-->Hallo
Da Ihr mein Posting von vorgestern völlig unbeachtet gelassen habt, probier ich's halt nochmals:
Ich meine, daß die beliebte Kurzformel"ich akzeptiere Geld nur, wenn Du Geld auch akzeptierst" zu kurz greift.
Erstens läuft das auf einen logischen Zirkelschluß hinaus, der nichts beweist:"Warum akzeptierst Du mein Geld?""Weil ich das Deine akzeptiere.""Und warum akzeptiere ich Dein Geld?""Weil Du das meine akzeptierst.""Und warum akzeptierst Du mein Geld?"...... und so weiter und so fort! Samuelson macht das so in seinem berühmten Lehrbuch:"Money is accepted because it's generally accepted." Bei aller Ehrfurcht vor Nobelpreisträgern: So zu argumentieren ist Unsinn!
Wie sich außerdem regelmäßig in Hyperinflationen zeigt - also in Zeiten, in denen das Schwinden der realen Kaufkraft des Geldes nicht zu übersehen ist, - schwingt bei der Annahme von Geld im Hintergrund ständig eine weitere, sehr viel wichtigere Bedingung für die Geldannahme mit als die, ob das eigene Geld vom anderen wohl akzeptiert wird: Nämlich die Frage, ob sich der Geldbesitzer für sein Geld am Ende "reale Befriedigung" verschaffen kann.
Vom (rein juristischen) Gesichtspunkt des Chartalismus aus betrachtet mag das unerheblich sein. Das umlaufende Geld ist einfach das"gesetzliche Zahlungsmittel"; Punktum!
Wenn man jedoch, wie ich, unterstellt, daß Geld eine spontane Bildung in Kulturvölkern im Hayek'schen Sinne ab einer gewissen Stufe des Prozesses der"Selbst-Bewußt-Werdung" ist (J. Jaynes), die für gewisse Zwecke geschaffen wird (Abgabenleistung; Tauschware im Fernhandel; Opfer; Imponierobjekt o.ä.), so genügt es eben nicht mehr einfach zu sagen:"Ich akzeptiere das Geld nur, wenn Du dieses Geld auch akzeptierst!" Weil das überhaupt nichts erklärt.
Geld wird vielmehr (auch wenn das nicht in jedem Falle bewußt"mit"gedacht wird) benutzt, weil der Besitz von Geld schließlich zu irgendeiner materiellen oder innerpsychischen (immateriellen) Befriedigung führen soll; meist durch Eintausch gegen andere Güter oder die Ablösung einer Abgabenschuld. Aber - wenn alle Stricke reißen - halt letztlich über den Umweg durch Realisierung des Stoffes, aus dem das Geld gemacht ist.
Wer diese Aussage als"richtig" anerkennt, weist indirekt-logisch die Kurzformel zurück:"Ich akzeptiere das Geld nur, weil Du mein Geld auch akzeptierst!" Denn in dieser Formel kommt der Wert des Geldes überhaupt nicht vor. Anders formuliert: Wer akzeptiert, daß"richtiges" Geld am Ende die Möglichkeit einer "realen Befriedigung" gewähren muß, weist von vornherein alle Theorien zurück, die das Wesen des Geldes im bloßen"Akzeptiert werden", im"Zirkulieren" und/oder in der bloßen"Standardisierung" sehen; von dieser Logik her gesehen, kann Geld demnach auch nicht bloß"Kredit" sein. Denn wer fordert, daß"richtiges" Geld am Ende die Möglichkeit einer "realen Befriedigung" gewähren muß, dem geht es um den Wert des Geldes. Selbst die Fragen, ob der Staat sein Geld in Gold einlösen kann, soll oder will oder in welcher Höhe die umlaufenden Bankinoten aktuell durch Gold gedeckt sind, sind unter dem Gesichtspunkt des Wertes des Geldes, also unter dem Gesichtspunkt, daß"richtiges" Geld am Ende die Möglichkeit einer "realen Befriedigung" gewähren muß, zweitrangig. Denn alle Theorien, die das Wesen des Geldes im bloßen"Akzeptiert werden", im"Zirkulieren", der bloßen"Standardisierung" oder im"Kredit" sehen, fragen wie gesagt im Grunde überhaupt nicht nach dem Wert des Geldes. Sie fragen nicht danach, ob das Geld zur Abgabenleistung, als Tauschmittel im Fernhandel, als Opfergabe oder Imponierobjekt überhaupt (noch) geeignet ist.
Je länger ich darüber nachdenke, um so vorteilhafter scheint mir der Vorschlag Hayeks zu sein, den Wert des Geldes dadurch zu sichern, daß das Geld von miteinander im Wettbewerb stehenden Banken ausgegeben wird. Jede Wertminderung einer Geldsorte von einer Bank würde sich sofort als Wettbewerbsnachteil der betreffenden Bank niederschlagen. Jeder Emitent hätte somit größtmögliches Interesse daran, den Wert"seines" Geldes stabil zu halten. Allenfalls hätte der Staat in diesem Modell dafür zu sorgen, daß niemals ein Wettbewerber den ganzen Markt monopolisiert.
Soweit meine Gedanken. Vielleicht bin ich auch im Irrtum und es ist ganz anders?!
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Gruß
G.
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