-->Hallo
Ich antworte also auf Ihr Posting von vorhin:
Sie fragten:
>"...Was hat die Macht verändert? Sie kam ja nicht sozusagen schleichend daher, sondern mit großem Aufgebot und jeweils schlagartig..."
Ich fürchte, da irren Sie sich. Die"Macht""mendelt" sich erst im Laufe von Jahrhunderten heraus. Sie kommt niemals schlagartig daher!
>"... [vor dem Erscheinen der Macht] gab es Menschen, die für sich selbst produzierten und von dem lebten, was sie produzierten. Das ist ja wohl klar, weil die Geschichte der Menschheit sonst längst beendet wäre...."
Eben! Und wer produziert, schafft auch Eigentum! Somit gab es schon in dieser Phase Eigentum und höchstwahrscheinlich auch Geld; zumindest da und dort.
>"...Es gab Besitz; das"Eigentum" ist nur der gesicherte Titel...."
Daß es Eigentum erst geben könne, seit es die staatliche Macht gibt, weil nur diese das Eigentum bescheinigen könne, ist ein zirkulär-definitorischer Trugschluß. Eigentum braucht keine Bescheinigung, solange es allgemein anerkannt ist. Und gegen die überlegene Gewalt kann auch eine Bescheinigung nichts ausrichten.
>"...Es gab [vor der Unterwerfung der Menschen unter die Macht] kein Geld. Wozu auch?
Aha! Und woher wissen Sie das? Sie wissen es nicht! Sie behaupten es bloß.
>"... die Beziehungen der Menschen untereinander..., die absolut"zwanglos" abliefen...""...Es gab keinen Fernhandel. Denn was hätte man über weite Strecken transportieren sollen...""... Woher hätte ein Bauer, der noch nie Edelmetall gesehen hatte, wissen sollen, dass es"wertvoll" war?..."
Damit sind wir also wieder bei Ihrem Lieblings-Argument (zu dem Sie immer dann greifen, wenn Sie nicht mehr weiter wissen), daß nämlich die Menschen vor der"Macht" <font color=2FF0000">gar keine Veranlassung gehabt hätten, sich anzustrengen, in ferne Länder zu reisen, um deren Produkte heranzuschaffen, zu produzieren, Eigentum zu schaffen, etwas zu leisten, das ihnen und ihren Familien nicht nur"ein besseres Leben" ermöglicht hätte, sondern auch auf ihre Leistung stolz zu sein...</font>
Woher wissen Sie das eigentlich alles so genau? Sie wissen es nicht, sondern behaupten es nur! Außerdem zeichnen Sie damit ein Bild vom Menschen als einem trägen Wesen, das mehr Tier als Mensch nicht willens und auch unfähig ist zur Leistung, zur Initiative, zum Wettbewerb, zur zwischenmenschlichen Kooperation (Axelrod); ein Wesen, das sich dem Nächstbesten, der ihm die Faust zeigt, willig unterwirft und jetzt erst, nachdem er zum passiven Unterworfenen geworden ist, unter dem Druck der Gewalt plötzlich fähig wird, etwas Vernünftiges zu tun. Das ist ja genau die Sichtweise, die an diesem Ihrem"Menschenbild" so grauenhaft ist und die insbesondere gar allem widerspricht, was wir vom Menschen wissen und annehmen.
Und: Wieso, eigentlich sollte dieser dumpfe, tierähnliche, passive Mensch unter Zwang plötzlich das leisten, was er zuvor nicht konnte, wie Sie weiter behaupten? Die Macht ist weder selbst kreativ, noch setzt sie Kreativität frei. Ich war in den sechziger- und siebziger Jahren in fast allen sog."demokratischen Republiken" auf dem Globus, wo überall weitgehende individuelle Unfreiheit herrschte. Ich habe den Menschen dort in die Augen gesehen und mit ihnen gesprochen. Mein Vater, der im sog. Dritten Reich von einem Gefängnis ins nächste wanderte, hat mich in seinen Erzählungen schon darauf vorbereitet, was ich dann aus eigener Erfahrung miterlebt habe: Daß unter solchen Unrechtsregimen niemals das entstehen kann, was Sie, dottore, sich - gemütlich an seinem Schreibtisch sitzend - so an Wunderdingen über das Leben unter Gewaltherrschern vorstellen.
Ich habe neulich geschrieben: <font color="FF0000">"Hinterher gescheiter zu sein, ist leicht; aber es ist auch eine Pflicht"</font>. Ich halte, was sie hier von sich geben, schlicht für gesellschaftszersetzend!
>[Mit der Unterwerfung der Menschen unter"die Macht"]"... fängt die tradierte Geschichte an. Die ältesten Überlieferungen sind solche, die den Machteintritt, die Machtausübung (inkl. Krieg) zum Inhalt haben. Über die Geschichte"davor" können wir keine zuverlässigen Aussagen machen...
Eben! Sage ich ja! Alles was Sie somit - hier und anderswo - über die Zeit vor der Unterwerfung der Menschen unter"die Macht" sagen (sagten, schrieben und behaupteten) ist alles nur unbelegte Vermutung von Ihnen; die darin permanent mitschwingende Menschenverachtung, inklusive! Und diese Ihre absolut unbelegten Vermutungen und Behauptungen über die Zeit vor der Unterwerfung der Menschen unter die Macht sind, wohlgemerkt, die Basis, auf der Ihre gesamte"Machttheorie" ruht und mit der diese steht und fällt.
>"...Das Eigentum kann nie und nimmer"Grundbedürfnis" sein.....
Und woher wissen Sie das schon wieder?
Ich bin anderer Ansicht! Schauen Sie doch einem Säugling zu: Sie werden feststellen, daß er ein zwar rudimentäres, aber doch deutlich ausgeprägtes Eigentumsstreben hat: Haben ist besser als Nicht-Haben!"
Aber der Säugling hat natürlich keinen Titel und keine staatliche Bescheinigung für sein"Eigentum".... Und das alles sei nötig, sagen Sie. Denn Eigentum sei, sagen Sie >"... ein Titel, der sich gegen alle anderen im Machtbereich richtet und sie vom Zugriff auf das Eigentum ausschließt, indem sie es besetzen..."; außer natürlich (das übersehen Sie) bis einer mit einem größeren Knüppel daherkommt.
Merken Sie nicht, wie unwirklich das alles ist, was Sie da für die früheste Vorzeit fordern, in der sich gerade Vorformen von Zivilisationen bilden? Das sind doch alles bloß Fiktionen, die Sie aus einem geordneten Rechtsstaat von heute in die graue Urzeit zurückprojizieren.
Und dann wird's wieder"dottoresk":
Wenn ich von "Brautgeld" spreche (also dem Vermögen, das die Eltern der Braut fordern, bevor sie erlauben, daß ein Mann sie sich zur Frau nimmt) verschnöseln Sie mich mit der indolenten (Eierkochtechnik-) Frage:
>"...Wem gehört die Braut als Eigentum?..."
Ach! Bitte verschwenden Sie nicht meine Zeit!
Auch bezüglich Ihrer Frage zum Geldstoff, verweise ich auf die einschlägigen Arbeiten von Knies, Dühring, Schurtz, Gerloff u.a., die alle hier im Forum schon erörtert wurden.
Und, Sie haben natürlich Recht,"Stolz auf die eigene Leistung" ist zwar kein"ökonomisches", wohl aber ein eminent anthropologisches Element, das Ihrem Menschenbild leider aber vollkommen abgeht: Bei Ihnen wird der Schmarotzer belohnt, die Leistung aber verhöhnt (Ein"Volltrottel", haben sie neulich geschrieben, sei der, der etwas leiste. Ich gestehe, ich bin einem derartigen Denkmuster bisher nur in meiner Jugend bei Schwerst-Kriminellen begegnet, die ich als Gerichtspraktikant im Gefängnis zu verhören hatte!) Eine Gesellschaft jedenfalls, die auf solchen Prinzipien aufgebaut wäre, müßte unweigerlich zerfallen!
Gruß
G.
|