 11 Jahren nach Argentinien exiliert und
ist gegenwärtig dabei mit europ. Städten und Gemeinden Städte-Partnerschaften
aufzubauen. Ein reger Ausstausch von Studenten und Jugendlichen hat bereits
letztes Jahr sehr gute Resultate gebracht. Die kleineren Städte und Dörfer
kennen weder Raub noch mafiose Entwicklungen. Vielfach erhalten diese Kommunen
gerade aus Europa sehr grosse Hilfe, selbst in Form von Strassenbahnen. Seine
Gemeinde erhält von der Stadt Zürich mehrere Strassenbahn-Wagen geliefert, die
Schienen würden von einer andern Organisation frei Haus nach Cordoba verschifft.
Das Klima, gegenwärtig tags 40° und nachts 20° ist (Sommer) heiss und im Winter recht kühl. Man kann von einer ähnlichen Klima-Lage wie in Südafrika ausgehen. Die Nahrungsmittel sind sehr günstig (Steaks) und fantastischer Wein.
Zusammengefasst ist Argentinien heute eines der besten Länder um Fuss zu fassen.Allerdings mit der Einschränkung, dass man es eher als Aussteiger tut, als eine eigene Tätigkeit auszuüben. Bei einer Arbeitslosigkeit zwischen 40 - 50 % sind die Voraussetzungen für eine Berufsausübung, ausser im Tourismus-Sektor, schlichtweg ein Hazard-Unternehmen. Wie oben erwähnt,sind es gerade die Klein-Unternehmer welche heute in erbärmlichen Situation vegetieren müssen.
Ich hoffe mit diesem Bericht wenigstens einen kleinen Einblick vermittelt zu haben.
Emerald.
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