-->der hat schon vom Aktienmarkt mit Verlaub keine Ahnung.
es geb`s mal wieder
Renten-Anlegern droht das gleiche Schicksal wie den Aktionären
Von Michael Schramm
Der Aktienmarkt hat uns in den letzten Monaten schmerzlich gezeigt, dass es neben einer realwirtschaftlichen Bewertung noch eine psychologische Ebene zur Kursfeststellung gibt. Und diese kann auch einmal so stark überhand nehmen, dass sich die Bewertungen an der Börse vollkommen von der Realität lösen.
Dieses Jahr waren es nicht die Kleinanleger, die die Kurse ins wanken brachten, sondern die institutionellen Investoren - also Versicherungen, Pensionskassen und Fonds. Sie machen an der deutschen Börse über 75 Prozent der täglichen Umsätze aus. Als Treuhänder fremden Geldes,sollte man meinen, sind diese Investoren weniger emotional bei ihren Dispositionen. In normalen Börsenphasen ist dies sicherlich auch so. Fakt ist aber auch, dass diese Großanleger sich nur in engen Richtlinien und gesetzlichen Bestimmungen bewegen können. Während der Privatanleger also eine Ausverkaufsphase erkennt und beherzt einsteigt, kann der institutionelle Anleger nur zusehen und muss teilweise sogar in weiter fallende Kurse verkaufen. Eine Absurdität, die wir in ihrem ganzen Ausmaß seit einigen Monaten an den Aktienmärkten beobachten durften.
Viele Gelder, die auf diese Weise zwangsweise aus den Aktienmärkten gezogen wurden, haben am Rentenmarkt ihren"sicheren" Hafen gefunden. Die institutionellen Anleger waren Monat für Monat mit immer niedrigeren Renditen bei langlaufenden Anleihen zufrieden."Hauptsache sicher", war der einhellige Tenor. Dies hat auch die fundamentale Meinung verdrängt, dass wir uns realwirtschaftlich in einer zu niedrigen Zinslandschaft befinden. Immerhin lag das Zinsniveau 1996, als wir ein vergleichbares Konjunkturszenario hatten, deutlich höher.
Zu wichtig ist aber bei den verhagelten Aktiendepots jeder Zehntel-Prozentpunkt, den langlaufende Anleihen mehr abwerfen als Kurzfristanlagen. So lässt sich vermuten, dass viele institutionelle Anleger die Anpassung ihres Anleiheportfolios an die realwirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch gar nicht begonnen haben oder auf ein Deflationsszenario hoffen. Insbesondere bis Jahresende ist hierzu keine Trendwende zu erwarten. Will man sich doch beim Jahresabschluss mit dem guten Rentenergebnis die Aktienverluste schön rechnen.
Zum Jahresbeginn 2003 könnte dann schnell eine Gegenbewegung einsetzen. Spätestens, wenn die ersten institutionellen Investoren beginnen, massiv langfristige Anleihen zu verkaufen, werden wir feststellen, dass es - wie zuletzt am Aktienmarkt - keine Käuferseite mehr geben wird.
Aus der Erfahrung dieses Jahres wird jedoch niemand mit Besonnenheit glänzen und sich mit seinen Verkäufen zurückhalten. Das Gegenteil wird der Fall sein."Die ersten Verluste sind die geringsten", sagt der Volksmund und das könnte uns damit einen Ausverkauf bei den langlaufenden Renten bescheren.
Wenn diese Psychose noch durch höhere Staatsverschuldungen wegen der geringeren Konjunkturerholung und gelockerter Haushaltsführung insbesondere in Deutschland genährt wird, ist die Krise perfekt.
Schon ein Prozent Zinsanstieg bei zehnjährigen Staatspapieren bedeutet zehn Prozent Kursverlust in der Bewertung. Damit ist der sichere Ertrag von zwei Jahren vernichtet. Warum soll in einer Rentenmarktkorrektur das allgemeine Zinsniveau nicht sogar um zwei Prozent steigen! Hierdurch läge der Zehnjahreszins mit ca. 6,5 Prozent immer noch unter dem langfristigen Durchschnitt.
So ein Verlust würde Allianz & Co dann in einer Phase treffen, in der man diese Buchverluste zwar zum Teil in Spezialfonds oder Schuldscheinen verschwinden lassen kann; ihnen würde aber wichtige Substanz fehlen, um eventuelle Aktienmarktturbulenzen abzufedern.
Der Privatanleger ist dem Institutionellen Anleger in dieser Phase überlegen. Er muss sich nicht an Bilanzierungsstichtagen orientieren, sondern kann jetzt schon seine Dispositionen treffen. Er sollte daher bis Jahresende alle langlaufenden Anleihen in Laufzeiten von unter fünf Jahren tauschen. Hier gibt es zwar weniger Zinsen - aber: Weniger ist bekanntlich ja auch manchmal mehr.
|