-->Donnerstag 12. Dezember 2002, 09:07 Uhr
Zeitung: El-Kaida-Verbündete erhalten chemische Waffe in Irak
Washington (Reuters) - Moslem-Extremisten mit Verbindungen zu der Organisation El Kaida sollen einem US-Bericht zufolge vor kurzem in Irak eine chemische Waffe erhalten haben.
Über die Transaktion liege der US-Regierung ein glaubwürdiger Bericht vor, berichtete die"Washington Post (NYSE: WPO - Nachrichten)" am Donnerstag unter Berufung auf zwei US-Regierungsvertreter. Die Übergabe soll demnach Ende Oktober oder im November erfolgt sein. Die zitierten Regierungsvertreter wüssten über den Bericht und dessen Quelle aus erster Hand, hieß es in dem Blatt weiter. US-Experten vermuteten, dass die Waffe mit dem Nervengas VX bestückt und über die Türkei geschmuggelt worden sei.
"Die Art und Weise, auf die wir die Informationen erhalten haben, lässt uns daran glauben, dass sie stimmen", sagte einer der Vertreter den Angaben der Zeitung zufolge."Ich werfe etwa 99 Prozent der Kurzberichte weg, wenn ich sie durchsehe. Diesen habe ich nicht weggeworfen", fügte er hinzu.
Den Angaben eines Regierungsvertreters zufolge soll die chemische Waffe im Norden Iraks der extremen Gruppe Asbat el Ansar übergeben worden sein. Die Gruppe hat den Angaben zufolge vor kurzem einen Ableger im Nordirak gegründet, ihren Sitz hat sie im Libanon und soll finanziell von der El Kaida unterstützt werden. Es sei nicht klar, ob die Gruppe die chemische Waffe im Auftrag der El Kaida besorgt habe, sagten die Vertreter weiter.
Nordirak liegt in einer Flugverbotszone, die die USA und Großbritannien nach dem Golfkrieg 1991 zum Schutz der kurdischen Minderheit vor einer Verfolgung durch Präsident Saddam Hussein eingerichtet haben.
Andere Sprecher sagten dem Bericht zufolge, der Bericht sei unbestätigt und die Tatsache, dass es um Nervengas gehe, sei offen für Interpretationen.
Sollte der Bericht stimmen, wäre es der erste konkrete Beleg für den Vorwurf der US-Regierung, El Kaida werde von Irak aus unterstützt, berichtete die"Post". Abgesehen von Blausäuresalz wäre es zudem der erste Bericht darüber, dass sich El Kaida oder eine verbündete Organisation eine nicht-konventionelle Waffe besorgt. Irak hat mehrfach bekräftigt, keine chemischen, biologischen und atomaren Waffen zu haben oder zu entwickeln. Derzeit kontrollieren Experten der Vereinten Nationen (UNO) das Arsenal des Landes. Sollte Irak gegen die Auflagen der UNO verstoßen, haben USA und Großbritannien mit einem Militärschlag gedroht.
Der"Post" zufolge war eine offizielle Reaktion der US-Regierung auf den Bericht nur vom Sprecher des neu gebildeten Ministeriums für Heimatschutz zu erhalten."Wir sind wegen der Bemühungen der El Kaida um Massenvernichtungswaffen besorgt, einschließlich chemischer, und wir bemühen uns weiter um Beweise und Geheimdienstinformationen über ihre geplanten Aktivitäten", sagte er. Konkreten Nachfragen zu der geschilderten Transaktion wich er aus.
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