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>Es gibt Zeiten, da bedauere ich sehr (und ist einer meiner noch zu erfüllenden Lebenswünsche), nicht Geschichte studiert zu haben.
Hallo, Jacques,
frei nach Kostolany wäre das doch reine Zeitverschwendung, rausgehen mit dem Studienabschluß und alles wieder vergessen, um die Realität kennenzulernen.
Meine geCHichtlichen Bohrungen finden priavt statt, solange sich das biologische Fenster noch nicht geschlossen hat und es noch Zeitgenossen der damaligen Ereignisse gibt, ansonsten hole ich mir meine Bausteine aus damaligen Büchern.
Nicht aus Knopp-gefiltertem, mit Viren und Würmern und Trojanern gespicktem Zeitgeistaufguß.
Wenn ich mich an mein Bayern-Abitur zu erinnern versuche, stelle ich fest, daß wir im Laufe der neunjährigen Schulheit ;-) wohl drei mal bei den Neandertalern angefangen haben, ohne wirklich zu verstehen, daß das zwischen Langenfeld und Erkrath liegt.
Es folgten mehr oder weniger unbewiesene Wiederkäuungen uralten Zeugs.
Und um die wirklich interessante Zeit von, ich sag mal 1850 bis 1960 drückten sich alle, inclusive Leerplan.
Freilich stand da drauf, Bismarck, Königkrätz, Depression, USPD und DingsSPD, etwas Weimar, viel erhobener Schuldprügelfinger.
Doch würde ich den tatsächlichen konstruktiven Gehalt nicht höher einschätzen als einen Hentai-Comic, oder wie die bunten Bildchen aus Japan heißen.
Man lernte, was man lernen sollte, nämlich Demut und Schuldgefühl, auf kontroverse Details kam es nicht an, und meine damalige Klausurantwort, wonach Adolf im rechtspositivistischen Sinne selbstverständlich legal an die Macht gekommen sei, brachte mir eine 4 (in Deutschland ist 1 die beste, 6 die schlechteste Note - Anmerkung für Schweiz, hier ist es ja umgekehrt).
Auf haarige Details ließ sich kein Leerer ein.
Obwohl wir also bayerische Schüler in Bayern waren, kann ich mich heute an so gut wie null Sachen über das staatspolitische Wirken der Wittelsbacher erinnern, außer dem plakativen König Ludwig II., den man natürlich wieder runtermachte, immerhin aber zugab, daß er zunächst gegen den Zusammenschluß mit den anderen Staaten unter Bismarck war.
Von Industriepolitikgeschichte außer der sozial korrekten Beweinung der armen Weber, die Wochen ausfüllte, keine Thematisierung der Wettbewerbsposition der konkurrierenden Industriemächte samt begleitender Macht(kriegs)politik.
Von wegen Währung und so eh null.
Rhein-, Ruhrbesetzung, Saarland, alles nur ganz verschämt am Rande, daß nur ja kein Kindlein nachbohren solle, es ging nur darum, den Zeitgeist brav geschluckt und verinnerlicht zu haben.
Ein paar Seiten durchgekaute Notverordnungen, das wars. Das Jahr 1933 wurde ausgewalkt, daß man meinen möchte, es hätte 50 Jahre umfaßt, um 1937/38 drückte man sich verschämt bis auf Kinkerlitzchen wie das Münchner Abkommen, und schon gings weiter zum Unvermeidlichen, was dann den Rest vereinnahmte.
Personen, deren Herkunft und Werdegänge, deren Motive, deren Gegner, die Umstände in wirtschaftlicher und außenpolitischer Sicht, nahe null.
Es erinnert mich an die verschämten Hoffnungen verklemmter Mütter, ihre Söhnchen mögen doch hoffentlich nie ein Nacktfotoheftchen zu sehen kriegen, oder gar schlimmeres, oder es sogar mit nach Hause bringen............ausblenden, bloß das Thema nicht anrühren, um keine unpassenden? Antworten geben zu müssen.
Also fand der geCHichtsunterricht i.W. im Fach Deutsch statt, wir hatten zu ergründen, was wohl irgendwelcher Dichter oder Schmarrer oder Schriftsteller oder Politiker so gedacht haben könnte, vielleicht oder auch nicht.
Logisch, das die Auswahl der Reden nicht gerade representativ war, die wir zu anal-ysieren hatten, ob hier nun ein Oxymoron oder ein Paradoxon stünde, und warum, oder wieso nicht (vielleicht, weil der Redner gerade frei Schnauze so inspiriert wurde?) es als Propaganda zu bezeichnen, wäre m.E. schon untertrieben. Es mar mehr als Meinungsmache.
Bloß keine geschichtliche Bildung.
Das ist doch in der Uni auch nicht anders. Leerplan, Prüfung, Professoren als höchstrangige Staatsbeamte.
Nimm nur mal den feisten Exkanzler Deutschlands, den Jahrtausendkanzler, der in die GeCHichte eingegangen ist, mehr eingegangen als GeChichte übrigens.
Er war stolz, diplomierter Historiker zu sein.
Wenn ich den als Maßstab nehme für den Nutzen, den Umfang, den Wert einer solchen Ausbildung, fällt mir kein Vergleich mehr ein.
Was haben wir ihm und seiner grenzenlosen Kenntnis und vor allem seinen Er-->kenntnissen aus den ganzen Daten nicht alles zu verdanken.
Sein grenzenloser Intellekt und Scharfsinn war legendär (siehe FJS, *ihm fehlts*), geschliffen an seinen ganzen kleingeistigen Vorgängern wie Adenauer, Bismarck, Herrmann dem Etrusker, an ihn kam keiner nicht ran.
Mich wundert, warum am deutschen Eck keine Birnenbüste steht und den Schiffen entgegenblinzelt, die lieben Freumde draussn im Lamde grüßt.
K.u.K., Kohl und Knoop - mehr GeChichte erträgt kein MenCH.
Betreiben wir lieber autodidaktisch unsere Nachforschungen, das bringt bei einer guten Flasche Rotwein im Sessel im Wohnzimmer mehr als Bänkedrücken vor Rückendurchdrückern.....
meint der Baldur und grüßt bestens
P.S.: ich hoffe, dottore ist kein Historiker von der Ausbildung her - auf ihn wäre diese zynische Betrachtung nämlich weder gemünzt noch angemessen, also, in dem Falle, natürlich mit seiner löblichsten Ausnahme aus dem Ganzen (ich denke, er pflichtet mir eh bei über seine ggf. Kollegen)
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