-->Wir stehen vor einer Renaissance der realen Werte
Kolumne
von Marc Faber
Wir müssen umdenken, denn einige langfristige ökonomische Trends scheinen ihr Ende gefunden zu haben. Seit Anfang der achtziger Jahre profitierte die Weltwirtschaft von einem mehr oder wenigen kontinuierlichen Verfall der Rohstoffpreise. Der Goldpreis beispielsweise erreichte im Januar 1980 ein Hoch von 850 Dollar verglichen mit einem Preis von 35 Dollar pro Unze im Jahre 1970. Und auch der Ã-lpreis hatte sich mit knapp 50 Dollar pro Fass auf dem Spotmarkt meilenwert vom Preisniveau zehn Jahre zuvor entfernt - damals lag er gerade einmal bei 1,70 Dollar. Mit den seit 1980 fallenden Rohstoffpreisen kamen auch die Zinsen ins Rutschen. Der Zinssatz für US-Staatsanleihen sank von rund 15,5 Prozent im September 1981 auf ein kürzlich erreichtes Tief von etwa fünf Prozent.
Zusammen wirkten die fallenden Rohstoffpreise und die sinkenden Zinsen wie ein Treibsatz für den Aktienmarkt, denn sie verschafften den Unternehmen höhere Gewinnmargen. Zudem machte das niedrigere Zinsniveau eine Neubewertung der Dividendenpapiere möglich. Während der Dow Jones Industrial im Jahre 1982 bei rund 800 Punkten notierte und ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von nur 6,7 aufwies, liegt diese Kennziffer beim weltweit wichtigsten Börsenindex derzeit bei über 30.
Nun aber wird immer deutlicher, dass sich in den vergangenen zwei Jahren ein ganz bedeutender Trendwechsel vollzogen hat. Einer, wie er nur einmal in einer Generation stattfindet und der immense Konsequenzen für die Anlagestrategie von Investoren haben wird. Im Jahre 2000 haben die Börsen der westlichen Industrieländer einen Gipfelpunkt markiert, den sie in vielen Jahren - möglicherweise zehn bis 15 Jahre - nicht mehr übertreffen werden. Die Rohstoffpreise erreichten dagegen zwischen Oktober 2001 und Februar 2002 einen Tiefstpunkt, den sie in Zukunft kaum mehr je unterschreiten werden. Gleichzeitig scheint es so, als ob die langfristigen Zinssätze künftig wieder im Gleichschritt mit den Rohstoffnotierungen steigen würden. Denn mittel- und langfristig hat es hier in den vergangenen 200 Jahren immer einen Gleichklang gegeben.
Wie ist es zu diesem Trendwechsel gekommen? Letztlich waren die Aktien schlicht zu teuer geworden, während die Rohstoffpreise im Vergleich zu den Börsenindikatoren und dem Konsumentenpreisindex viel zu niedrig lagen. Jetzt aber steigt die Nachfrage nach Rohstoffen vor allem in China und anderen asiatischen Ländern. Zudem dürfte es dank der Bemerkungen des Fed-Gouverneurs Bernanke inzwischen jedermann klar sein, dass die Amerikaner eine Politik der massiven Reflation führen werden. Diese könnte in Kombination mit einem Krieg im Mittleren Osten, wenn er sehr lange andauert, sogar in einer Hyperinflation enden. Denn es ist eine Tatsache, dass Kriege historisch betrachtet immer zu steigenden Rohstoffpreisen und Zinsen geführt haben.
Um sich auf diese Zeitenwende einzustellen, müssen Anleger ihre Portfolios massiv umstrukturieren. Aktien und Obligationen sollten untergewichtet werden und das Geld stattdessen in tief bewertete reale Werte, wie Immobilien in Schwellenländern (Osteuropa, dalmatische Küste, Thailand, Vietnam, Argentinien), in Rohstoffe wie Gold und Silber sowie in landwirtschaftliche Produkte investiert werden. Eine Zeitenwende verlangt eben neues Denken, auch wenn es manchmal sehr antiquiert klingt.
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