-->Technische Analysten sind
skeptisch:"Die Tiefs der Baisse
liegen noch vor uns"
Technische Analysten überwiegend skeptisch für 2003
/ Deutsche Telekom einer der Favoriten
ham. FRANKFURT, 16. Dezember. Der Deutsche
Aktienindex Dax wird im kommenden Jahr nach den
Prognosen einiger technischer Analysten neue Tiefstände
erreichen."Die Tiefs der Baisse liegen noch vor uns", sagt
Wieland Staud. Der technische Analyst von Staud Research
schließt für 2003 nicht aus, daß der Dax"zumindest
vorübergehend auch Niveaus erreicht, die mit einer 1
beginnen". Klaus Tafferner von Concord Effekten formuliert
etwas vorsichtiger, aber von der Tendenz her ähnlich:"Das
Risiko auf mindestens einen Test der Jahrtausendtiefstände,
vielleicht sogar ein Unterschreiten dieses Tiefs ist hoch."
Die Marke von 2519 Punkten - das Tief des Jahres 2002 und
in der Zone gelegen, in der sich der Dax in den Jahren 1994
und 1995 überwiegend bewegte, ist für alle technischen
Analysten eine wichtige Unterstützung. Bricht der Index
nachhaltig durch diese Marke, ist ein weiterer deutlicher
Abschlag für den Dax aus technischer Sicht nahezu
ausgemacht. Holger Galuschke von der SEB Bank erwartet
dann, daß der Dax im gesamten Jahr 2003 zwischen 2180
und 2980 Punkten schwanken wird. Staud argumentiert vor
allem mit der Stimmung unter den Anlegern, die für einen
nachhaltigen Aufschwung bereits viel zu positiv sei.
Tafferner macht seit Mai 2002 eine vierteilige
Abwärtsbewegung aus (Teil 1 und 3 gehen abwärts, Teil 2
und 4 etwas aufwärts), in der die nach der Theorie von Elliott
noch notwendige fünfte Welle bislang fehlt, in welcher der
Dax den Tiefstand der dritten Welle noch unterbietet. Für
dieses Szenario nennt Tafferner ein Kursziel für den Dax
von 2032 Punkten. Mögliche Zeitpunkte für den
Abwärtsrutsch sind nach Tafferners Analyse entweder Mitte
August/Anfang September 2003 oder schon der Februar.
Niemals hat der Dax, den es zurückgerechnet bis 1959 gibt,
stärker von einem Höchststand verloren als zwischen März
2000 und Oktober 2001 (minus 69 Prozent)."Der einzige
vergleichbare Kursrückgang waren die Verluste zur Zeit der
Kuba-Krise", stellt Staud fest. Danach habe es immerhin
zwanzig Jahre gedauert, bis der Dax sich aus seiner
Seitwärtsbewegung befreit habe und 1982 zu einem
immerhin fast zwanzig Jahre andauernden Aufschwung
angesetzt habe. Angesichts des großen Vertrauensverlustes,
den die Anleger erlitten haben, rechnet Staud zwar mit dem
Erreichen des Tiefs der laufenden Baisse in 2003, aber auf
Sicht der nächsten drei bis fünf Jahre"mit einer
unerquicklichen Seitwärtsbewegung"."Pate stehen die
siebziger Jahre."
Doch nicht alle technischen Analysten sind dermaßen
skeptisch. Holger Galuschke nennt lediglich die Marke von
3266 Punkten als Hürde, die der Dax überspringen müßte,
damit sich das technische Bild bessert. Als nächsten
Widerstand nennt der technische Analyst der SEB Bank die
obere Begrenzung des langfristigen Abwärtstrends, die
derzeit bei 3700 Punkten verläuft. Sollte der Dax den
Abwärtstrend überwinden können, hält Galuschke in 2003
Niveaus für den Dax von immerhin 5350 Punkten für
möglich. Tafferner nennt folgende Kursziele nach erfolgter
Trendwende für den Dax in 2003: Sollte der Index zuvor die
Marke von rund 2600 Punkten verteidigen, sind als
Höchststand 4500 Punkte drin. Dreht der Dax erst unter
2600 Punkten, prognostiziert Tafferner 3500 Punkte als
Höchststand für 2003. Staud hält mehr als das Erreichen des
gebrochenen Aufwärtstrends bei rund 4200 Punkten für
extrem unwahrscheinlich.
In besonders schwacher technischer Verfassung sind für
Staud zum Jahreswechsel die Aktien der Versorger (RWE
und Eon) und der Chemie, aber auch die Aktien des
Finanzsektors (Allianz und Münchener Rück sowie
Hypo-Vereinsbank und Commerzbank). Sollte der Dax
hingegen den langfristigen Abwärtstrend hinter sich lassen,
dürften nach Ansicht von Galuschke Telekomaktien zu den
Hauptgewinnern des Jahres 2003 gehören."Die Deutsche
Telekom ist einer der Hauptfavoriten", sagt der Analyst.
"Sollte der Kurs über 13,20 Euro steigen, hat die Aktie
Kurspotential bis 20,80 Euro."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.2002, Nr. 293 / Seite 23
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